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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0156
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und bestahl das schöne Schloß als Eroberer, in dem sich u. A. ein prunkvoller Spring-
brunnen und ein kniendes Standbild des Herzogs befand. Der Prachtsitz des
schwelgerischen Fürsten verfiel schnell: 1502 raubten ihn die Volksmassen aus.
Unter Peter von Toledo wurde der Garten zum Kapuanerschloß gezogen, in dem er
die Gerichtshöfe Neapels vereinigte, der Besitz selbst später verkauft und zerstückelt.
Calvano (Galvano) von Padua gilt als Schüler des Mantegna. Unterm
4. Juni 1487 erhält er auf Abschlag 2 Dukaten, um sich die Farben zu kaufen, die
er benötigt für die Arbeiten, die er »jetzt im großen Garten des Herzogs« ausführt.
Auch für Farben, die er dazu braucht, »um den Saal und die Lauben zu bemalen,
die beim Großen Garten des Herzogs sind«, wird er bezahlt. Am 23. Juli 1487
erhält er mit den oben genannten Künstlern zusammen 15 Dukaten als Abschlag für
gewisse vergoldete Schilder (mit Wappen?), die gegen den Kopf der Balken der
Lauben im Großen Garten angebracht sind. Endlich erhält er am 18. August 1488
den Rest auf die Summe von 40 D., die er für Farben zur Ausmalung einer Wand
des Gartensaales der Dukeska ausgelegt hat. Der dargestellte Gegenstand war die
Eroberung von Otranto, Alfons größte Waffentat, und als Schätzer der Bilder
treten die Maler Hieronimus Vetikano und Hippolit Donzello auf. Im Mai
1489 ist er noch in Neapel, wo er im Dienste des Herzogs ein Gehalt von monat-
lich 9 Duk. 3 Tari bezieht.
Jakob Parmese und Ludwig della Bella werden bei der gleichen Arbeit
mit Calvano am 23. Juni und 16. Juli 1487 zusammen genannt. Wir wissen nichts
weiteres von ihnen.
Auch die Geschichte von Poggioreale ist nicht so klar, wie sie gewöhnlich
dargestellt wird. Es ist zwar unzweifelhaft, daß ein großer Teil des Schlosses um
die Mitte 1488 fertig war, denn damals wurde es nicht nur durch ein großartiges
Prunkmai eingeweiht, sondern Alfons gab von nun an dort überhaupt seine Feste.
Dieser Umstand würde allein schon genügen, um die Annahme, der Bau sei 1487
begonnen und zwar von Julian Majano, der in diesem Jahre nach Neapel kam,
umzustoßen. So schnell baute man damals nicht, am wenigsten in Neapel, wo es
außer vielem Übrigen auch meist an Geld fehlte. Es widersprechen dem aber auch
andere Angaben. Zunächst bringt uns Summontes Erwähnung des Konstanz Lom-
bardo (de Moysis) etwa auf das Jahr 1485x). Ferner erhält »Francesco Senese«
schon am 4. Dezember 14781 2) drei Dukaten, um das Nötige zur Ausmalung der Ge-
wölbe von Poggioreale zu kaufen, was sich am 14. April 1480 wiederholt. Dieser
Sienese Franz kann aber niemand anders sein, als Franz Georg Martini. Noch
am 28. Juli 1478 befand er sich beim Heere des Herzogs und Friedrichs von Urbino
vor La Castellino, dessen Belagerung er als Festungstechniker leitete. 1481 ist er in
Gubbio, 1482—87 in Urbino, so daß er von 1478—81 in Neapel gewesen wäre.
1) was auch mit der Anfertigung der Mahometmünze stimmen würde.
2) Nach Neapler Datierung, die das Jahr mit dem 1. September beginnt; nach Floren-
tiner Art der 4. Dezember 1477.
 
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