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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0258

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-253 -

• wn nb m h.t-j “alles, was ich auf dem Herzen hatte” (N 14)
• dd-f-j md.t nfr dr Jmn (...) “all das, was mir Amun (...) an guten Worten sagte” (N 29), mit bemerkenswerter
Wortstellung
(3) Ist ein Possessivsuffix vorhanden, so wird bei beiden Formen von Totalität ein Possessivartikel verwendet. Dies
ist einsichtig, weil die betreffenden Substantive im Napatanischen keinen status pronominalis besitzen und das
Suffix nicht anders positioniert werden kann. Ich habe hier nur Belege mit nb:
• pi-f t>.w nb “alle seine Länder/ sein ganzes Land” (N 39)
• p>-w hm.t nb “alle ihre Frauen” (N 58)
• p>-f hd nb “sein ganzes Silber” (N 39)
• p>-k h(w nb “jede deine Erscheinung” (A 9)
• p>-f nb “alles seinige” (p/-/substantiviert) (H 83)
Diese Konstruktion ist vom Standpunkt des außernapatanischen Ägyptisch ungewöhnlich, wo in Verbindung mit
nb / NIA das von mir sogenannte adjektivische Possessivpronomen (Kir’ § 24.1) oder andere Ersatzkonstruktionen
eintreten müssen:
• jh.t nb jnk “alle meine Sachen” (neuägyptisch, Cerny & Groll 1993: § 2.2.2 e)
• pt~jink “alles meinige” (neuägyptisch, Cerny & Groll 1993: § 2.2.4)
• NKiN NIA 6T-NT&K “alle deine Sachen” (sahidisch, Till 1960: § 207; für ähnliche Beispiele aus dem Demoti-
schen siehe Spiegelberg 1925: § 376)
Die napatanische Konstruktion des Possessivartikels mit dem Quantor nb dürfte als eine analogische Angleichung an
die Konstruktion mit dem Quantor dr zu verstehen sein, der von jeher mit dem Possessivartikel kombinierbar war.
Wie auch sonst im Agyptischen kann ein Quantor im Napatanischen keine Nominalphrase für sich bilden, sondern es
muss ein Stütznomen hinzutreten:
• md.t nb “alle Dinge” = “alles” (N 3, 21)
• wn nb “alles Seiende” = “alles” (N 14)
• rmt nb “jeder Mensch” = “jeder; alle” (N 3,10, 18, 20, 34)

24 Personalpronomina
Personalpronomina sind Stellvertreter ganzer Nominalphrasen und können keine Attribute zu sich nehmen. Man
unterscheidet die selbständigen Personalpronomina, die besonders als unmittelbare Satzkonstituenten in Nominalsät-
zen auftreten, und mehrere Klassen von Suffixen, die in sehr mannigfachen Kontexten gebraucht werden können. Eine
direkte Entsprechung zu den abhängigen Personalpronomina (-wj, -tw, -sw, etc.) des Agyptischen gibt es im Napata-
nischen nicht.
Aus formalen Gründen wird im folgenden Kapitel über das selbständige Personalpronomen das adjektivische Posses-
sivpronomen mitbehandelt, obwohl dieses einen syntaktisch andersartigen Status hat.

24.1 Selbständiges Personalpronomen und adjektivisches (“selbständiges”)
Possessivpronomen
Das selbständige Personalpronomen ist in drei grammatischen Personen belegt:
1. pers. sg.^^^JH 89, 90, 143);^^ oder ^ (D®5 §3.2) (H71)
2. pers. sg. masc.^gL, ~ ^ ~ (H 88, 89, 96, io3; N 6, 17; A 8); (H 16, 79); (A
3 (A 1A>
1. pers. pl.: _r_ (H o)
Es tritt auf im eigentlichen Nominalsatz:
• ntk p>-j ntr “du bist mein Gott” (H 89)
• jnk p>-k b>k “ich bin dein Diener” (H 89L)
• jnk s-hm.t “ich bin eine Frau” (H 90)
• ntkp>-fsrj nfr “du bist sein vorzüglicher Jüngling” (N 6)
in der Cleft-sentence:
• jnn di-nk cnh “wir sind es, die dir Leben schenken” (H o; ähnlich A 11)
 
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