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im grossen Limeswerk seit geraumer Zeit
veröffentlicht ist. Aber merkwürdiger Weise
ist ihm das Werk überhaupt unbekannt ge-
blieben; alle seine Angaben über den Limes
schöpft er aus den vorläufigen Mitteilungen
des Limesblatts. Angesichts dieser Tat-
sache mutet es sonderbar an, wenn Bl. den
deutschen Archäologen vorwirft, sie schienen
das (1851 ff. erschienene !) Werk von Roach-
Smith nicht genügend zu kennen. Die
Kenntnis der deutschen Literatur scheint
überhaupt nicht des Yerf. starke Seite zu
sein; sonst könnte er nicht sagen, die
Wachttürme am Limes seien aus Holz ge-
wesen (S. 235 Anm.). Aus der Einleitung
zu dem betr. Abschnitt CIL hätte er sehen
können, dass kein Mensch MogontiaCMS
schreibt, weil es falsch ist. Solcher be-
dauerlicher Ungenauigkeiten und Fehler
Hesse sich noch eine ganze Reihe namhaft
machen.
So gelingt es dem Verf. natürlich nicht,
auf diesem Gebiet zu bindenden Schlüssen
zu kommen, und dabei erweist es sich auch
als ganz zwecklos, wenn er aus dem ganzen
Bereich der römischen Kultur Beispiele her-
beiholt. Was sollen zusammengeraffte Nach-
richten über Städte in England, Arabien,
Afrika usw., wo es sich darum handelt, die
festen Städte eines eng umschriebenen
Gebiets darzustellen?
Und nun die chronologischen Ergebnisse.
Scharf ist hervorzuheben, dass sich an der
Grenze, im Bereich des militärischen Ein-
flusses, nahe dem Feind, ein ganz andrer
Entwicklungsgang vollzogen hat, wie im
Innern der Provinz, ein Unterschied, der
sich auch in der Bauweise geltend macht.
Die als überwiegende Regel angewandte
rechteckige Form des festen Militärlagers
findet sich nur ausnahmsweise bei Städten
wie Turin und Aosta, weil es Kolonieen
waren. Sonst, ganz besonders aber im jen-
seitigen Gallien, gelingt es durchaus nicht,
ein Schema für irgend welche Zeit zu er-
weisen. Es würde hier zu weit führen, ein
solches Schema der Okkupation am Rhein
zu geben, wenn es auch vielleicht eine
wünschenswerte Ergänzung zu des Verf.
Ausführungen wäre; denn es lassen sich
innerhalb des Festungsbaus sehr wohl
Unterschiede in der Art der Befestigungs-
weise feststellen. Erwähnt muss aber
werden, dass für die Entstehung der Stadt
Nida (Heddernheim), der Stadt Lopodunum
(Ladenburg) und des Vicus von Wimpfen
die Zeit Hadrians anzusetzen ist. In Gallien
selbst unterscheidet Bl. mit Recht zwei
Hauptbauperioden für die Umfassungen der
Städte. In augusteischer Zeit wurde eine
Anzahl von Städten befestigt, weil die
Provinz noch nicht ganz befriedet war. Zum
zweiten Mal trat die Notwendigkeit ein, als
mit der Aufgabe erst des Limes und dann
der Rheingrenze die Germanen mehr und
mehr in Gallien eindrangen. Ich glaube,
man kann sich bei dieser allgemeinen Fest-
stellung genügen lassen und braucht nicht
unnötig zu schematisieren. Umbauten und
Wiederherstellungen, wie sie ja literarisch
zur Genüge bezeugt sind, mögen zudem
oft genug das ursprüngliche Bild verändert
haben. Sicher mit Recht wendet sich Bl.
gegen die Annahme, alle diese Städte-
befestigungen seien unter Diocletian er-
richtet worden; er versetzt sie vielmehr
zum grossen Teil in die Zeit des Probus.
Nun hat aber Lehner z. B. erwiesen, dass
die Stadtmauer in Antunnacum im Zusam-
menhang mit den Ereignissen errichtet
wurde, die zur Aufgabe von Niederbieber
führten, also um 259—260. Die Entstehung
von Neumagen fällt unter Constantin, die
von Bitburg und Jünkerath vielleicht noch
etwas später. Also wird man bei alle dem
viel weniger an die Wirksamkeit eines ein-
zigen Mannes, als vielmehr an den Zwang
der Not zu denken haben: wohin sich die
Barbaren wandten, da errichtete man schnell
Mauern, und so kommt es, dass zu den Fun-
damenten ältere Denkmäler verwandt wur-
den. Wo dies nicht der Fall war, wie in
Heddernheim und Wimpfen, darf ohne
Zwang eine ruhige Bauzeit angenommen
werden.
