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der Inkoronata in Neapel zum Muster nahm, und auf den wir daher in diesem Zusammen-
hänge zurückkommen (S. 53). Noch deutlicher erscheint das Neapeler Vorbild von
Donna Regina auf zwei Bildertafeln im Besitze des Grafen Erbach von Fürstenau
in Michelstadt, so daß man sie sogar »einem der Meister« von Donna Regina hat
geben wollen (Bertaux). Dieser Meister könnte dann nur ein Kavallinischüler sein,
namentlich da sich auch Übereinstimmungen mit der Darstellung des Jüngsten Ge-
richtes an der inneren Stirnwand finden; so die bizantinische Art, wie die Aufer-
stehenden von dem Höllenungeheuer ausgespien werden; wie die gewappneten Engel
die Verdammten zur Hölle treiben; so die gleiche Bewegung, die gleiche antikisierende
Tracht. Eine nähere Untersuchung wird freilich noch festzustellen haben, ob hier
dieselbe Hand, oder ob nicht vielmehr die eines Verlichters vorliegt, der sich wie der
der Hamiltonbibel unsere Wandbilder nur zum Muster nahm. —
Der Triumfbogen zwischen Kor und Kirche trug eine Darstellung der himm-
lischen Heerscharen. Das Mittelstück ist unter der Holzdecke verschwunden
oder übertüncht. Die links noch erhaltenen Engel sind in den 1500 übermalt, ihre
alten Unterschriften aber noch leserlich. Oben links befinden sich die sechsflügeligen
Serafim und auf gleicher Höhe die Trone in langen weißen Gewändern mit kleinen
auf Schildern gemalten Tronen in der Hand. Darunter die Mächte und Herrschaften
mit Rosenkränzen im Haar und weißen und roten Kugeln in den Händen; weiter
in der dritten Reihe die gewaltig beschwingten Erzengel Michael, Rafael und Gabriel
im Helm und Rüstung, schlanken Gestalten mit langen Hälsen und aufwärts ge-
streckten Köpfen mit übertrieben langer Kinnlinie (Abb. 1).
Wir wenden uns weiter zur Ost wand und zwar zunächst zu den Zwischen-
fensterbildern. Im Gegensatz zu denen der Offenbarung sind hier die Gestalten in
großem Format gehalten. Dargestellt ist in vierfachem Stockwerk je ein paar statt-
licher Figuren des Alten und Neuen Testamentes, die — in Erinnerung an römische
Mosaiken — durch Palmbäume getrennt sind. In stets wiederkehrender Haltung zeigen
Apostel und Heilige der einen Seite das Buch des Neuen Testamentes gegenüber den die
entfalteten Schriftrollen des Alten Testamentes haltenden Profeten und Patriarchen;
das gleiche Schema ist auch auf der Westwand beobachtet. Zwischen den dem Kore
am nächsten liegenden Fenstern (Fig. 1) sind noch die drei oberen Paare sichtbar;
das untere ist verschwunden. Bei der Reihe B sieht man von dem untersten Paare
noch den mächtigen Kopf der rechten Profetengestalt mit langem weißen Barte.
