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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

DOI Heft:
Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Wolff, Georg: Zur Chronologie der Ziegelstempel der VIII. Legion, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0048

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seiner Erklärung mannigfache Schicksale gehabt hat (Abb. 17a). Zunâchst ist es
nicht gleich den älteren Echzelier Typen der XXII Legion und einem der XIV.,
wie man nach der Notiz S. 24, 12: „Gef. im Bad u annehmen sollte, von
Kofler selbst bei seinen Ausgrabungen am Kastellbade im Jahre 1891 erhoben,
sondern, wie aus der ersten Besprechung des Stempels in den Quartalblâttern
des historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen (Neue Folge I. Bd.
S. 126/127) hervorgeht, erst ein Jahr spâter angeblich auf dem Friedhofe
„in dem im vorhergehenden Jahre nachgewiesenen Hypokaustum aufgefunden“
worden. Von wem, wird nicht gesagt. In der Anmerkung zu S. 24 des
erwähnten Heftes des Limeswerkes heißt es : „Da das Original nicht zugâng-
lich ist, geben wir die Zeichnung nach dem Klischee in den hessischen
Quartalblättern. Daß wir auch dieses selbst noch einmal publizieren kônnen,
verdanken wir der Güte des Herrn Bibliothekdirektors Dr. Nick“. Diese
doppelte Wiedergabe hat nicht zur Verdoppelung der Klarheit beigetragen:
Während das Klischee auf S. 25 den Stempel gegenüber der Verôffentlichung
in den Quartalblâttern umgekehrt (auf den Kopf gestellt) zeigt, ist er auf
Tafel III als Nr. 7 richtig gezeichnet. In beiden Verôffentlichungen ist er
der XXII. Legion zugeschrieben und nach Zangemeisters Vermutung in seinem
ersten Teil [LEG XX] II ANT(oniniana) gelesen, wâhrend ,,in den vier îetzten
Buchstaben die Bezeichnung des Töpfers“ (Zieglers) vermutet wird.

Der Stempel fiel, als er bald nach seiner Auffindung in Abklatschen
und dann durch die Quartalblâtter verbreitet wurde, durch seine von allen
bis dahin aus dem Gebiete nôrdlich des Mains bekannt gewordenen Typen
abweichende Form auf. Sein Vorkommen in den Hypokausten des Echzeller
Kastellbades vermochte der Bearbeiter der dortigen F'unde im Limeswerk
wegen des auf Caracallas Zeit hinweisenden Zusatzes Ant(oniniana) nur durch
die Annahme zu erklären, daß das Stück ,,bei einer spâteren Reparatur des
Bades eingebaut sein kônnte, wenn dieses an der Stelle der Prinzipia des
älteren Kastells gelegene Gebäude nicht überhaupt erst in spâterer Zeit etwa
unter Verwendung âlteren Baumaterials (der zahlreichen frühen Stempel der
XXII. und eines der XIV. Legion) errichtet worden sei“ x). Aber auch da-
durch würde das Vorkommen des Bruchstückes nicht genügend erklârt sein.
Denn die wenigen bekannten Stempel der XXII. Legion mit dem Zusatz
Antoniniana stimmen in typologischer Hinsicht vôllig mit anderen Stempeln
der XXII. Legion aus Nied und solchen der Cohors IIII Vindelicorum und
der Cohors III Dalmatarum aus den Großkrotzenburger und Rückinger Lokal-
ziegeleien überein, wâhrend das Echzeller Bruchstück ganz isoliert dasteht.

Unter diesen Umständen wâre es sicherlich von Interesse, zu wissen,
wodurch es gekommen ist, daß „das Original“ des -bei sicherer Feststellung
der Fundumstânde ungemein wichtigen Plattenfragments im Jahre 1903 für
die Reichs-Limeskommission, die doch die übrigen Fundstücke nach den
Originalen abbilden konnte, „nicht zugänglich war“ 1 2). War der sprôde Be-
sitzer identisch mit dem Finder vom Jahre 1891? Und welchen Grund hatte
er, die leihweise Überlassung des Fundstückes zum Zweck einer erneuten
Reproduktion abzulehnen?

Diese Fragen mußten sich schon aufdrängen, als noch die Zugehôrig-
keit des Fragments zu einem Stempel der XXII. Legion zweifellos zu sein
schien. Sie wurden dringender durch die Feststellung, daß die kleine
Hypokaustpfeilerplatte in oder bei Straßburg in einer Ziegelei der VIII. Legion
gebrannt ist. Im 17./18. Heft des Anzeigers für Elsâssische Altertumskunde

1) OKL. Echzell S. 11.

2) ORL. Echzell S. 24 Anm. 1.
 
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