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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0138

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vorkommen. Oder es entspricht dem ägyptischen \/ W19 bei Harsijotef teils , teils , dem ägyptischen ^ V6
teils teils auch wiederum Q, was zu folgendem komplexen Entsprechungsmuster führt, in dem das Napatanische
dem Agyptischen offenbar eine Distinktion voraus hat:

ägyptisch
8
napatanisch
l
8

Mehrfach steht ein einziges napatanisches Zeichen, wo in den ägyptischen Hieroglyphen eine ganze Zeichengruppe
verwendet wird. Diese Zeichen scheinen aus Ligaturen in der Kursivschrift abgeleitet worden zu sein. So entspricht:

napatanisches einer ägyptischen Gruppe C13’ § 9 s-v- d54 var-)-

napatanisches c=a=o einer ägyptischen Gruppe jjl nsw “König” (BS= § 16),
napatanisches , Logogramm für jrdb “Artabe”, vielleicht einer ägyptischen Gruppe

n o (b®’ §l6)-

Abgesehen von den Besonderheiten beim Gebrauch einzelner Zeichen kann auch die Schreibung ganzer Morpheme
vom Ägyptisch-Hieroglyphischen abweichen und sich stattdessen an einer dem Demotischen vergleichbaren Kursiv-
schrift orientieren.^Hierher gehört die Schreibung des Pronominalsuffixes -f als ^^ (BS’ § 24.8.2) und des Pronomi-
nalsuffixes -w als • (BS5 § 24.8.3). Typisch demotisch sind auch die Schreibungen des Konjugationspräfixes T- als
fl—A. (B$" § 27.1.3, von mir di transkribiert), das im Neuägyptischen tw-(j/k etc.) lautet, sowie des Konjugationsprä-
fixes des negativen Perfekts alsZ^ ^ , . Die besonders stark variierenden Graphien für den Possessivartikel (B3P
§ 23.2.ii) scheinen aus Ligaturen einer Kursivschrift rückgebildet zu sein.
Ohne dass ich dies weiter vertiefen möchte, liegen auch in noch anderen Bereichen wie dem Gebrauch der phoneti-
schen Determinative und der allgemeinen Zeichenwahl und -anordnung Einflüsse der Kursivschrift vor. So kann man
besonders bei Nastasen beobachten, dass die relative Anordnung der Einzelzeichen eher hieratischem als ägyptisch-
hieroglyphischem Usus folgt. Schon Schäfer (1901: 60) stellt über die Schreibung des Nastasentextes folgendes fest:
“Die Verteilung und Anordnung der Zeichen ist im Ganzen für das Auge nicht unangenehm. Zeichen-
häufungen finden sich nicht. Im Gegenteil fällt öfter eine gewisse, sonst in hieroglyphischen Inschriften
nicht übliche Gespreiztheit auf. Das Prinzip der Anordnung in Quadraten (...) ist nicht immer beobachtet.
Man kann die Zeichenanordnung am besten als Nachahmung der in einer hieratischen Handschrift übli-
chen charakterisieren.”

Auf den Einfluss der Kursivschrift dürfte auch die Tatsache zurückzuführen sein, dass das Phonogramm <k> V3i
gelegentlich ungewöhnlich positioniert wird (für Einzelheiten B3f § 9).

±2 Haplographie

Im Napatanischen scheint nicht ganz selten eine Haplographie bei einer Abfolge identischer Hieroglyphen oder
Hieroglyphengruppen vorzukommen. Gelegentlich wird in N eine solche Haplographie durch zwei Striche bezeichnet,
die somit eine Rolle einnehmen, wie sie im Ägyptischen das indexikalische Element ^ erfüllt:
• In N tritt siebenmal ein Rinderterminus mn(mn) auf, der in allen Fällen in Beuteaufzählungen hinteryW-Rindern
genannt wird. Die Schreibungen sind wie folgt:
N 40> 47 N5i N 54> 58 N 44> 56
Das Wort hängt sicherlich mit dem ägyptischen mnmn.t “Herdenvieh” zusammen (ß3? § i3.2). Bei den
Schreibungen als mn scheint es sich um bloße Haplographien zu handeln.
• dd’ “fett” wird einmal J einmal haplographisch | [ geschrieben (beides in N 38). Die Striche stehen aller-
dings in beiden Fällen.
Häufiger aber fehlt ein äußerer Hinweis auf die Haplographie (für Einzelheiten zu den betreffenden Wörtern t®”
jeweils in § 16 bzw. § 20):
• Das Wort jtj “Vater” wird im Napatanischen stets mit —geschrieben. Wenn das Suffix -/folgt, steht aber nur
j^(ß)statt *-3(ß)(Nf, q sowie im Königsnamen Hrw-s’-jtj-f).
• krr “Krug” wird mehrfach erwartungsgemäß, einmal in H 47L aber nur
lenumbruch).
• Wenn das in H 43 und H 51 belegte skr mit demotisch sqlql, koptisch UI©Nei?>, UJKeAKlN et var. “Glocke”
zusammengehört, muss entweder im Napatanischen eine Haplographie vorliegen oder im nichtnapatanischen
Ägyptisch eine Reduplikation stattgefunden haben.

geschrieben (über den Zei-
 
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