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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0230

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-225 -

21 Phonologie
21.1 Verlust der Aspirationskorrelation der Verschlusslaute
Die Verschlusslaute des Jüngeren Ägyptisch lassen sich in zwei Klassen einteilen, die sich in der Artikula-
t i o n s a r t unterscheiden, nämlich
(1) <p>, <t>, <t>, <k>
(2) (<b>,) <d>, <d>, <g>, <q>.
Der Unterschied ist in den meisten koptischen Dialekten bekanntlich aufgehoben. So gehen im Sahidischen T auf <t>,
<d>, <L> oder <d>; S auf <L> oder <d>; S und K auf <k>, <g> oder <q> zurück. Nur im Bohairischen sind in der Stellung
vor dem Tonvokal die beiden Plosivreihen noch geschieden, indem hier die Plosive der ersten Klasse mit den Gra-
phemen für Aspiratae (<|>, O, S, X), diejenigen der zweiten Klasse mit den Graphemen für nicht-aspirierte Verschluss-
laute (n, T, S, K) notiert werden. In allen übrigen Stellungen ist auch im Bohairischen die Opposition neutralisiert.
Ich vermute, dass das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein der Aspiration wie im Bohairischen so auch schon im
Alteren Ägyptisch das unterscheidende Merkmal beider Klassen war (Peust 1999a: § 3.2), während sonst meist davon
ausgegangen wird, dass sie sich ursprünglich durch ein anderes Merkmal wie dasjenige der Emphase oder (wie es die
Transkriptionssymbole suggerieren) das Merkmal der Stimmhaftigkeit unterschieden hätten. Die genaue phonetische
Realisierung beider Verschlusslautklassen im Agyptischen muss hier aber nicht weiter thematisiert werden. Wir wol-
len uns stattdessen auf die Frage beschränken, inwieweit die phonologische Opposition als solche sich im Napatani-
schen überhaupt noch nachweisen lässt.
In den meisten Wörtern werden im Napatanischen die aspirierten bzw. nicht-aspirierten Plosive wie etymologisch
erwartet in der Schrift unterschieden. Daneben tritt jedoch eine Anzahl von Fällen mit unetymologischer Schreibung
auf, die uns verraten, dass die Opposition schon gestört war. Es handelt sich dabei um folgende Wörter (wo daneben
die etymologisch berechtigte Schreibung belegt ist, gebe ich dies an):
<d>fiir etymologisch zu erwartenden aspirierten Plosiv (<t> oder <t>)
• fibt.t “Osten”, beießT, in H 153p als <j>bd>
• hr->.t- “auf (status pronominalis), b2Kt)T-, in II 15 als <hr->d->, in H 16 <hr->d-t> mit zusätzlichem <t>
• n-tnw “wann?”, bN0N6,'5’, in N io als <n-dnw>
• nmt.t “Kraft”, sNOATe, in N 42 als <nmd>
• sb.tj “Mauer”, bCOßT, in H i3o als <sbdj>
• tlpd.t “der Bogen”, bT(l)-<f>lf, n N 24 <dpd>, in N 63 <tpd>, sonst <tp(t)> geschrieben.
• tb.w “Sohlen”, bö(l)0’öT, in H 14; N 1, 64; A 8 als <db>; daneben in N y rein logographisch
• tp-n-j>w.t “Tier”, bTCßNH, n N durchgängig mit <d>, in H 99 nur logographisch mit @ geschrieben
<t> jur etymologisch zu erwartenden nicht-aspirierten Plosiv (<d> oder <d>)
• dj “dort”, bTH, in A 5 als <t>y>
• wd “Befehl”, koptisch nicht erhalten, in H 2 als <wt> geschrieben
• dd “Dauer” in H o und N ü mit Komplement <t>, sonst rein logographisch geschrieben
• dwn “strecken”, bT(t)0'ö'N, in H als <dwn>, in N hingegen <tn> geschrieben
• rd “Bein”, bp&T-, meist <rd>, in H 17 mit zusätzlichem <t> geschrieben
• t> pd.t “Bogen(truppe)”, bT(l)-<J>I-f, in N 46, 55 <tpt> geschrieben; s.a. oben.
<d> für etymologisch zu erwartenden aspirierten Plosiv (<t> oder <t>)
• kt “Gefäß”, koptisch nicht belegt, in N 36 als <kd>
• t- (Konjugationspräfix), bT-, passim wie das Verb di “geben” geschrieben und auch in meiner Transkription
durchweg so wiedergegeben
<t>jur etymologisch zu erwartenden nicht-aspirierten Plosiv (<d>)
• dii-jtrw “übersetzen”, bX!Op, in N 11 und N 12 als <L-jrw>
<q> fiir etymologisch zu erwartenden aspirierten Plosiv (<k>)
• k>m “Garten”, bS(ÜA, in N 34p als <qm>>
<k>jur etymologisch zu erwartenden nicht-aspirierten Plosiv (<q>)
• qq “essen”, b2i(ÜÄ, in N 40, 48 als <kk>
• rq “beseitigen”, bA(ÜÄl, in H io3, 107 als <rk>
• sq> “Empore”, koptisch nicht erhalten, in N 3i als <sk>>
 
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