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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0135

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-130 -

sntr “Weihrauch”; tgr “Kette”
Kreisformige Zeichen scheinen gelegentlich (H 34; N 8, 9) als Logogramm
für ntr “Gott” oder n\t “Theben” zu fungieren. Die gebrauchten Formen sind
O in N 9, O in N 8 und O in H 34. Kg5 hierzu § 16 s.v. ntr.
In dem obskuren bnw-sm-[.]m[.].t in N 38 steht das Zeichen 0 vielleicht als
Determinativ (wenn nicht als Beginn eines sp-2 zu deuten).

iö Gebrauch der Zeichen Ai, A2 und ihrer Varianten
10.1 Grundsätzliches

Zwei im gewöhnlichen Ägyptischen sehr häufige Grapheme sind (Ai) (Determinativ/ Logogramm “Mann, Per-
son”, Personalpronomen l. sg.) und ^ (A2) (Determinativ “sprechen, denken, essen”). Ihre napatanischen Entspre-
chungen weisen auffällige Besonderheiten auf, die besonders im Falle des Nastasen-Textes den vom Ägyptischen her-
kommenden Leser zunächst verwirren. Dies ist schon Maspero aufgefallen, dessen Schlussfolgerung jedoch überzogen
1St" “It must be said,x>nce for all, that in Ethiopian texts j£j) has exactly the value of the old Egyptian
and vice versä, 'ot' the sense of jfj).” (Maspero 1875: 215)
Im Ägyptischen sind die Zeichen durch zwei miteinander gekoppelte Merkmale, nämlich durch die Haltung beider
Arme, unterschieden. Im Napatanischen aber ist die Haltung der beiden Arme voneinander unabhängig, so dass sich
vier Zeichenformen ergeben:

linker Arm gestreckt
linker Arm angewinkelt
rechter Arm gestreckt
rechter Arm angewinkelt
|
i (a7i)
% (Ai)
|(Ä2)
i (Ä2a)

Alle vier Formen kommen sowohl in H wie auch in N vor.
In A sind die betreffenden Zeichen vergleichsweise spärlich belegt. Die wenigen Belege decken sich mit dem ägypti-
schen Gebrauch:als Det. zu mnjw “Hirte” (A 2, 6), ^ in dem Gruppenschriftphonogramm j (A b, 6, 10 bis,
11, i3, 14) und als Det. zu jmj “komm!” (A 8, oder doch jmj-[n]j “komm zu mir!”?).

10.2 Position des rechten Armes

Es zeigt sich, dass die Position des rechten Armes im Napatanischen keine funktionale Bedeutung hat. In H stehen
am Textbeginn nur die Formen mit gestrecktem rechten Arm (^ , ^). ^ taucht zum ersten Mal in H 46,0 in
H 58 auf, und fortan überwiegen im Text diese Formen mit angewinkeltem rechten Arm. In N überwiegen generell
die Formen mit gestrecktem rechten Arm, während die Formen mit angewinkeltem rechten Arm nur vereinzelt gegen
BeginndesTextes auftreten (|g( in N 4 als DE zu rh “wissen”, woN 3 liat; "V in N 4 fürdas Suffix der 1. pers. sg.,
wo der Text sonst meist (\l£ hat).

10.3 Position des linken Armes
Die Graphemdistinktion, die sich im Ägyptischen auch an der Position des linken Armes manifestiert, wird in H allein
durch diese zum Ausdruck gebracht. In H 71 steht vielleicht einmal1^ statt ^ , doch ist dies nicht sicher (03°
§ 3.2).
In N sind die Verhältnisse jedoch komplizierter, denn hier drückt auch der linke Arm nur eine privative, keine äqui-
pollente Opposition aus: Ist der linke Arm gestreckt, so entspricht das Zeichen funktional einem ägyptischen : .' A2
(also gerade mit angewinkeltem linkem Arm!), ist er angewinkelt, so ist das Zeichen ambig. Außerdem hat N mehr-
fach Formen, bei denen der linke Arm sich in einer undifferenzierten Zwischenstellung befindet, was ich mit einem
besonderen Zeichen ftK wiedergebe. Vom ägyptischen Gebrauch aus betrachtet stellt sich die Lage wie folgt dar:
 
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