Soll das Buch den Absichten des Verf.
und den Bedürfnissen des Lesers wirklich
entsprechen, so ist eine sorgsame Über-
arbeitung erforderlich, bei der entweder
die nicht streng zu dem Thema gehörigen
Teile auszuscheiden oder auf Grund der
neuesten Literatur ganz neu darzustellen
wären. Anthes.
Aus Zeitschriften*).
Augsburg. Zeitschr. d. Histor. Vereins 5.
f. Schwaben und Neuburg. 33. Jahrgang.
Augsburg 1907. — S. 1. O. Roger, Die
Terrasigillatareste von Augsburg, mit Taf. 1
und 2 (Zeichnungen nach Knorr’s Vorbild,
S. 33 f. Stempellisten), S. 37. O. Roger, Rö-
mische Töpferwaren von Westheim bei
Augsburg, mit Taf. 3 u. 4. In der römischen
Töpferei bei Westheim sind Medaillonbilder
gefunden, Isis und Serapis beim Mahl. An-
hang: Vereinsbericht, darin S. uff. Zugänge
zu den Sammlungen, darunter wichtiges
Grabdenkmal mit 3 Büsten und 2 Reitern,
auf der Bekrönung 2 Löwen.
Arlon. Annales de Luxembourg (Arlon)
1907. vol. 42. — S. 76ff. A. de Lol. Of-
fener Reif, aus Goldblech geschnitten, un-
verziert, aus der Bronzezeit, gef. (mit fig. 1
u. 2) in Fauvillers. (Mit fig. 2) Torques oder
Diadem, offen, aus Golddraht, die Enden
breitgeschlagen, gef. in Arlon, beide jetzt
im Musö du Cinquantenaire in Brüssel. — ■
S. 168 Sibenaler, Les tombes romaines
*) Hier sollen aus den bei der Redaktion einlaufen-
den Zeitschriften alle das Gebiet der römisch-germa-
nischen Forschung berührenden Arbeiten notiert werden.
im grossen Limeswerk seit geraumer Zeit
veröffentlicht ist. Aber merkwürdiger Weise
ist ihm das Werk überhaupt unbekannt ge-
blieben; alle seine Angaben über den Limes
schöpft er aus den vorläufigen Mitteilungen
des Limesblatts. Angesichts dieser Tat-
sache mutet es sonderbar an, wenn Bl. den
deutschen Archäologen vorwirft, sie schienen
das (1851 ff. erschienene !) Werk von Roach-
Smith nicht genügend zu kennen. Die
Kenntnis der deutschen Literatur scheint
überhaupt nicht des Yerf. starke Seite zu
sein; sonst könnte er nicht sagen, die
Wachttürme am Limes seien aus Holz ge-
wesen (S. 235 Anm.). Aus der Einleitung
zu dem betr. Abschnitt CIL hätte er sehen
können, dass kein Mensch MogontiaCMS
schreibt, weil es falsch ist. Solcher be-
dauerlicher Ungenauigkeiten und Fehler
Hesse sich noch eine ganze Reihe namhaft
machen.
So gelingt es dem Verf. natürlich nicht,
auf diesem Gebiet zu bindenden Schlüssen
zu kommen, und dabei erweist es sich auch
als ganz zwecklos, wenn er aus dem ganzen
Bereich der römischen Kultur Beispiele her-
beiholt. Was sollen zusammengeraffte Nach-
richten über Städte in England, Arabien,
Afrika usw., wo es sich darum handelt, die
festen Städte eines eng umschriebenen
Gebiets darzustellen?
Und nun die chronologischen Ergebnisse.
Scharf ist hervorzuheben, dass sich an der
Grenze, im Bereich des militärischen Ein-
flusses, nahe dem Feind, ein ganz andrer
Entwicklungsgang vollzogen hat, wie im
Innern der Provinz, ein Unterschied, der
sich auch in der Bauweise geltend macht.
Die als überwiegende Regel angewandte
rechteckige Form des festen Militärlagers
findet sich nur ausnahmsweise bei Städten
wie Turin und Aosta, weil es Kolonieen
waren. Sonst, ganz besonders aber im jen-
seitigen Gallien, gelingt es durchaus nicht,
ein Schema für irgend welche Zeit zu er-
weisen. Es würde hier zu weit führen, ein
solches Schema der Okkupation am Rhein
zu geben, wenn es auch vielleicht eine
wünschenswerte Ergänzung zu des Verf.
