Einleitung des Verfassers.
(1847.)
Seit Winekelmanns Genius in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit dem Schwünge des
Dichters das gesaininte Leben des jugendlichen Hellas überschaute, das Füllhorn griechischer An-
schauungen über Roms Marmorwelt ausschüttete und diese in großartigen historischen Massen
ordnete, hat eine Fülle von Kunstdenkmälern aller Gattungen, aus dem Grabe der Jahrtausende
emporgestiegen, den Gesichtskreis der gesanmiten Alterthumswissensehaft beträchtlich erweitert.
Von hieratischen Gesetzen beherrschte Gestalten, in denen das zwischen den strengen Formen
hervorquellende Leben die Oberfläche in leichten Schwingungen bewegt, verdrängen mit dem Ge-
präge ursprünglicher Naivetät die Gebilde conventioneller Nachahmung aus dem Gebiete der frü-
heren Jahrhunderte. AVerke, die der deutsche Seher in der Sonne des perikleischen Zeitalters
entstanden wähnte, treten vor dem Glänze der von des Parthenons Giebelfeldern herabgestiegenen
Bildwerke in die Prachthallen der Kaiserzeit zurück, zwischen sinkenden aber, von der unverwüst-
lichen Naturkraft des Alterthums noch innner belebten Kunstschöpfungen in langem Nachhalle den
Glanz und die Herrlichkeit hellenischen Adels verkündigend. Las dürre Gerüst Vitruvianischer
Weisheit versinkt vor dem Peichthume der aus zahllosen Trümmern hellenischer Bauwerke mit
organischem Leben emporsteigenden Tempelwelt: der sie umgebenden blühenden Natur, der Gluth
des südlichen Himmels entsprechend, bekleidet sie sich vor dem Auge des begeisterten Forschers
mit nie geahnter Farbenpracht. Die Gräber erschlossen eine unerschöpfliche Fülle griechischer Thon-
gefäfse und anderer Thonbildungen. Selbst die untergegangene Herrlichkeit der altgriechischen
Malerkunst reiht sich aus monochromen Schattenrissen griechischer Wandgemälde und Vasen-
zeichnungen und der aus den Blf'ithen der Vergangenheit zusammengefügten pompejanischen Bilder-
welt wieder zusammen, um die alte Pracht ahnen zu lassen.
1
(1847.)
Seit Winekelmanns Genius in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit dem Schwünge des
Dichters das gesaininte Leben des jugendlichen Hellas überschaute, das Füllhorn griechischer An-
schauungen über Roms Marmorwelt ausschüttete und diese in großartigen historischen Massen
ordnete, hat eine Fülle von Kunstdenkmälern aller Gattungen, aus dem Grabe der Jahrtausende
emporgestiegen, den Gesichtskreis der gesanmiten Alterthumswissensehaft beträchtlich erweitert.
Von hieratischen Gesetzen beherrschte Gestalten, in denen das zwischen den strengen Formen
hervorquellende Leben die Oberfläche in leichten Schwingungen bewegt, verdrängen mit dem Ge-
präge ursprünglicher Naivetät die Gebilde conventioneller Nachahmung aus dem Gebiete der frü-
heren Jahrhunderte. AVerke, die der deutsche Seher in der Sonne des perikleischen Zeitalters
entstanden wähnte, treten vor dem Glänze der von des Parthenons Giebelfeldern herabgestiegenen
Bildwerke in die Prachthallen der Kaiserzeit zurück, zwischen sinkenden aber, von der unverwüst-
lichen Naturkraft des Alterthums noch innner belebten Kunstschöpfungen in langem Nachhalle den
Glanz und die Herrlichkeit hellenischen Adels verkündigend. Las dürre Gerüst Vitruvianischer
Weisheit versinkt vor dem Peichthume der aus zahllosen Trümmern hellenischer Bauwerke mit
organischem Leben emporsteigenden Tempelwelt: der sie umgebenden blühenden Natur, der Gluth
des südlichen Himmels entsprechend, bekleidet sie sich vor dem Auge des begeisterten Forschers
mit nie geahnter Farbenpracht. Die Gräber erschlossen eine unerschöpfliche Fülle griechischer Thon-
gefäfse und anderer Thonbildungen. Selbst die untergegangene Herrlichkeit der altgriechischen
Malerkunst reiht sich aus monochromen Schattenrissen griechischer Wandgemälde und Vasen-
zeichnungen und der aus den Blf'ithen der Vergangenheit zusammengefügten pompejanischen Bilder-
welt wieder zusammen, um die alte Pracht ahnen zu lassen.
1