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Den Verlag· der „Quellen der Religions-
geschichte“ haben gemeinsam die beiden
Firmen Vandenhoek & Ruprecht in Gôt-
tingen und J. C. Hinrichssche Buchhandlung
in Leipzig übernommen.
Ein früheres Unternehmen âhnlicher Art,
die „Religions-Urkunden der Vôlker", das
von Lic. Julius Boehmer begonnen worden
war und bisher von der Dieterichschen
Verlagsbuchhandlung in Leipzig verlegt
wurde, ist mit den „Quellen der Religions-
geschichte“ vereinigt worden, so daß das
dort bereits Erschienene nunmehr die drei
ersten Bânde des neuen Unternehmens
bildet, denen inzwischen bereits weitere
gefolgt sind.
Der Zweck dieses neuen, von der
Religionsgeschichtlichen Kommission ge-
leiteten Unternehmens Iäßt sich kurz dahin
angeben, der religionsgeschichtlichen For-
schung ein môglichst umfassendes und
zuverlâssiges Quellenmaterial zurVerfügung
zu stellen und damit zunâchst für die deutsche
Wissenschaft, der heutigen Erweiterung des
Horizonts entsprechend, zu leisten, was
einst die Sacred Books of the East für die
Forschung bedeuteten. Die Bibel, sowie
alle sonstigen Quellen zur Geschichte des
Christentums kônnen ausscheiden, da für
sie durch anderweitige Unternehmungen
bereits genügend gesorgt ist. Auch sonst
soll das auf den einzelnen Gebieten bereits
Geleistete tunlichst berücksichtigt werden.
Aber in dieser Begrenzung wird Wert darauf
gelegt, môglichst für alle Religionen der
Erde, vergangene wie noch lebendige (nicht
nur Buchreligionen, sondern auch zu schrift-
licher Fixierung nicht gelangte) die wich-
tigsten Quellen in geordneten Gruppen
(aber ohne Serienzwang) in deutscher
Sprache herauszugeben.
Wo es wünschenswert ist, sollen die
Originaltexte in einer vom Hauptunter-
nehmen getrennten zwanglosen Reihe, als
Texte zu den Quellen der Religions-
geschichte in kritischen Ausgaben bei-
gegeben werden.
Doch soll die streng philologische, ge-
schichtliche und literargeschichtliche For-
schung, die allein die sichere Grundlage
zu liefern imstande ist, hier nicht Selbst-
zweck sein, sondern der Religionswissen-
schaft die Wege ebnen und sich in ihren
Dienst stellen. Apologetische, parteiliche,
philosophische, ësthetische, subjektive Be-
weggründe und Maßstäbe, die bei der
Darbietung religionsgeschichtlicher Urkun-
den oft stôrend mitwirken, sollen gânzlich
ausgeschaltet werden.
Als Quellen gelten neben hl. Büchern
und Aufzeichnungen von legitimierten Ver-
tretern der betreffenden Religionen, Alter-
tümern usw. selbstverstëndlich auch Be-
richte von andrer Seite. Besondere Schwie-
rigkeiten bereitet die Erforschung der
primitiven Religionen. Hier werden iol-
gende Grundsâtze zu beobachten sein:
1) Zunächstgilt es, môglichst zahlreiches
religionsgeschichtliches Neumaterial aus
den einzelnen kleineren Kulturbezirken
herauszugeben, das auf Grund eines ge-
nügend langen Aufenthalts und eigner
Kenntnis der Sprache sachgemäß aufge-
nommen und nach wissenschaftlichen
Gesichtspunkten übersichtlich geordnet sein
muß. Neben mythischen Erzëhlungen,
Liedern, Zaubersprüchen, Gebeten und
allerlei Formeln, auch Sprichwortern, kom-
men Glaubensvorstellungen, Kulte und Kult-
gerâte sowie Zeremonien im weitesten Sinne
als wichtigste Zeugnisse in Betracht. Der
Zusammenhang mit der primitiven Kultur
ist stets im Auge zu behalten. Bei dieser
Sammlung von neuem Material sind nicht
nur die bisher ganz unerforscht gebliebenen
Gebiete in Angriff zu nehmen, sondern es
müssen auch die schon einigermaßen
bekannten neu untersucht werden. Für
alle derartigen Arbeiten wird sich vielleicht
die Herstellung einer zusammenhângenden
Anleitung empfehlen, die an der Hand von
Beispielen zeigt, wie methodisch vorgegan-
gen werden muß. Sie wâren bestimmt für
Missionare, Beamte, Offiziere u. a., die für
die Sache Interesse haben und die notigen
Sprachkenntnisse besitzen. Wichtig ist es
vor allem, môglichst viele Personen zur
Aufzeichnung und Einsendung ihrer Be-
obachtungen zu veranlassen und zur Ein-
sendung vorhandener Manuskripte anzu-
regen.
