16
Bei Feststellung der (12) Hauptgruppen
erschien es wichtiger, einen kurzen und
zur Abgrenzung ausreichenden Schematis-
mus zu finden, als durch strenge Durch-
führung prinzipieller Gesichtspunkte die
Übersichtlichkeit zu gefahrden. Zum Teil
mußten rein äußere Zweckmäßigkeits-
rücksichten den Ausschlag geben. Beson-
drer Wert ist bei der Gestaltung der fol-
genden Einzelprogramme darauf gelegt,
die außerordentliche Verschiedenheit des
Standes der wissenschaftlichen Forschung
auf den einzelnen Gebieten und der noch
zu lôsenden Aufgaben nicht etwa zur Er~
zielung· einer gewissen Gleichfôrmigkeit
der programmatischen Durchführung zu
verdecken, sondern vielmehr sie krâftig
hervortreten zu lassen. Vielfach ließ sich
in der Gegenwart nur das Wünschenswerte
bezeichnen, ja selbst in dieser Beziehung
mußte auf manchen Gebieten, namentlich
hinsichtlich philologischer Desiderate, Ent-
haltsamkeit geübt werden. Der Zukunft
muß es vorbehalten bleiben, wieweit die
Durchführung im Bereiche des Môglichen
liegt und wieweit sich anderseits Ergënzun-
gen als geboten erweisen werden.
Die „Quellen der Religionsgeschichte"
werden unter die folgenden Gruppen ver-
teilt erscheinen : 1. Religionen des indo-
germanischen Sprachgebiets in Europa,
2. Agyptische und altsemitische Religionen
(mit Einschluß der mandâischen), 3. Juden-
tum, 4. Islam, 5. Religionen der ural-
altaischen und der arktischen Vôlker, 6.
Iranische, armenische, kleinasiatische, kau-
kasische Religionen, 7. Indische Religionen
außer 8. Buddhatum, 9. Ostasiatische Re»
ligionen, 10. Afrikanische Religionen, 11.
Amerikanische Religionen, 12. Primitive
Religionen Südasiens und Oceaniens.
1. Religionen des indogermanischen
Sprachgebiets in Europa:
A. Für griechische und rômische Re-
ligion sind bisher in Aussicht genommen:
Urkundenbücher zu einigen Religions-
systemen und Kulten besonders des spâteren
Synkretismus. Vor Aufstellung eines Pro-
gramms für den Gnostizismus müssen die
in Aussicht gestellten Arbeiten der Kgl.
Akademie der Wissenschaften zu Berlin
abgewartet werden. In Frage kommen
ferner Sammlung der Nachrichten antiker
Autoren über orientalische Religionen
sowie Ausgaben von Quellenschriften, die
für einzelne synkretistische Gebilde wich-
tig und noch nicht zureichend ediert sind
(z. B. Hermetische Literatur. Plutarch de
Iside et Osiride. Titus vonBostra. Sallust
πίρί &ίών. Rekonstruktion des Chairemon).
Erwünscht ist eine Untersuchung und Dar-
stellung des religiôsen Einschlags in die
Philosophie, besonders von Posidonius an bis
zum Neuplatonismus (Proklos), ferner eine
Sammlungdernurin orientalischer Uberset-
zung erhaltenen griechischen Zaubertexte.
B. Für die Religion der Kelten würde
anzustreben sein:
I. Zusammenstellung der Berichte der
Alten über die Religion keltischer Stâmme,
stofflich und chronologisch geordnet. II.
Ergänzungen und Bestâtigungen, die sich aus
den Denkmâlern Galliens und Britanniens
namentlich der Romerzeit gewinnen lassen.
III. Aus der mittelalterlich-christlichen Lite-
ratur der Kelten das Vorchristliche heraus-
zuarbeiten, ist eine zwar sehr lockende,
aber beim Fehlen der historischen Vor-
arbeiten zur Zeit kaum lôsbare Aufgabe.
Man wird sich darauf beschrânken müssen,
(etwa unter dem Titel „Keltisches Christen-
tum") alles, was sich von Folklore und
eigentümlichen Gebrâuchen, sei es in der
Neuzeit, sei es im Mittelalter in den kelti-
schen Gebieten (namentlich Irland, schot-
tisches Hochland, Wales, Bretagne) findet,
zusammenzustellen.
