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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0259

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-254 -

• jnk (j-?)di-nk “ich bin es, der dir gibt” (H 71)
• ntk j-jri-nj “du bist es, der für mich gehandelt hat” (H 79, 88, 96, io3)
• ntk p> ntj-jw-k jri-sw-j “du bist es, der es für mich tut” (N 17^)
• sbj ntk j-jri sj hr->.t-{k} <f> “der Feind, gegen den du es bist, der zieht” = “der Feind, gegen den du selbst
ziehst” (H i5f.)
Im Ägyptischen können die selbständigen Personalpronomina auch in possessiver Funktion gebraucht werden
(Gardiner 1957: § 114.3; Cernv & Groll 1993: § 2.2). Dabei verhalten sie sich syntaktisch wie ein ägyptisches Adjek-
tiv, stehen also in attributiver Funktion postponiert (plj pr jnk “dieses mein Haus” wie plj pr nfr “dieses schöne Haus”)
und in prädikativer Funktion am Satzbeginn (jnk sw “es ist mein” wie nfr sw “es ist schön”). Ich schlage vor, sie
adjektivisehe Possessivpronomina zu nennen zur Unterscheidung von den substantivischen Pos-
sessivpronomina des Typs p>-f! rtOÜ'j, die in § 23.6 behandelt werden. Im Verlaufe der demotischen Sprachgeschichte
werden die adjektivischen Possessivpronomina ungebräuchlich (vgl. Spiecelberg 1925: § 7), und im Koptischen sind
sie erloschen. Dies dürfte mit den Veränderungen zusammenhängen, die in dieser Zeit die Wortart des Adjektivs
generell betreffen.
Wahrend besonders im Neuägyptischen die adjektivischen Possessivpronomina gewisse morphologische Abweichun-
gen von den selbständigen Personalpronomina aufweisen, trifft dies für das Spätneuägyptische (Wenamun) sowie das
Demotische nicht mehr zu, sondern die adjektivischen Possessivpronomina lauten hier schlicht jnk, ntk, ntt, ntf
nttn.10i
Ein adjektivisches Possessivpronomen kann ich im Napatanischen zwar nicht zwingend nachweisen, doch lassen zwei
Stellen in A diese Interpretationsmöglichkeit zumindest zu:
• ntk p> nsw (A 8) heißt entweder “du bist der König” oder “dein ist das Königtum” (zu nsw in der Bedeutung “Kö-
nigtum” Kä5 die Diskussion in § 16)
• In ntk p> [....] (A 5) ist der Kontext zerstört.

24.2 Erste Beobachtungen zum Gebrauch der napatanischen Pronominal-
suffixe
Das System der napatanischen Pronominalsuffixe unterscheidet sich deutlich von dem des Ägyptischen und bildet
eines der auffälligsten Charakteristika dieser Sprachform überhaupt. Die ersten Beobachtungen eines Ägyptologen,
der auf napatanische Texte stößt, sind etwa folgende:
• Ein Pronomen steht häufig zusätzlich zu einer expliziten Nominalphrase: jri-f h>b-nj Jmn Npyt “(er, nämlich)
Amun von Napata schickte mir Nachricht” (H n3)
• Wo ein feminines Pronomen erwartet wird, kann ein maskulines stehen: dj-j sj-f t> pd.t “ich schickte (sie, näm-
lich) die Bogentruppe” (N 54f.)
• Ein einfaches Pronominalsuffix kann dort stehen, wo man im Ägyptischen ein Dativklitikon erwartet: dd-j-w
“ich sagte zu ihnen” (N 5) (man erwartet dd-j n-w)
• Umgekehrt kann eine Form mit -n- dort stehen, wo man im Agyptischen ein einfaches Pronominalsuffix
erwartet: jri-f mri-nk Jmn “Amun liebt dich” (N 6)
• Dort, wo man ein abhängiges Personalpronomen erwartet, kann ein Suffix (mit oder ohne -n-) stehen: rq-j-nf“ich
habe ihn vernichtet” (H 107)
• Andererseits scheint manchmal ein abhängiges Personalpronomen zu stehen, wo man ein Suffix erwartet: ntk p>
ntj-jw-k jri-sw-j “du bist es, der das für mich tut” (N 17E)
• Es kommt zu Ketten von bis zu drei Pronominalelementen, die sowohl ihrer Form wie ihrer Abfolge nach nicht
dem ägyptischen Gebrauch entsprechen: di-ns-f-j “sie gab ihn mir” (N 65) (das Agyptische hätte di.n-s n-j sw, in
jüngeren Sprachstadien auch di-s stv n-j).
In den folgenden Kapiteln stelle ich dar, wie die einzelnen grammatischen Personen in den unterschiedlichen syntak-
tischen Bollen morphologisch bezeichnet werden. Die Verwendung und den syntaktischen Status der mit einer explizi-
ten Noniinalphrase koreferentiellen Suffixe (erster Punkt oben), auf die ich vielfach als Agreementmarker
referiere, bespreche ich erst in § 3o.6.

104 Von diesen späten Formen ist nicht das gesamte Paradigma belegt. Die angegebenen Formen aus Cerny &
GrOLL (1993: § 2.2.5), Spiegelberg (192^: § 7), Lexa (1949: II, § 168).
 
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