Ausführungen wäre; denn es lassen sich
innerhalb des Festungsbaus sehr wohl
Unterschiede in der Art der Befestigungs-
weise feststellen. Erwähnt muss aber
werden, dass für die Entstehung der Stadt
Nida (Heddernheim), der Stadt Lopodunum
(Ladenburg) und des Vicus von Wimpfen
die Zeit Hadrians anzusetzen ist. In Gallien
selbst unterscheidet Bl. mit Recht zwei
Hauptbauperioden für die Umfassungen der
Städte. In augusteischer Zeit wurde eine
Anzahl von Städten befestigt, weil die
Provinz noch nicht ganz befriedet war. Zum
zweiten Mal trat die Notwendigkeit ein, als
mit der Aufgabe erst des Limes und dann
der Rheingrenze die Germanen mehr und
mehr in Gallien eindrangen. Ich glaube,
man kann sich bei dieser allgemeinen Fest-
stellung genügen lassen und braucht nicht
unnötig zu schematisieren. Umbauten und
Wiederherstellungen, wie sie ja literarisch
zur Genüge bezeugt sind, mögen zudem
oft genug das ursprüngliche Bild verändert
haben. Sicher mit Recht wendet sich Bl.
gegen die Annahme, alle diese Städte-
befestigungen seien unter Diocletian er-
richtet worden; er versetzt sie vielmehr
zum grossen Teil in die Zeit des Probus.
Nun hat aber Lehner z. B. erwiesen, dass
die Stadtmauer in Antunnacum im Zusam-
menhang mit den Ereignissen errichtet
wurde, die zur Aufgabe von Niederbieber
führten, also um 259—260. Die Entstehung
von Neumagen fällt unter Constantin, die
von Bitburg und Jünkerath vielleicht noch
etwas später. Also wird man bei alle dem
viel weniger an die Wirksamkeit eines ein-
zigen Mannes, als vielmehr an den Zwang
der Not zu denken haben: wohin sich die
Barbaren wandten, da errichtete man schnell
Mauern, und so kommt es, dass zu den Fun-
damenten ältere Denkmäler verwandt wur-
den. Wo dies nicht der Fall war, wie in
Heddernheim und Wimpfen, darf ohne
Zwang eine ruhige Bauzeit angenommen
werden.
Soll das Buch den Absichten des Verf.
und den Bedürfnissen des Lesers wirklich
entsprechen, so ist eine sorgsame Über-
arbeitung erforderlich, bei der entweder
die nicht streng zu dem Thema gehörigen
Teile auszuscheiden oder auf Grund der
neuesten Literatur ganz neu darzustellen
wären. Anthes.
Aus Zeitschriften*).
Augsburg. Zeitschr. d. Histor. Vereins 5.
f. Schwaben und Neuburg. 33. Jahrgang.
Augsburg 1907. — S. 1. O. Roger, Die
Terrasigillatareste von Augsburg, mit Taf. 1
und 2 (Zeichnungen nach Knorr’s Vorbild,
S. 33 f. Stempellisten), S. 37. O. Roger, Rö-
mische Töpferwaren von Westheim bei
Augsburg, mit Taf. 3 u. 4. In der römischen
Töpferei bei Westheim sind Medaillonbilder
gefunden, Isis und Serapis beim Mahl. An-
hang: Vereinsbericht, darin S. uff. Zugänge
zu den Sammlungen, darunter wichtiges
Grabdenkmal mit 3 Büsten und 2 Reitern,
auf der Bekrönung 2 Löwen.
Arlon. Annales de Luxembourg (Arlon)
1907. vol. 42. — S. 76ff. A. de Lol. Of-
fener Reif, aus Goldblech geschnitten, un-
verziert, aus der Bronzezeit, gef. (mit fig. 1
u. 2) in Fauvillers. (Mit fig. 2) Torques oder
Diadem, offen, aus Golddraht, die Enden
breitgeschlagen, gef. in Arlon, beide jetzt
im Musö du Cinquantenaire in Brüssel. — ■
S. 168 Sibenaler, Les tombes romaines
*) Hier sollen aus den bei der Redaktion einlaufen-
den Zeitschriften alle das Gebiet der römisch-germa-
nischen Forschung berührenden Arbeiten notiert werden.