Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-68 -

[.], an diesem Tag schenkte der [Sohn des Re] Ari-mai-amün [.] und 41 (oder i3±) Esel,
[.], und ich gab dir zwei Bierfässer und 12 [.]. Im Jahr 7 (oder 9), ^Aam 17. (oder 18. oder
19.) Athyr, schenkte(?) [ich(?) dir(?) .]
am ersten Tag(?) des Monats (?) brachte ich dir [.]. Jahr 9 (oder 8), am [..]ten Paopi, [.(Rest zerstört)

5 Zur zeitlichen Einordnung der napatanischen Texte
5.1 Die Chronologie Nubiens in der napatanischen und meroitischen Epo-
che

Die Überlegungen zur Chronologie des späten Nubien beruhen auf vergleichsweise geringer Evidenz. Wie in Ägypten
auch, existiert kein fortlaufendes Datiersystem, sondem die Denkmäler verorten sich innerhalb der Regierungszeit
eines bestimmten Königs, dessen chronologische Situierung als bekannt vorausgesetzt wird. Während uns fürÄgypten
eine Reihe von Königslisten zur Verfügung stehen, die der modernen Forschung sehr hilfreich bei der Erstellung
einer Chronologie gewesen sind, fehlen solche für Nubien ganz. Nur selten ergibt sich einmal die relative Abfolge
zweier Könige unmittelbar aus einem Textzeugnis (so etwa in der Nastasenstele, in der Harsijotef als Vorgänger
erwähnt wird). Stattdessen versucht man die Abfolge der nubischen Könige anhand ihrer zahlreich erhaltenen Grab-
stätten zu erschließen, die nach archäologischen und ikonographischen Kriterien in einer typologischen Reihe ange-
ordnet werden. Eine Grundannahme ist hierbei, dass Gräber innerhalb derselben Nekropole auch zeitlich nahe beiein-
ander liegen. Innerhalb der jeweiligen Nekropolen wird dann die relative Abfolge der Einzelgräber zu bestimmen
versucht. Natürlich sind diese Verfahren mit vielfachen Unsicherheiten behaftet.
Es gibt in Nubien vier königliche Nekropolen, die wie folgt belegt wurden:
• el-Kurru in der 25. Dynastie bis Tanutamun
• NürT schon durch Taharqa in der 25. Dynastie, dann wieder von Atlanersa bis Nastasen. Hier liegen
auch die Gräber des Harsijotef (Nuri i3) und des Nastasen (Nuri 15), die von Dunham (1955:
221-224 mü Tf. 58 bzw. 246-250 mit Tf. 62) veröffentlicht wurden.
• Meroe ab Ergamenes I
• Gebel Barkal mehr oder minder gleichzeitig mit Meroe
Die Königsgräber sind zwar durchgehend bildlich dekoriert, doch in Meroe häufig und am Gebel Barkal fast stets
unbeschriftet, was ihre Zuweisung beträchtlich erschwert.
Die Gleichzeitigkeit der Gräberfelder in Meroe und am Gebel Barkal stellt ein ernsthaftes Problem der nubischen
Chronologie dar. Es galt lange Zeit als unklar, ob wir es mit einer einzigen nubischen Dynastie oder mit zwei Paral-
leldynastien zu tun haben, was nicht ohne Auswirkungen auf die Gesamtchronologie bleibt. Mittlerweile hat man sich
mehr und mehr auf die erste Lösung geeinigt, die aber darum noch nicht als völlig gesichert gelten darf. Folgende
Annahmen sind vertreten worden:
Zwei parallele Dynastien
• Es gab zwei unabhängige Dynastien, eine in Napata, eine in Meroe (so zuerst Reisner ±923: 63f., 75L, akzeptiert
von Hintze 1959: 24-29, dann aber widerrufen von Hintze 1973c: 134L). Neben der Hauptdynastie in Meroe
hätte danach eine Nebenlinie in Napata regiert. Reisner (1923: 75L) ordnete die Gräber am Gebel Barkal in
zwei durch eine chronologische Lücke getrennte Gruppen und vermutete daher die Existenz eines “First Mero-
itic kingdom of Napata” 308-225 UIK1 eines “Second Meroitic kingdom of Napata” 100-22 v.Chr.
Eine Dynastie
• Die betreffenden Könige folgten innerhalb einer einzigen Dynastie aufeinander und legten ihre Gräber mehr oder
weniger abwechselnd in Meroe und am Gebel Barkal an (so weitgehend Dunham 1957: 4L).
• Die Könige wurden in Meroe und nur die anderen Mitglieder der Königsfamilien am Gebel Barkal bestattet
(Arkell 1961: 161).
• Nur in einer kurzen Epoche direkt nach der Aufgabe des Friedhofs von Nürl wurden am Gebel Barkal Könige
bestattet; danach diente allein Meroe als Königsfriedhof (Wenig 1967: 19-28; akzeptiert von Hintze 1978c: 134L
und Hofmann 1978: 29L)
Die so erschlossene relative Chronologie Nubiens weist einige wenige Fixpunkte in Form von Synchronismen mit der
außernubischen Geschichte auf. So ist die Regierungszeit des Aspelta durch einen Synchronismus mit der Regierung
 
Annotationen