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[Brundisium, auch Brundusium, jetzt Brindisi, eine uralte Stadt ungewissen Ursprunges, begann
erst unter römischer Herrschaft emporzublühen. Sein Hafen, dessen Gestalt es seinen Namen verdanken
soll,1) war der beste auf der ganzen an Buchten armen Ostküste des unteren Italiens. Dem griechischen
Gestade nahe gelegen, zog er bald den Hauptverkehr dorthin und nach dem ganzen Oriente an
sich, seit die Römer auch auf diese (regenden ihre Aufmerksamkeit zu richten begannen. Die
.Königin der Strafsen,*2) die Via Appia, welche Appius Claudius Caecus im Jahre 312 v. Chr.
von Korn aus bis Capua geführt hatte, wurde im Laufe der Zeit bis Benevent fortgesetzt, von wo
ein lebhafter Verkehr nach Brundisium hin Statt fand. Strabo sagt: von Griechenland und Asien
ist die gerade Ueberfahrtsstrafse nach Brundisium und alle, die nach Rom wollen, fahren dorthin.3)
Ihre endliche Vollendung erhielt die Kunststrafse erst durch Trajan, welcher sie von Benevent bis
Brindisi baute und diesem letzteren Theile den Namen der Via Trajana verschaffte. Noch finden
sich viele Ueberbleibsel des gewaltigen Baues und viele mit bis auf die Zahlen gleichlautenden In-
schriften versehene Meilensteine sind an verschiedenen Stellen erhalten.4)
Auch während des Mittelalters galt Brindisi5) seines Hafens wegen für einen der wichtigeren
Plätze des unteren Italiens6), und alle die Völker, welche nacheinander dort um die Herrschaft
kämpften, legten einen hohen Werth auf seinen Besitz. So kam es, dafs durch die vielen Bela-
gerungen, welche die Stadt auszustehen hatte, sie mehr als einmal einem gänzlichen Ruin nahe
war. Noch erhebt sieh auf einer Anhöhe am Hafen ein Denkmal, dessen Inschrift besagt, dafs ein
[i) Nach Strabo VL, 2., ed. 1829. Tauchnitz p. 50. heifst
BysvTeowv, wie der Ort von den Griechen genannt wurde,
auf messapisch ein Hirschkopf. Ein Plan bei H. Swin-
burne, Travels in the two Sicilies 1777—80. London 1783.
I.. 384.]
[») Statius, Silv. lib. II. 2, 12.]
P) Strabo VI.. 3. p. 50.]
[4) Der von Mommsen, Inscriptiones regni Neapolitani
latinae. Lipsiae 1852. p. 347., weil nur von dem Fälscher
Pratilli, Via Appia p. 529. verbürgte, mit einem Asterisens
versehene Meilenstein Nr. CXI. befindet sich nach dem Verf.
allerdings, wie jener angiebt, zu Bisceglie.J
[*) Im Mittelalter auch Brundusiapolis.]
[•) Nach Guilermus Apulus V. 132. wurde zu seiner
Zeit (Ende Saec. XI.) der Hafen von Brindisi dem von Otranto
seiner grösseren Sicherheit halber vorgezogen.]
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[Brundisium, auch Brundusium, jetzt Brindisi, eine uralte Stadt ungewissen Ursprunges, begann
erst unter römischer Herrschaft emporzublühen. Sein Hafen, dessen Gestalt es seinen Namen verdanken
soll,1) war der beste auf der ganzen an Buchten armen Ostküste des unteren Italiens. Dem griechischen
Gestade nahe gelegen, zog er bald den Hauptverkehr dorthin und nach dem ganzen Oriente an
sich, seit die Römer auch auf diese (regenden ihre Aufmerksamkeit zu richten begannen. Die
.Königin der Strafsen,*2) die Via Appia, welche Appius Claudius Caecus im Jahre 312 v. Chr.
von Korn aus bis Capua geführt hatte, wurde im Laufe der Zeit bis Benevent fortgesetzt, von wo
ein lebhafter Verkehr nach Brundisium hin Statt fand. Strabo sagt: von Griechenland und Asien
ist die gerade Ueberfahrtsstrafse nach Brundisium und alle, die nach Rom wollen, fahren dorthin.3)
Ihre endliche Vollendung erhielt die Kunststrafse erst durch Trajan, welcher sie von Benevent bis
Brindisi baute und diesem letzteren Theile den Namen der Via Trajana verschaffte. Noch finden
sich viele Ueberbleibsel des gewaltigen Baues und viele mit bis auf die Zahlen gleichlautenden In-
schriften versehene Meilensteine sind an verschiedenen Stellen erhalten.4)
Auch während des Mittelalters galt Brindisi5) seines Hafens wegen für einen der wichtigeren
Plätze des unteren Italiens6), und alle die Völker, welche nacheinander dort um die Herrschaft
kämpften, legten einen hohen Werth auf seinen Besitz. So kam es, dafs durch die vielen Bela-
gerungen, welche die Stadt auszustehen hatte, sie mehr als einmal einem gänzlichen Ruin nahe
war. Noch erhebt sieh auf einer Anhöhe am Hafen ein Denkmal, dessen Inschrift besagt, dafs ein
[i) Nach Strabo VL, 2., ed. 1829. Tauchnitz p. 50. heifst
BysvTeowv, wie der Ort von den Griechen genannt wurde,
auf messapisch ein Hirschkopf. Ein Plan bei H. Swin-
burne, Travels in the two Sicilies 1777—80. London 1783.
I.. 384.]
[») Statius, Silv. lib. II. 2, 12.]
P) Strabo VI.. 3. p. 50.]
[4) Der von Mommsen, Inscriptiones regni Neapolitani
latinae. Lipsiae 1852. p. 347., weil nur von dem Fälscher
Pratilli, Via Appia p. 529. verbürgte, mit einem Asterisens
versehene Meilenstein Nr. CXI. befindet sich nach dem Verf.
allerdings, wie jener angiebt, zu Bisceglie.J
[*) Im Mittelalter auch Brundusiapolis.]
[•) Nach Guilermus Apulus V. 132. wurde zu seiner
Zeit (Ende Saec. XI.) der Hafen von Brindisi dem von Otranto
seiner grösseren Sicherheit halber vorgezogen.]
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