Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

DOI Heft:
Nr. 6 (Nov. u. Dez.)
DOI Artikel:
Körber, Karl: Mainz: Römische und frühchristliche Funde aus acht Jahrhunderten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0091

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
79

_) D V LCISSlj

IATEROPTOV*,

FILIOFORANDO]

jvATVSESTPOS)

i"RANSSITOPAf

6) Grabstein des Forand, gefunden am 13. Juli 1908. Kalkstein. H.
23 cm, Br. 33 cm, D. 12 cm. Leider ist die Inschrift an allen vier Seiten mehr
oder minder beschädigt.

Zu ergänzen ist (Z. 2. u. 3 nach Iieinr. Wallaus Vor-
schlag): . . . dulcissimo? . . mater Optova]lcla?] filio Fo-
rando [gwi] natus est pos\t\ transito pat[ris]. Die in Z. 1
stehende Form von dulcissinms gehört vielleicht zu etwas,
was in dem oben abgebrochenen Teil der Inschrift stand,
denn es zu filio (Z. 3) zu ziehen, ist doch sehr hart, in
dieser Zeit freilich nicht unmöglich. Z. 2 a. A. hat ein
M gestanden, ein P würde von dem folgenden A etwas weiter entfernt sein. Den
Namen Optovalda kennt Förstemann nicht. Doch führt er von der Wurzel des
goth. Adv. ufta („oft“, ursprünglich wohl „schnell“, „kriegerisch“, vgl. Ttt%a) die
Namen Optpmar, Optarit und Optaris an. Der zweite Teil liegt vor in goth.
waldan „herrschen“. Auch den Namen Forand kennt Förstemann nicht, aber
Formund von fara („Geschlecht“, „Familie“), so dass Forand für For-rand stehen
könnte, wobei rand (rant) das bekannte Wort für „Schild“ ist. Auch Behaghel
hält diese Ableitung für möglich, für wahrscheinlich aber erachtet er es, dass der
Name ein Part. Praes. von föran sei und also der „Führende“ heisse. So fasst es
auch Binz auf, der darauf hinweist, dass von der Verwendung solcher substanti-
vierten Participial-Bildungen als Eigennamen bisher noch kein Fall bekannt ge-
worden ist; sie seien im ahd. überhaupt seltner als im ndd. und angels. Z. 5 trans-
sito stünde nach obiger Lesung für transitum in der Bedeutung „Tod“, in der ich
das Wort vorläufig allerdings noch nicht nachweisen kann. — Die deutschen Namen
weisen im Verein mit der Buchstabenform auf die zweite Hälfte des fünften oder
die erste Hälfte des sechsten Jahrh. hin.

7) Grabstein desUrsus, gefunden am 22. Juli 1908. Kalkstein. H. 48 cm,
Br. 39 cm, D. 19 cm. Unter der Inschrift ist ein in einen Kreis eingeschriebenes

Kreuz mit den Buchstaben A und w. Von der Inschrift fehlt
leider oben ein Stück. Hinter dem Namen TJrsus sind noch
einige Buchstaben-Füsse erkennbar, welche die Lesung
[qui vix]it sichern. Vorausgegangen wird sein: Hie requies-
cit oder eine ähnliche Formel; filiciter feliciter. Ein ein-
geschriebenes Kreuz statt des Christus-Monogrammes war
auch auf dem interessanten Grabstein der Leutegondis
(s. Abb. Mainzer Zeitschrift III S. 14). Beide Steine werden
gegen Ende des sechsten Jahrhunderts oder Anfang des
siebenten Jahrhunderts zu setzen sein.

v r s v s '
ITINPACEAN
NVSIIIETMEN
S I S III F I UCI
TER

8) Grabstein der Munetrudis, gefunden am 4. August 1908. Kalkstein.
H. 75 cm, Br. 46 cm, D. 12 cm. Der Stein ist überaus reich verziert und bis auf
den abgebrochenen und verlorenen Giebel vortrefflich erhalten.

In hurte titulum „In diesem Grab“ ist Mainzer Latein jener
Zeit (s. Mainzer Zeitschr. III S. 15); numine für nomine, wie
annus für annos; vixsit für vixit. Der Name Munetrudis kommt
im 7. Jahrhundert in der Form Munidrud vor (Mon. hist. germ.
libr. confr. II 266), ein andermal in der Form Monitruda (libr.
confr. III 120). Nach Förstemann hat Jak. Grimm für den
ersten Bestandteil das gotische munan „denken, wollen“ ver-
glichen (von demselben Stamm kommt der Name von Odins
Raben Munin). Die ursprüngliche Bedeutung des zweiten Be-
nicht ganz fest; er liegt auch in dem Namen Gertrud vor und
hängt wohl mit „traut“ zusammen. Der Stein dürfte in den Anfang des siebenten
Jahrh. zu setzen sein.

9) Grabstein des Abtes Pertrammus, gefunden am 8. Juli 1908.
Kalkstein. H. 75 cm, Br. 30 cm, D. 14 cm. Vorzüglich erhalten; in den Ver-

f 1 n h v n c

TITV LVM RE
Q_V I I S C I T
PVELLANV
M I Ni IW NE
T R V D I S
Q_V I V I XSI T
AN IV S XXI

Standteils steht
 
Annotationen