2) Das bereits vorhandene, aber unend-
lich zerstreute religionsgeschichtliche Mate-
rial ist der Forschung dadurch nutzbar zu
machen, daß (geographisch und nach
ethnologischen Gesichtspunkten) die Lite-
ratur nach Môglichkeit zusammengestellt
und gesichtet wird. Dabei dürfte es sich
empfehlen a) die alte und neuere Reise-
und sonstige Literatur, namentlich soweit
sie entlegen und schwer zugënglich ist,
nicht nur bibliographisch zu verzeichnen,
sondern daraus alle wichtigen Sëtze abzu-
drucken und sachlich zu verteilen, b) ins-
besondere auch die Worterbücher der ver-
schiedenen Sprachen durchzusehen, da in
ihnen viel wertvolles Material steckt. Auch
sonstige linguistische und ethnographische
Publikationen der verschiedensten Ârt ver-
heißen gute Ausbeute. Außerdem birgt die
Missionsliteratur sehr viel Wertvolles. Es
müßten auch die Bibliotheken der Missions-
hâuser nach vergriffenen Büchern und die
Archive nach ungedrucktem Material durch-
forscht werden, c) bei genügend erforschten
Stâmmen, insbesondere auch christiani-
sierten oder untergegangenen sind alle
vorhandenen Nachrichten in monographi-
schem, zusammenhângendem Bilde dar-
zustellen. In allen Fâllen ist auf kritische Ver-
arbeitung besonderer Nachdruck zu legen.
Den Verlag· der „Quellen der Religions-
geschichte“ haben gemeinsam die beiden
Firmen Vandenhoek & Ruprecht in Gôt-
tingen und J. C. Hinrichssche Buchhandlung
in Leipzig übernommen.
Ein früheres Unternehmen âhnlicher Art,
die „Religions-Urkunden der Vôlker", das
von Lic. Julius Boehmer begonnen worden
war und bisher von der Dieterichschen
Verlagsbuchhandlung in Leipzig verlegt
wurde, ist mit den „Quellen der Religions-
geschichte“ vereinigt worden, so daß das
dort bereits Erschienene nunmehr die drei
ersten Bânde des neuen Unternehmens
bildet, denen inzwischen bereits weitere
gefolgt sind.
Der Zweck dieses neuen, von der
Religionsgeschichtlichen Kommission ge-
leiteten Unternehmens Iäßt sich kurz dahin
angeben, der religionsgeschichtlichen For-
schung ein môglichst umfassendes und
zuverlâssiges Quellenmaterial zurVerfügung
zu stellen und damit zunâchst für die deutsche
Wissenschaft, der heutigen Erweiterung des
Horizonts entsprechend, zu leisten, was
einst die Sacred Books of the East für die
Forschung bedeuteten. Die Bibel, sowie
alle sonstigen Quellen zur Geschichte des
Christentums kônnen ausscheiden, da für
sie durch anderweitige Unternehmungen
bereits genügend gesorgt ist. Auch sonst
soll das auf den einzelnen Gebieten bereits
Geleistete tunlichst berücksichtigt werden.
Aber in dieser Begrenzung wird Wert darauf
gelegt, môglichst für alle Religionen der
Erde, vergangene wie noch lebendige (nicht
nur Buchreligionen, sondern auch zu schrift-
licher Fixierung nicht gelangte) die wich-
tigsten Quellen in geordneten Gruppen
(aber ohne Serienzwang) in deutscher
Sprache herauszugeben.
Wo es wünschenswert ist, sollen die
Originaltexte in einer vom Hauptunter-
nehmen getrennten zwanglosen Reihe, als
Texte zu den Quellen der Religions-
geschichte in kritischen Ausgaben bei-
gegeben werden.