C. Die Quellen der germanischen Re-
ligionsgeschichte sollen (môglichst in einem
Bande) wie folgt zusammengefaßt werden :
I. Kurze Übersicht über die archâolo-
gischen Funde, die für religiôsen Kult in
prâhistorischer Zeit zeugen. — II. Die
Zeugnisse der Römer und Griechen (Câsar,
Tacitus, Strabo, Plutarch usw.). — III. Die
Denksteine (mit und ohne Inschriften). —
IV. Die Geschichtsschreiber der einzelnen
Stâmme: a. Der Südgermanen und Angel-
sachsen; b. der Nordgermanen. — V. Die
Schriften und Lebensbeschreibungen der
Heidenbekehrer : a. der Südgermanen und
Angelsachsen, b. der Nordgermanen. — VI.
Die kirchlichen Gesetze, Konzilbeschlüsse,
Bußordnungen usw. — Die weltlichen
Satzungen gegen altes Heidentum. — VII.
Personen-, Orts- und Wochennamen. —
VIII. Heimische Zeugnisse. a. Die litera-
rischen Denkmâler der Südgermanen und
Angelsachsen einschl. der Zauber- und
Segensformeln. — b. Die literarischen Denk-
mäler der Nordgermanen: 1) die Sagas
(Islendinga- und Konungasôgur), 2) Edda-
lieder und Skalden (Kenningar), 3) Aus
der Übersetzungsliteratur, 4) Saxo gram-
maticus. — IV. Die wichtigsten Zeugnisse
fortlebenden Heidentums im Mittelalter und
in der Neuzeit (nach Zeiten und Lëndern).
D. Die Quellenkunde der slavischen Reli-
gion wird (in einem Bande) etwa so gegliedert :
I. Nachrichten der Zeitgenossen (Histo-
riker, Geistliche usw.) über a) Ostseeslaven
und Elbslaven, b) Russen, c) Sonstige. II.
Etwaige Zeugnisse in Sagen und Liedern
späterer Zeit. III. Ortsnamen. IV. Etwaige
direkte Zeugnisse (Abbildungen usw.).
E. Analog wie in B—D werden auch
die Nachrichten über die alte Religion der
Balten (Litauer,Letten,Preußen) zusammen-
gestellt.
In der gleichen Weise ist auch für die
übrigen Gruppen 2 bis 12 ein ins Einzelne
gehendes Programm aufgestellt.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
Bei Feststellung der (12) Hauptgruppen
erschien es wichtiger, einen kurzen und
zur Abgrenzung ausreichenden Schematis-
mus zu finden, als durch strenge Durch-
führung prinzipieller Gesichtspunkte die
Übersichtlichkeit zu gefahrden. Zum Teil
mußten rein äußere Zweckmäßigkeits-
rücksichten den Ausschlag geben. Beson-
drer Wert ist bei der Gestaltung der fol-
genden Einzelprogramme darauf gelegt,
die außerordentliche Verschiedenheit des
Standes der wissenschaftlichen Forschung
auf den einzelnen Gebieten und der noch
zu lôsenden Aufgaben nicht etwa zur Er~
zielung· einer gewissen Gleichfôrmigkeit
der programmatischen Durchführung zu
verdecken, sondern vielmehr sie krâftig
hervortreten zu lassen. Vielfach ließ sich
in der Gegenwart nur das Wünschenswerte
bezeichnen, ja selbst in dieser Beziehung
mußte auf manchen Gebieten, namentlich
hinsichtlich philologischer Desiderate, Ent-
haltsamkeit geübt werden. Der Zukunft
muß es vorbehalten bleiben, wieweit die
Durchführung im Bereiche des Môglichen
liegt und wieweit sich anderseits Ergënzun-
gen als geboten erweisen werden.
Die „Quellen der Religionsgeschichte"
werden unter die folgenden Gruppen ver-
teilt erscheinen : 1. Religionen des indo-
germanischen Sprachgebiets in Europa,
2. Agyptische und altsemitische Religionen
(mit Einschluß der mandâischen), 3. Juden-
tum, 4. Islam, 5. Religionen der ural-
altaischen und der arktischen Vôlker, 6.
Iranische, armenische, kleinasiatische, kau-
kasische Religionen, 7. Indische Religionen
außer 8. Buddhatum, 9. Ostasiatische Re»
ligionen, 10. Afrikanische Religionen, 11.
Amerikanische Religionen, 12. Primitive
Religionen Südasiens und Oceaniens.
