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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Hrsg.]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0178
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daselbst einen Pallast mit Sälen, Zimmern (cameris ciminedis) Cisternen und anderem zur Wohn-
lichkeit Nöthigem zu erbauen; den Bau aber seinem getreuen Meister Peter von Angicourt und
Meister Johann de Tullo aufgetragen. Da der König dort wohnen wolle, so solle mit dem Baue
vorgeschritten werden. Die Mauerung der Cisterne möge der auf Pacht übernehmen, der die
Mauern des Ortes auf Pacht gebaut habe; wenn er nicht wolle, ein Anderer. Der Justitiar solle
je nach dem Fortgange der Arbeit das nöthige Geld hergeben und das erforderliche Holz herbei-
schaffen lassen. —

In einer Urkunde vom 17. Februar 1279 apud turrim Capue giebt Karl I. die erforderliche
Länge des Pallastes auf 10 Cannä, die Breite auf 372, die Höhe auf 2 bis zum Boden (solarium)
und die vom solarium bis zum Dache auf 21/2 Cannä an. Die Cisterne soll 10 Cannä lang, 3 breit
sein, und tief, bis man auf lebendiges Wasser kommt. Als Unternehmer wird Johannes Puzcaltus,
der auch den Pallast zu Villanova (bei Brindisi) unternahm, genannt; als Baumeister die Obigen.—

Holienstaufische Schlösser zu Trani, Grravina, Casteldelmonte.

Die hohenstaufischen Herrscher, vornehmlich Friedrich IL, haben im Königreiche Neapel
verschiedene Monumente ihrer Thätigkeit hinterlassen, welche eine ganz entschiedene Umwandlung
des Baustyles und der Gesinnung der Zeit bezeichnen.

Der Aufenthalt des strengen Heinrich VI. im unteren Italien war nie von längerer Dauer;
wir finden keine Nachricht in den Schriftstellern, dafs er eine besondere Neigung für religiöse
oder andere Bauten gehabt habe. Eine entschieden kalte Reflexion beherrschte ihn im Gegensatze
zu dem Charakter seines Vaters Friedrich Barbarossa. In seinem Sohne Friedrich II. haben sich
die Naturkraft des Nordens mit dem schnellen Verstände und dem lebendigen Rachegefühl des
Italieners vereinigt. Durch seine Einwirkung mul'sten verschiedene Elemente auftreten, wodurch
der alte byzantinische, strenge Charakter der italischen Kunst, der sich zu gewisser Festigkeit ge-
staltet hatte, erschüttert wurde. Einmal wurden die Kunstweisen der verschiedenen Theile Italiens
mehr unter einander vermischt, dann wurden zwei ausländische Elemente gefördert, das nordische,
gothische und durch den lebendigeu Verkehr mit dem Orient das orientalische, das allerdings schon
vorher nicht ohne Eimiufs gewesen war.

Von letzterem finden wir manche Spuren in dem grofsen Castelle von Lucera, wo die gröfsten-
theils saracenische Bevölkerung wahrscheinlich einen Theil der Arbeit ausführte. Vpn gothi-
schen Elementen ist viel an den Schlössern zu Castel del monte, Trani u. s. w. zu bemerken.
Besonders jedoch an den Kirchen des mittleren Italiens, welche aus jener Zeit herrühren, ist der
nordische Einflufs nicht zu verkennen.
 
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