Doch soll die streng philologische, ge-
schichtliche und literargeschichtliche For-
schung, die allein die sichere Grundlage
zu liefern imstande ist, hier nicht Selbst-
zweck sein, sondern der Religionswissen-
schaft die Wege ebnen und sich in ihren
Dienst stellen. Apologetische, parteiliche,
philosophische, ësthetische, subjektive Be-
weggründe und Maßstäbe, die bei der
Darbietung religionsgeschichtlicher Urkun-
den oft stôrend mitwirken, sollen gânzlich
ausgeschaltet werden.
Als Quellen gelten neben hl. Büchern
und Aufzeichnungen von legitimierten Ver-
tretern der betreffenden Religionen, Alter-
tümern usw. selbstverstëndlich auch Be-
richte von andrer Seite. Besondere Schwie-
rigkeiten bereitet die Erforschung der
primitiven Religionen. Hier werden iol-
gende Grundsâtze zu beobachten sein:
1) Zunächstgilt es, môglichst zahlreiches
religionsgeschichtliches Neumaterial aus
den einzelnen kleineren Kulturbezirken
herauszugeben, das auf Grund eines ge-
nügend langen Aufenthalts und eigner
Kenntnis der Sprache sachgemäß aufge-
nommen und nach wissenschaftlichen
Gesichtspunkten übersichtlich geordnet sein
muß. Neben mythischen Erzëhlungen,
Liedern, Zaubersprüchen, Gebeten und
allerlei Formeln, auch Sprichwortern, kom-
men Glaubensvorstellungen, Kulte und Kult-
gerâte sowie Zeremonien im weitesten Sinne
als wichtigste Zeugnisse in Betracht. Der
Zusammenhang mit der primitiven Kultur
ist stets im Auge zu behalten. Bei dieser
Sammlung von neuem Material sind nicht
nur die bisher ganz unerforscht gebliebenen
Gebiete in Angriff zu nehmen, sondern es
müssen auch die schon einigermaßen
bekannten neu untersucht werden. Für
alle derartigen Arbeiten wird sich vielleicht
die Herstellung einer zusammenhângenden
Anleitung empfehlen, die an der Hand von
Beispielen zeigt, wie methodisch vorgegan-
gen werden muß. Sie wâren bestimmt für
Missionare, Beamte, Offiziere u. a., die für
die Sache Interesse haben und die notigen
Sprachkenntnisse besitzen. Wichtig ist es
vor allem, môglichst viele Personen zur
Aufzeichnung und Einsendung ihrer Be-
obachtungen zu veranlassen und zur Ein-
sendung vorhandener Manuskripte anzu-
regen.
2) Das bereits vorhandene, aber unend-
lich zerstreute religionsgeschichtliche Mate-
rial ist der Forschung dadurch nutzbar zu
machen, daß (geographisch und nach
ethnologischen Gesichtspunkten) die Lite-
ratur nach Môglichkeit zusammengestellt
und gesichtet wird. Dabei dürfte es sich
empfehlen a) die alte und neuere Reise-
und sonstige Literatur, namentlich soweit
sie entlegen und schwer zugënglich ist,
nicht nur bibliographisch zu verzeichnen,
sondern daraus alle wichtigen Sëtze abzu-
drucken und sachlich zu verteilen, b) ins-
besondere auch die Worterbücher der ver-
schiedenen Sprachen durchzusehen, da in
ihnen viel wertvolles Material steckt. Auch
sonstige linguistische und ethnographische
Publikationen der verschiedensten Ârt ver-
heißen gute Ausbeute. Außerdem birgt die
Missionsliteratur sehr viel Wertvolles. Es
müßten auch die Bibliotheken der Missions-
hâuser nach vergriffenen Büchern und die
Archive nach ungedrucktem Material durch-
forscht werden, c) bei genügend erforschten
Stâmmen, insbesondere auch christiani-
sierten oder untergegangenen sind alle
vorhandenen Nachrichten in monographi-
schem, zusammenhângendem Bilde dar-
zustellen. In allen Fâllen ist auf kritische Ver-
arbeitung besonderer Nachdruck zu legen.