Erkennbar sind nur der hl. Tomas (unten links) und die beiden heiligen Diakone
Lorenz und Stefan, die sich auch auf dem Jüngsten Gerichte Kavallinis in der
Zäzilienkirche zu Rom finden. Daß sich bei diesen schönen und würdigen Gestalten,
mit Ausnahme des jugendlichen Stefan sind sie alle mit Vollbärten versehen, nur
seine Hand in Frage kommt, ergibt sich unmittelbar aus dem Vergleich mit den
Aposteln im Kloster der genannten Kirche, die ihm urkundlich wie stilkritisch zu-
kommen. Ihr hoher Wert liegt in der von bizantinischer Enge befreiten Auffassung,
einer monumentalen Größe und Vollendung der Arbeit, wie sie auch bei Jotto nicht
der Inkoronata in Neapel zum Muster nahm, und auf den wir daher in diesem Zusammen-
hänge zurückkommen (S. 53). Noch deutlicher erscheint das Neapeler Vorbild von
Donna Regina auf zwei Bildertafeln im Besitze des Grafen Erbach von Fürstenau
in Michelstadt, so daß man sie sogar »einem der Meister« von Donna Regina hat
geben wollen (Bertaux). Dieser Meister könnte dann nur ein Kavallinischüler sein,
namentlich da sich auch Übereinstimmungen mit der Darstellung des Jüngsten Ge-
richtes an der inneren Stirnwand finden; so die bizantinische Art, wie die Aufer-
stehenden von dem Höllenungeheuer ausgespien werden; wie die gewappneten Engel
die Verdammten zur Hölle treiben; so die gleiche Bewegung, die gleiche antikisierende
Tracht. Eine nähere Untersuchung wird freilich noch festzustellen haben, ob hier
dieselbe Hand, oder ob nicht vielmehr die eines Verlichters vorliegt, der sich wie der
der Hamiltonbibel unsere Wandbilder nur zum Muster nahm. —
Der Triumfbogen zwischen Kor und Kirche trug eine Darstellung der himm-
lischen Heerscharen. Das Mittelstück ist unter der Holzdecke verschwunden
oder übertüncht. Die links noch erhaltenen Engel sind in den 1500 übermalt, ihre
alten Unterschriften aber noch leserlich. Oben links befinden sich die sechsflügeligen
Serafim und auf gleicher Höhe die Trone in langen weißen Gewändern mit kleinen
auf Schildern gemalten Tronen in der Hand. Darunter die Mächte und Herrschaften
mit Rosenkränzen im Haar und weißen und roten Kugeln in den Händen; weiter
in der dritten Reihe die gewaltig beschwingten Erzengel Michael, Rafael und Gabriel
im Helm und Rüstung, schlanken Gestalten mit langen Hälsen und aufwärts ge-
streckten Köpfen mit übertrieben langer Kinnlinie (Abb. 1).
Wir wenden uns weiter zur Ost wand und zwar zunächst zu den Zwischen-
fensterbildern. Im Gegensatz zu denen der Offenbarung sind hier die Gestalten in
großem Format gehalten. Dargestellt ist in vierfachem Stockwerk je ein paar statt-
licher Figuren des Alten und Neuen Testamentes, die — in Erinnerung an römische
Mosaiken — durch Palmbäume getrennt sind. In stets wiederkehrender Haltung zeigen
Apostel und Heilige der einen Seite das Buch des Neuen Testamentes gegenüber den die
entfalteten Schriftrollen des Alten Testamentes haltenden Profeten und Patriarchen;
das gleiche Schema ist auch auf der Westwand beobachtet. Zwischen den dem Kore
am nächsten liegenden Fenstern (Fig. 1) sind noch die drei oberen Paare sichtbar;
das untere ist verschwunden. Bei der Reihe B sieht man von dem untersten Paare
noch den mächtigen Kopf der rechten Profetengestalt mit langem weißen Barte.
Erkennbar sind nur der hl. Tomas (unten links) und die beiden heiligen Diakone
Lorenz und Stefan, die sich auch auf dem Jüngsten Gerichte Kavallinis in der
Zäzilienkirche zu Rom finden. Daß sich bei diesen schönen und würdigen Gestalten,
mit Ausnahme des jugendlichen Stefan sind sie alle mit Vollbärten versehen, nur
seine Hand in Frage kommt, ergibt sich unmittelbar aus dem Vergleich mit den
Aposteln im Kloster der genannten Kirche, die ihm urkundlich wie stilkritisch zu-
kommen. Ihr hoher Wert liegt in der von bizantinischer Enge befreiten Auffassung,
einer monumentalen Größe und Vollendung der Arbeit, wie sie auch bei Jotto nicht