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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0341
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319

Bögen auf zwei Reihen von vier quadratischen und am Kreuze einem im Grundrisse kreuzförmigen
Pfeiler getrennt. Die Zwischenwände zwischen den Halbsäulchen im Umgänge des Chores waren
wohl ursprünglich nicht vorhanden und die Anordnung ebendieselbe wie in Venosa. Der Cardinal
Johannes Michael d'Aragona, welcher im Jahre 1504') den Chor der Anlage einer Unterkirche
wegen höher legen liefs, wird auch jene haben aufführen lassen. Eine breite Treppe führt jetzt
zu dem Chore hinauf.

Die Unterkirche, reich mit bedeutungslosen Ornamenten des XVI. Jahrhunderts verziert,
nimmt nur den Raum unter dem Chore des Mittelschiffes ein. Ihre Gewölbe werden von vier
Marmorsäulen unterstützt. Eine in ihr befindliche Inschrift giebt die Zeit ihrer Erbauung an:
IOANNES MICHAEL ARRAGON . SS . R . E . PRESB . CARD . ACHERVNTINVS EREXIT . MDIV.

Die Altäre des Querschiffes in der oberen Kirche tragen spät neapolitanische Bilder, welche
jedoch nicht ohne Verdienet sind; dieses gilt besonders von dem in dem rechten Kreuzesarme be-
findlichen. Dasselbe stellt die Jungfrau Maria mit dem Kinde auf dem Schofse dar. Sie reicht
dem h. Dominicus den Rosenkranz dar; Engel, welche ebenfalls Rosenkränze tragen, schweben über
ihr und setzen ihr eine Krone aufs Haupt. Zur Seite knieen andere Heilige. Ganz oben ist die
Dreieinigkeit zu sehen. Das Bild erinnert im Allgemeinen an Francesco Curia; die Figur der Ma-
donna in der Zeichnung an Giulio Romano. Ein Streben nach kräftigem scharfem Kolorit und
markigem Charakter in Rafaelischer Richtung ist nicht zu verkennen. Der Ton der Farbe ist etwas
gelblich. Bezeichnet ist das Bild ST , 3 SD, welche Buchstaben vielleicht nur die es besitzende
Rosenkranzbrüderschaft andeuten sollen. [?]

Eine Anbetung des Kindes erinnert an Polidoro. Christus an der Martersäule auf einem
anderen Altare ist nach dem bekannten Bilde des Sebastian 0 del Piombo gemalt; eine Kreuztragung
mit breiten Formen und Schattengebimg in der Manier von Caravaggio erinnert an dieselbe Dar-
stellung des Raphael, welche unter dem Namen lo Spasimo di Sicilia bekannt ist.

M A T E R A.

[Die Cathedrale von Matera5) (vgl. S. 316. f.), S. Maria (la Bruna) genannt, enthält, obwohl

im vorigen Jahrhunderte verlängert und ausgebaut, manche Reste der alten Anlage, so an der

Facade das Rundfenster, die Portale, deren mittleres in gewöhnlicher Weise von Löwen flankirt

[') Nach Ughelli VII., 56. war Vincentius Palmerias Memorie storiche profane e religiöse su Ia cittä di Mater»,

vom 14. März 1483 bis zum 80. Juli 1518 Erzbischof von Napoli 1818. 4to. S. 193. ff. 214. 218. 276. und desselben

Acerenza.] Aufsatz über das Erzbistlium Matera in d'Avino. Cenni sto-

[-) Vgl. wegen des Folgenden Franc. Paolo Volpc, vici sulle chiese aveivescovili cet. Napoli 1848. S. 318.]
 
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