1. Religionen des indogermanischen
Sprachgebiets in Europa:
A. Für griechische und rômische Re-
ligion sind bisher in Aussicht genommen:
Urkundenbücher zu einigen Religions-
systemen und Kulten besonders des spâteren
Synkretismus. Vor Aufstellung eines Pro-
gramms für den Gnostizismus müssen die
in Aussicht gestellten Arbeiten der Kgl.
Akademie der Wissenschaften zu Berlin
abgewartet werden. In Frage kommen
ferner Sammlung der Nachrichten antiker
Autoren über orientalische Religionen
sowie Ausgaben von Quellenschriften, die
für einzelne synkretistische Gebilde wich-
tig und noch nicht zureichend ediert sind
(z. B. Hermetische Literatur. Plutarch de
Iside et Osiride. Titus vonBostra. Sallust
πίρί &ίών. Rekonstruktion des Chairemon).
Erwünscht ist eine Untersuchung und Dar-
stellung des religiôsen Einschlags in die
Philosophie, besonders von Posidonius an bis
zum Neuplatonismus (Proklos), ferner eine
Sammlungdernurin orientalischer Uberset-
zung erhaltenen griechischen Zaubertexte.
B. Für die Religion der Kelten würde
anzustreben sein:
I. Zusammenstellung der Berichte der
Alten über die Religion keltischer Stâmme,
stofflich und chronologisch geordnet. II.
Ergänzungen und Bestâtigungen, die sich aus
den Denkmâlern Galliens und Britanniens
namentlich der Romerzeit gewinnen lassen.
III. Aus der mittelalterlich-christlichen Lite-
ratur der Kelten das Vorchristliche heraus-
zuarbeiten, ist eine zwar sehr lockende,
aber beim Fehlen der historischen Vor-
arbeiten zur Zeit kaum lôsbare Aufgabe.
Man wird sich darauf beschrânken müssen,
(etwa unter dem Titel „Keltisches Christen-
tum") alles, was sich von Folklore und
eigentümlichen Gebrâuchen, sei es in der
Neuzeit, sei es im Mittelalter in den kelti-
schen Gebieten (namentlich Irland, schot-
tisches Hochland, Wales, Bretagne) findet,
zusammenzustellen.
C. Die Quellen der germanischen Re-
ligionsgeschichte sollen (môglichst in einem
Bande) wie folgt zusammengefaßt werden :
I. Kurze Übersicht über die archâolo-
gischen Funde, die für religiôsen Kult in
prâhistorischer Zeit zeugen. — II. Die
Zeugnisse der Römer und Griechen (Câsar,
Tacitus, Strabo, Plutarch usw.). — III. Die
Denksteine (mit und ohne Inschriften). —
IV. Die Geschichtsschreiber der einzelnen
Stâmme: a. Der Südgermanen und Angel-
sachsen; b. der Nordgermanen. — V. Die
Schriften und Lebensbeschreibungen der
Heidenbekehrer : a. der Südgermanen und
Angelsachsen, b. der Nordgermanen. — VI.
Die kirchlichen Gesetze, Konzilbeschlüsse,
Bußordnungen usw. — Die weltlichen
Satzungen gegen altes Heidentum. — VII.
Personen-, Orts- und Wochennamen. —
VIII. Heimische Zeugnisse. a. Die litera-
rischen Denkmâler der Südgermanen und
Angelsachsen einschl. der Zauber- und
Segensformeln. — b. Die literarischen Denk-
mäler der Nordgermanen: 1) die Sagas
(Islendinga- und Konungasôgur), 2) Edda-
lieder und Skalden (Kenningar), 3) Aus
der Übersetzungsliteratur, 4) Saxo gram-
maticus. — IV. Die wichtigsten Zeugnisse
fortlebenden Heidentums im Mittelalter und
in der Neuzeit (nach Zeiten und Lëndern).
D. Die Quellenkunde der slavischen Reli-
gion wird (in einem Bande) etwa so gegliedert :
I. Nachrichten der Zeitgenossen (Histo-
riker, Geistliche usw.) über a) Ostseeslaven
und Elbslaven, b) Russen, c) Sonstige. II.
Etwaige Zeugnisse in Sagen und Liedern
späterer Zeit. III. Ortsnamen. IV. Etwaige
direkte Zeugnisse (Abbildungen usw.).
E. Analog wie in B—D werden auch
die Nachrichten über die alte Religion der
Balten (Litauer,Letten,Preußen) zusammen-
gestellt.
In der gleichen Weise ist auch für die
übrigen Gruppen 2 bis 12 ein ins Einzelne
gehendes Programm aufgestellt.
Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.