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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0094
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* [Ein Bischof von Bitonto kommt mit Sicherheit erst im Jahre 754 vor, nämlich Otto, dann
wiederum nach langem Zwischenräume 1087 Arnulf. Zwei ihrer Nachfolger bestiegen den päpst-
lichen Stuhl; Julius Medici 1523 als Clemens VII. und Alexander Farnese 1534 als Paul III. Der
Sprengel umfafste nur die Stadt selbst und darum theilte das Bisthum von Bitonto das Schicksal
vieler der kleineren im Königreiche Neapel. Es wurde durch die Bulle De utiliori 1818, in der die
geistlichen Verhältnisse des Königreiches und die Beziehungen desselben zu Rom neu geordnet
wurden, aufgehoben und dem Bischöfe von Ruvo untergeben.

Die ehemalige Cathedra]e ist dem heil. Valentinus geweiht.1)]

Obwohl sie besonders in ihrem östlichen
Theile einige Veränderungen erfahren hat, so ist
doch die ursprüngliche Anlage im Ganzen unver-
ändert geblieben (s. Holzschnitt Nr. 23.). Sie hat
drei Schiffe, ein höheres in der Mitte und zu den
Seiten die beiden niederen. An letztere lehnt sich
eine Reihe von Kapellen, deren äufsere gemeinsame
Wand in gleicher Flucht mit den Stirnwänden des
Querschiffes steht und der Kirche gegen Norden und
Süden als Aufsenseite dient, [eine Anordnung, welche im Nordosten Deutschlands im XV. Jahr-
hundert häufig vorkommt, wo man den Raum zwischen den verlängerten Strebepfeilern gleichfalls
zu Kapellen einrichtete, die sich in das Innere der Seitenschiffe öffnen.] Drei Absiden legen sich
im Osten vor das Querschiff; die mittlere in gröfserer Breite und Tiefe als die anderen. Dieselben
sind jedoch von aufsen nicht zu bemerken, weil sie wie bei S. Nicolo und der Cathedrale zu Bari,
sowie bei der zu Molfetta (vgl. Taf. III. Fig. IL; Taf. V. Fig. III.; Taf. XXXI. Fig. I.) durch eine
Wand verkleidet sind, welche die an beiden Enden befindlichen Thurmanlagen verbindet.

Auch die Sonderung der westlichen Facade durch Wandpfeiler in die dem Hauptschiffe und
den Seitenschiffen entsprechenden Theile fanden wir bei den ersten der genannten Kirchen vor, wo-
bei darauf aufmerksam gemacht wurde, dafs diese Anordnung namentlich in den Kirchen der Lom-
bardei künstlerisch ausgebildet worden ist.

Die Facade (s. Taf. XIII.) zeichnet sich durch angenehme Verhältnisse im Ganzen und reiche Orna-
mentik im Einzelnen aus. Der Haupteingang, welcher innerhalb der Dicke der Mauer von zwei im Rund-
bogen abschliefsenden Gesimsen eingefafst ist, wird oberhalb noch von einem stark profilirt vor-
tretenden Halbkreisgesims umgeben. Unterhalb desselben treten zwei merkwürdig schafähnliche
Greifen hervor, welche andere Thiere zwischen den Klauen halten. Mittelst eines Verbindungs-
gliedes werden sie von Säulen getragen, welche wiederum auf dein Rücken von Löwen stehen, wie
diese endlich hart über dem Boden auf Kragsteinen. Jenes Bogenprofil ist mit mehren Reihen

[») Vgl. üghelli VII, 686; d'Avino, Cenui storici, 592.]
 
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