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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Hrsg.]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0093
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71

werden dieselben von jenem Kunstforscher gewiTs mit Recht gleichfalls auf byzantinischen Einflufs
zurückgeführt: die grol'se Uebereinstimmung der Kuppelanlagen zu Molfetta mit denen der aquita-
nischen Kirchen läfst aber doch auf ein engeres Verhältnifs beider zu einander schliefsen. Wenn
nun, wie Herr von Verneilh nachgewiesen hat, Aquitanien in grofser Ausdehnung mit jenen Archi-
tekturformen überdeckt ist, die unter sich in organischer Verbindung stehen und sich daselbst vom
XL bis ins XIII. Jahrhundert nachweisen lassen, bis sie erst sehr allmälig der immer mächtiger
vom Norden her eindringenden Gothik das Feld räumten; so ist es schon an sich sehr wahr-
scheinlich, dafs sie diesen vereinzelten Formen ünteritaliens als Muster dienten. Noch wahrschein-
licher wird dies dadurch, dafs einzelne jener aquitanischen Monumente offenbar einen älteren
Charakter als wie jene zu Molfetta zeigen. Auffallend sind namentlich bei der Cathedrale die ganz in
nordischer Weise angeordneten Pfeilergruppen und die vorzugsweise in gleichem Typus gebildeten
Ornamente, namentlich die Kapitäle. Wenn einzelne Elemente der letzteren allerdings, wie schon
im Texte gesagt wurde, orientalischen Einflufs nicht verläugnen, so trägt der Charakter derselben
im Ganzen doch vielmehr den wesentlichen Typus romanischer Kunst des Nordens, auf den ja
gleichfalls byzantinischer Einflufs vielfach sich geltend machte. Wenn wir auch abselm von den
Verbindungen, die die herrschenden Normannen in Unteritalien doch gewifs mit ihrer letzten Hei-
math noch lange unterhielten, so läfst schon das reiche Zuströmen der Kreuzfahrer, deren Mehrzahl
ja aus Gallien kam, nach den Häfen Unteritaliens, von wo die meisten sich nach dem h. Lande
einzuschiffen pflegten, eine Einwirkung von dort her nicht unwahrscheinlich erscheinen. Die zweite
jener Kirchen verdankt ja sogar jenem Umstände ihr Entstehen nicht minder wie ihren Beinamen.
Die für ihre Erbauung genannte Jahreszahl 1162 stimmt mit allen übrigen Verhältnissen sehr wohl
überein. Auch die Cathedrale wird ungefähr derselben Zeit angehören, da diese Annahme durch
den Vergleich mit den vorgenannten mafsgebenden Formbildungen des Nordens, namentlich Frank-
reichs nur bestätigt wird. v. Q.]

B I T 0 N T 0.

Die Anfänge von Bitonto gehen in ein hohes Alterthum hinauf; es haben sich Münzen mit
der Aufschrift BTfONTlNSlN erhalten, so dafs die Stadt also zu den alten griechischen Kolonien
jener Gegenden zu zählen ist.

In neuerer Zeit ist sie durch die in ihrer Nähe den Oestreichern am 25. Mai 1734 von
dem Grafen Montemar beigebrachte Niederlage, durch welche derselbe den ersten bourbonischen
Kernig, Karl, auf dem ebeneroberten Throne Neapels befestigte, bekannt geworden.
 
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