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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Hrsg.]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0281
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0 T R A NT ö

und

JOKDIGNANO.

Otranto, in einer fruchtbaren Gegend nahe dem östlichsten Punkte Italiens gelegen, ist mit
mehrfachen Mauern, Gräben und hundert Thürmen umgeben, die sich jedoch, ebenso wie das
Castell auf der Südseite der Stadt, jetzt in einem schlechten Zustande befinden und dieselbe jetzt
schwerlich mehr würden schützen können. —

Der Hafen ist nur eine kleine, nicht sehr tiefe Bucht, auch nicht mit Fischreichthum fre-
segnet. Aufser mit Corfu, wohin auch Barletta viel handelt, ist wenig Verkehr. Die Strafsen sind
eng und klein; das Volk gutmüthig, aber eher schüchtern als zudringlich. Die meisten Gesichter
haben, wie in den andern benachbarten Küstenstädten, im Gegensatze zum Binnenlande, eine
schöne Bildung, die vielleicht noch an den griechischen Ursprung erinnert. Daneben aber sieht man
einen andern Stamm, mit breitem Antlitz, vortretenden Backenknochen, kleiner Nase, niedriger
Stirn, was alles möglicherweise noch die ältere einheimische Bildung repraesentiren könnte.

Otranto, lateinisch Hydruntum, Hydra, Hydrus und Hydruns, mittelalterlich auch Ydrontum
genannt, [war sowohl im Alterthume als im Mittelalter neben Brindisi ein Haupthandelsplatz nach
Griechenland und dem Orient. Paulus Diaconus') nennt es „eine nicht geringe Stadt, zum Handel
trefflich gelegen." Von Gothen, Byzantinern, die hier einen ihrer angesehensten Machthaber für
Italien residiren liefsen, Langobarden und Saracenen hatte es im Laufe der Zeit oft Belagerungen
auszustehen; selbst die Ungarn drangen auf ihren Raubzügen bis dahin vor.-) Im Jahre 1081
nahm Robert Guiskard es ein. Aber das gröfste Kriegsunglück kam gegen den Ausgang des Mittel-
alters über Otranto, 1480, als der Pascha Achmet von Aulon in Macedonien unerwartet landend,
es am 28. Juli zu belagern begann und am 11. August eroberte. Die Türken verübten alle mög-

[') Hist. Lang. IL, 21.J Descrizione di tutta l'Italia. Venetia 1581. p. 235. a t.

[») Ann. Bar. 949. Mon. Germ. hist. VIL, 5, 52. — Matthiae Doeringii Chronicon bei Mencken, Scriptores
Lupus Protosp. ibid. p. 54.] reruin Gernianicanini. 17:30. 111., 44.]

[») D'Avino, Cenni storici 521. ff. Vgl. auch Alberti,

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