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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0296
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274

S. PIETRO IN GALATINA.

S. Pietro in Galatina ist ein blühender, freundlich gelegener Ort in der nur durch wenige
Hügel unterbrochenen Hochebene, welche sich westlich von Otranto ausdehnt, zwölf Miglien südlich
von Lecce, dreifsig fast nördlich vom Vorgebirge Leuca entfernt.1) Den ersten Theil seines Na-
mens verdankt es der Sage, dafs S. Petrus selbst hier das Christenthum verkündigt habe; der
zweite beruht auf der uralten Bezeichnung eines einst hier angesessenen Volksstammes.

Durch den in der neapolitanischen Geschichte rühmlichst bekannten Raymund del Balzo
aus dem altberühmten provencalischen Geschlechte der Baux, Balzi, Baucii2), das mit Karl I. nach
Neapel hinübergekommen war, wurde im Jahre 1355 der bis dahin offene Ort, der in Folge einer
Schenkung König Karls II. an die Familie gekommen war, durch Ummauerung zu einer Stadt er-
hoben. Einst befand sich eine darauf bezügliche griechische8) Inschrift in der jetzt zerstörten
Kirche S. Giovanni. Sie lautete:4)

Etsl gto'sy lv- tllrtftv äfj'/fiv 1) %vjqü, tov
ayiov IHtqov tujv Vala%r\vo3V tov zriotrrjvai , emzyarovvTog
(niybg AoyrtoLov ovv ir/J ()i]yl JIwdrvij, zvyievovTog jfjs
%WQag ayiov Usroov evysvovg xafi/iaoaür'jov zwutrog
cPm]fxovvSov tov Baovoi§Lü)g ovv buo'Qvya) avTov ^Eaßtilq,
vjiä^/ovTog tov TovTov y.aZyov ßr/.aQLov Ttjg yaioag
/ovagivov Movceyovoxov . üvrog yao nyriuTog iarjfisi6(l)aaro
ttjv ydj^av olo'Key.TioO-rjvaL xal auibg ttjv a^yjiv inoi-
rjOe ; to ofrev ocpeL'kofitv tvytnDai vitfQ avTov .

d. i. Im Jahre 6863 (= 1355), in der achten Indiction begann der Ort des h. Petrus der
Galatiner gebaut zu werden unter der Regierung des Königs Ludwig und der Königin Johanna,
als Besitzer des Ortes des h. Petrus war der wohlgeborne Kämmerer Graf Raimund del Balzo
sammt seiner Gemahlin Isabella und um die Zeit Stellvertreter über den Ort Guarino Montefusco

[') G.C(eva) G (rimaldi) d. i. Marchese diPietracatella,
Itinerario da Napoli a Lecce e nella provincia di terra d'Otranto
nell' anno 1818. Napoli 1821. 8vo. p. 130. nennt es eine der schön-
sten Städte derPro vinz und fast Centrum des Handels derselben.]

[2) Vgl. oben S. 151. und 153. Anm. 7.]

[') Noch bis ins XVI. Jahrhundert und in spätere Zeit
hinein wurde hier wie an vielen anderen Orten der Erz-
diöcese Otranto allgemein griechisch gesprochen. Vgl. Ga-
lateo, De situ Japygiae. Ebenso erhielt sich dort der
griechische Ritus.]

4) Meinörie storiche della cittä di Galatina nella Japigia
del Pottor Baidasare Papadia. Napoli 1792. presso Vincenzo
Orsini. 4to. S. «7.

[*) Für ,gto!;v§vrj\ was Papadia a. a. U. hat, ist
das oben gegebene zu lesen, nach der lateinischen Ueber-
setzung des Monsignor Federico Mezio. Ludwig von Tarent
war von 1346—1362 König. — Xiüqcc steht ganz in der
mittelalterlich lateinischen Bedeutung für terra, ein Ort, der
nicht Stadt ist.]
 
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