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vom April 1913 hat Robert Forrer eine Zusammenstellung der wichtigsten
in Straßburg und seiner Umgebung gefundenen Stempel der Legio VIII
Augusta veröffentlicht, die seit der zweiten Hälfte des I. Jahrhunderts in
Argentorate in Garnison gelegen und geziegelt hat. Dort finden wir neben
anderen Stempeln aus Caracallas Zeit, die den Zusatz Ant(oniniana) teils
nach teils vor der regelmäßigen Bezeichnung Aug(usta) zeigen, auch unseren
Typus vollstândig 3 4 SJ. Die Legende lautet in den halbkursiven Zeichen, welche
die Erklârung des verstümmelten Exemplars von Echzell erschwert haben,
KI C VIII ANT A Λ G T- Das Fehlen eines der beiden Vertikalstriche
(II = E) kommt auch bei anderen Typen vor. Das V, = einem lapidaren
griechischen Y, ist an der zweiten Stelle (in AVG) auf den Kopf gestellt,
wie das P(ia) am Ende nach links gerichtet. Beide Anomalien, die auf Nach-
lâssigkeit oder Unkenntnis analphabetischer Ziegler beruhen, die ihren Holz-
stempel selbst schnitten 4), kommen auch bei Nieder Ziegeln vor, so bei dem
Typus Nied 56. An der Identität der Matrize, mit welcher der Straßburger
und der angebliche Echzeller Stempel ausgeprâgt sind, ist bei der genauen
Übereinstimmung der Formen wie der Maße, im ganzen und im einzelnen,
nicht zu zweifeln 5).
Dann aber sind wir berechtigt, den viel besprochenen Stempel aus der
Reihe der für die Chronologie des rômischen Echzell in Betracht kommenden
Dokumente zu streichen Dafür sprechen auch innere Gründe. Es ist an
sich nicht sehr wahrscheinlich, daß von Straßburg aus Bauziegel in die
Wetterau versendet wurden, so lange die Ziegeleien der in Mainz garnisonie-
renden Legionen und der Großkrotzenburger Vindeliker am Main in Betrieb
waren. Dies war aber gerade in Caracallas Zeit noch oder nochmals der
Fall 6). Das beweisen die in Großkrotzenburg gefundenen beiden Typen der
XXII. Legion, die den Zusatz Antoniniana zeigen, und, wenn die Deutung
der ungewöhnlich nachlâssig oder ungeschickt in Holz geschnittenen Zeichen
richtig ist, auch ein Rundstempel der Coh. IIII Vindelicorum, der sich außer
in Großkrotzenburg auch in Miltenberg und Stockstadt gefunden hat 7).
3) Vgl. Forrer a. a. O. Tafel III 52 und unsere Abbildung 17 b.
4) Vgl. Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. III. Folge, IV (Die rômischen
Zentralziegeleien von Nied) S. 320 ff., bes. 321 f. Daß nicht jeder Ziegel einer Stratura
gestempelt wurde, beweist nicht, daß die Stempel, insbesondere auch die Namenstempel
von den „Aufsehern“ angebracht wurden (Forrer S. 368). Wie Kontrollstempel sich
zu den Arbeiterstempel verhielten, ist Nied S. 321 auseinandergesetzt. Zu dem dort
besprochenen Kontrollstempel sind inzw-ischen noch zwei andere der XXII. und 3 der
XIV. Legion gekommen.
5) Zur Érleichterung der Vergleichung sind beide Stempel in der Größe der Ori-
ginale auf der Abbildung 17 nebeneinander gestellt. Das Klischee ist nach Photographien
von Papierabklatschen hergestellt, von welchen der des Echzeller Exemplars unmittel-
bar nach dessen Auffindung (1892) in meinen Besitz gekommen ist, wâhrend ich den
des Straßburger Exemplars Forrers Entgegenkommen verdanke.
e) Es scheint, daß der regelmäßige Petrieb in den Nieder Ziegeleien nicht über
die Regierungszeit des Antoninus Pius oder die Anfânge Marc Aurels hinaus gedauert
hat. Die in Niederbieber gefundenen Stempel der XXII. Legion aus Commodus’ Zeit
knüpfen in ihren Formen an die jungsten in Nied gefundenen Typen an, sind aber, wie
Ritterling bemerkt hat, abgesehen von einem oder zwei Typen, die von einer früheren
Anlage stammen dürften, nicht in Nied vertreten. In Caracallas Zeit scheint für die
Legion noch einmal am Main geziegelt worden zu sein, sei es in Nied oder in Groß-
krotzenburg, wo allein Stempel mit dem Zusatz Antoniniana gefunden sind. In Nied
haben sich solche bis jetzt nicht gefunden. Die Nied S. 278 zu Fig. 102 ausgesprochene
Vermutung ist nach ORL Oberflorstadt S. 19, 20 zu korrigieren.
