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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Hrsg.]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0338
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316

*[Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dafs die Jahreszahl noch durch andere folgende Ziffern
vervollständigt war. Es ist daher aus ihr kein sicherer Schlufs auf die Erbauungszeit zu ziehen.]

ACERENZ A.

Acerenza, das „steile Felsennest, "*) [erhebt sich auf einer bedeutenden Anhöhe in der
gebirgigen Basilicata und beherrscht weit umher die Gegend. Stets hat es im Mittelalter als einer
der festesten Plätze Unteritaliens gegolten und Gothen2), Langobarden und Griechen3) legten einen
hohen Werth auf seinen Besitz. Zu den Bedingungen, unter welchen Karl der Grofse des Herzog
Arichis von Benevent Sohn, Grimoald, als dessen Nachfolger einsetzte, (787) gehörte auch, dafs
derselbe die Befestigungen von Acerenza zerstöre.1) Dennoch wurde es 1061 von Robert Guiscard
erobert5), nachdem es schon früher an Graf Humfred hatte Zins zahlen müssen.") Von den späteren
Herrschern wurde die Stadt als Lehn vergeben und kam so im Laufe der Zeiten an verschie-
dene Familien. Seit 1593 führen die Besitzer den Titel der Herzöge von Acerenza.7)]

Das Aussehen des Ortes ist reinlich, aber ärmlich; die Bewohner sind ein schöner kräftiger
Gebirgsstamm von freundlicher Gesinnung.

[Um 300 soll ein Bischof Romanus von Acerenza vorkommen8); 499 war Justus auf dem
Concile zu Rom. Als Kaiser Nicephorus Phocas (963—969) sich bemühte, den griechischen Cultus
in Italien auszubreiten, liefs er den Bischof von Otranto durch den Patriarchen von Constantinopel
zum Erzbischof ernennen, mit der Befugnifs auch in Acerenza die Bischöfe zu setzen.0) Von 993
bis 1051 waren die letzteren Suffragane von Salerno, wurden aber bald darauf, wahrscheinlich von
Nicolaus IL, zu Erzbischöfen erhoben und ihnen die Sitze von Venosa, Potenza, Gravina, Tri-
carico und Tursi untergeben. Spätere Päpste bestätigten sie in der neuen Würde.1")

Im Jahre 1203, wie man annimmt, erhob Papst Innocenz III. das 42 Miglien südöstlich
von Acerenza gelegene Matera zum erzbischöflichen Sitze und vereinigte denselben mit dem in
jenem Orte. Jahrhunderte langer Streit über den Vorrang war die Folge. Papst Eugen IV.
(1431—1447) sah sich daher veranlafst, die beiden Oathedralen von einander zu trennen und jeder

') Horat. Od. III., it., 14. ,quicumque celsae nidum
Acherontiae — tenent.'

[2) Procop. de bollo Goth. III., 18.]

[3) Paulus Diaconus hist. Langob. V., 7.]

[4) Chronicon Salcrnitanum Mon. Germaniae hist. V., 3.
484.; vgl. ibid. 243. Note aus Erchempert]

['•) Lupus Protospata ad a. Pertz, Mon. Germ. hist.
V., Gl.]

[6) Guilermus Apulus, De gestis Rob. Guisc. IL, 296.
Pertz, Mon. Germ. hist. XL, 9. 259.]

[') Giustiniani, Dizionario — ragionato del regno di
Napoli. Napoli 1797. L, 28.]

[») Franc. Sav. Girardi, Vic. Gen. di Acerenza, bei
D'Avino, Ceuni storici sulle chiese — delle due Sicilie
1848 zu Anfang.]

[») Lui t p r a n d i, Legatio ad Nie. Phoc. c. 62. Vgl. o. S. 260. |

[,0) F. S. Girardi bei D'Avino 1. sq.]
 
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