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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0139

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- 134 -

• Das Verb “kämpfen” kommt in zwei Varianten qn und qnqn vor; vielleicht handelt es sich bei der ersteren um
eine Haplographie (CSv* § 16)
• Der Thronname '^des Harsijotef ist wahrscheinlich Si-Jmn-mri-Jmn mit Haplographie von Jmn zu
lesen.
• Das scheinbare sn(w) in N 65 ist wohl als ssn “Lotos” zu verstehen. In Anbetracht der Tatsache, dass s und 5 im
Napatanischen austauschbar sind, könnte auch diese Schreibung als Haplographie verstanden werden.
• Eine Haplographie eines Determinativs könnte auch in h>m “angeln(?)” vorliegen, doch ist die Deutung der
Stelle sehr unsicher, IßS3 § 16.
Kg5 auch § 24.8.3.

i3 Rinder und Rinderhieroglyphen
In den napatanischen Texten kommen vier verschiedene Rinderbezeichnungen vor (jw>,jh [nur in A 7 und ohne
Rinderhieroglyphe], k>, mnmn). Mehrere Varianten von Rinderhieroglyphen können bei diesen als Determinativ, teils
auch als Logogramm stehen. Im folgenden erläutere ich, inwieweit das Lexikon und die Graphemebene miteinander
zur Korrelation zu bringen sind. Des weiteren dürfte es wünschenswert erscheinen, einen Bezug zu einem dritten
Parameter, nämlich zu den zoologisch in dem Gebiet nachweisbaren Rinderrassen herzustellen. Hier kann ich jedoch
keine sicheren Lösungen anbieten.

i3.± Zoologisches zum Rind
Beschäftigen wir uns zunächst mit der zoologischen Situation. Innerhalb der rinderartigen Tiere (Bovinae) sind nach
Legel (1989: 27) weltweit vier Gattungen zu unterscheiden:
• Der afrikanische Büffel (Syncerus), dessen Domestikation bislang nicht gelungen ist. Der Syncerus caffer brachy-
ceros (Gras- oder Sudanbüffel) lebt heute im Savannengürtel südlich der Sahara (Legel 1990: 499) und könnte im
antiken Nubien vorgekommen sein.
• Der asiatische Büffel (Bubalus), von dem eine domestizierte Form (^yUgämtts) im modernen Ägypten sehr
verbreitet ist. Diese Tiere sind erst mit dem Islam eingeführt worden (Legel 1990: 18, 3o).
• Das Bison oder Wisent (Bison), das für Afrika bedeutungslos ist.
• Das eigentliche Rind (Bos). Als Urform aller in Afrika — und Europa - lebenden eigentlichen Rinder wird der
Auerochse oder Ur (Bos bos primigenius) angesehen (Legel 1989: 3o). Nach der Domestikation dieses Auer-
ochsen, die nach Legel (1989: 3if.) im 8. oder 7. Jahrtausend in Asien stattgefunden haben soll, während Störk
(1984: 258) eine ursprüngliche Domestikation in Afrika ebenfalls für möglich hält, entwickelten sich aus ihm
zahllose Variationen mit fließenden Ubergängen, die untereinander leicht gekreuzt werden können und summa-
risch als “Hausrind” bezeichnet werden.
Die in Afrika lebenden Hausrinder werden nach Legel (1989: 33) drei allerdings nie rein vorkommenden Archetypen
zugeordnet, die als “Hamitic-Longhorn”, “Shorthorn” und “Zebu” bezeichnet werden und alle spätestens vom zweiten
vorchristlichen Jahrtausend an archäologisch in diesem Raum nachweisbar sind.
Von den zahllosen Unterscheidungsmerkmalen, nach denen man Hausrinder klassifizieren könnte, interessieren uns
nur diejenigen, die geeignet sind, um in den Hieroglyphenzeichen abgebildet zu werden. Dies sind vor allem drei:
(1) Die Form der Hörner, die für die Unterscheidung des “Hamitic-Longhorn”-Typus und des “Shorthorn”-Typus
wesentlich ist. Die Hörner der Zebus sind dagegen sehr variabel. Mit ausgeprägten geschlechtsspezifischen Va-
riationen der Hornform ist in der Regel nicht zu rechnen (vgl. Legel 1989: 58L).
(2) Der Verlauf der Rückenlinie. Für das Zebu charakteristisch ist das Vorhandensein eines aus Muskelgewebe
bestehenden Buckels über der Brust- oder Halsgegend. Der Buckel kann sehr ausgeprägt, bei einigen Unter-
arten (“zeboid” genannt) aber auch kaum wahrnehmbar sein und ist bei Weibchen generell weniger deutlich als
bei Männchen.
(3) Was die primären Geschlechtsmerkmale anbetrifft, so sind bei den Männchen die zwischen den Beinen senk-
recht herabhängenden Hoden meist am auffälligsten. Demgegenüber sind die Euter der Weibchen eher weniger
hervortretend, wenn wir von den Hochzüchtungen aus der Neuzeit absehen.
 
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