7) Der Stempel ist zum erstemal abgebildet und besprochen in der Festschrift
über Großkrotzenburg v. J. 1882, wo Suchier im Anhange über „die rômischen Münzen,
Stempel“ usw. S. 23 die Deutung Antoniniana als zulässig erklârte. Bestimmter habe
ich mich dafür im ORL Großkrotzenburg S. 42 B 29 ausgesprochen. F. Drexel, der in
vom April 1913 hat Robert Forrer eine Zusammenstellung der wichtigsten
in Straßburg und seiner Umgebung gefundenen Stempel der Legio VIII
Augusta veröffentlicht, die seit der zweiten Hälfte des I. Jahrhunderts in
Argentorate in Garnison gelegen und geziegelt hat. Dort finden wir neben
anderen Stempeln aus Caracallas Zeit, die den Zusatz Ant(oniniana) teils
nach teils vor der regelmäßigen Bezeichnung Aug(usta) zeigen, auch unseren
Typus vollstândig 3 4 SJ. Die Legende lautet in den halbkursiven Zeichen, welche
die Erklârung des verstümmelten Exemplars von Echzell erschwert haben,
KI C VIII ANT A Λ G T- Das Fehlen eines der beiden Vertikalstriche
(II = E) kommt auch bei anderen Typen vor. Das V, = einem lapidaren
griechischen Y, ist an der zweiten Stelle (in AVG) auf den Kopf gestellt,
wie das P(ia) am Ende nach links gerichtet. Beide Anomalien, die auf Nach-
lâssigkeit oder Unkenntnis analphabetischer Ziegler beruhen, die ihren Holz-
stempel selbst schnitten 4), kommen auch bei Nieder Ziegeln vor, so bei dem
Typus Nied 56. An der Identität der Matrize, mit welcher der Straßburger
und der angebliche Echzeller Stempel ausgeprâgt sind, ist bei der genauen
Übereinstimmung der Formen wie der Maße, im ganzen und im einzelnen,
nicht zu zweifeln 5).
Dann aber sind wir berechtigt, den viel besprochenen Stempel aus der
Reihe der für die Chronologie des rômischen Echzell in Betracht kommenden
Dokumente zu streichen Dafür sprechen auch innere Gründe. Es ist an
sich nicht sehr wahrscheinlich, daß von Straßburg aus Bauziegel in die
Wetterau versendet wurden, so lange die Ziegeleien der in Mainz garnisonie-
renden Legionen und der Großkrotzenburger Vindeliker am Main in Betrieb
waren. Dies war aber gerade in Caracallas Zeit noch oder nochmals der
Fall 6). Das beweisen die in Großkrotzenburg gefundenen beiden Typen der
XXII. Legion, die den Zusatz Antoniniana zeigen, und, wenn die Deutung
der ungewöhnlich nachlâssig oder ungeschickt in Holz geschnittenen Zeichen
richtig ist, auch ein Rundstempel der Coh. IIII Vindelicorum, der sich außer
in Großkrotzenburg auch in Miltenberg und Stockstadt gefunden hat 7).
3) Vgl. Forrer a. a. O. Tafel III 52 und unsere Abbildung 17 b.
4) Vgl. Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. III. Folge, IV (Die rômischen
Zentralziegeleien von Nied) S. 320 ff., bes. 321 f. Daß nicht jeder Ziegel einer Stratura
gestempelt wurde, beweist nicht, daß die Stempel, insbesondere auch die Namenstempel
von den „Aufsehern“ angebracht wurden (Forrer S. 368). Wie Kontrollstempel sich
zu den Arbeiterstempel verhielten, ist Nied S. 321 auseinandergesetzt. Zu dem dort
besprochenen Kontrollstempel sind inzw-ischen noch zwei andere der XXII. und 3 der
XIV. Legion gekommen.
5) Zur Érleichterung der Vergleichung sind beide Stempel in der Größe der Ori-
ginale auf der Abbildung 17 nebeneinander gestellt. Das Klischee ist nach Photographien
von Papierabklatschen hergestellt, von welchen der des Echzeller Exemplars unmittel-
bar nach dessen Auffindung (1892) in meinen Besitz gekommen ist, wâhrend ich den
des Straßburger Exemplars Forrers Entgegenkommen verdanke.
e) Es scheint, daß der regelmäßige Petrieb in den Nieder Ziegeleien nicht über
die Regierungszeit des Antoninus Pius oder die Anfânge Marc Aurels hinaus gedauert
hat. Die in Niederbieber gefundenen Stempel der XXII. Legion aus Commodus’ Zeit
knüpfen in ihren Formen an die jungsten in Nied gefundenen Typen an, sind aber, wie
Ritterling bemerkt hat, abgesehen von einem oder zwei Typen, die von einer früheren
Anlage stammen dürften, nicht in Nied vertreten. In Caracallas Zeit scheint für die
Legion noch einmal am Main geziegelt worden zu sein, sei es in Nied oder in Groß-
krotzenburg, wo allein Stempel mit dem Zusatz Antoniniana gefunden sind. In Nied
haben sich solche bis jetzt nicht gefunden. Die Nied S. 278 zu Fig. 102 ausgesprochene
Vermutung ist nach ORL Oberflorstadt S. 19, 20 zu korrigieren.
7) Der Stempel ist zum erstemal abgebildet und besprochen in der Festschrift
über Großkrotzenburg v. J. 1882, wo Suchier im Anhange über „die rômischen Münzen,
Stempel“ usw. S. 23 die Deutung Antoniniana als zulässig erklârte. Bestimmter habe
ich mich dafür im ORL Großkrotzenburg S. 42 B 29 ausgesprochen. F. Drexel, der in