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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0343
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V E N 0 S A.

[An den Grenzen des alten Lucaniens und Apuliens lag, besonders als Geburtsort des Dichters
Horaz bekannt, Venusia (auch -um), das heutige Venosa, einst eine Stadt des Bergvolks der Hirpiner,
dann eine römische Colonie. Wie einige andere Orte des Königreiches rühmt sich auch Venosa,
dafs der h. Petrus in seinen Mauern das Evangelium verkündigt und einen Bischof geweiht habe;
seine Ankunft sei sogar in dem Namen der ältesten Cathedrale „S. Petri de adventu" gefeiert
gewesen, welcher erst später allmälig in „de Alvento," „de Olivete," „de Olivente" verderbt worden
sei.1) Der erste sichere Bischof soll Philipp gewesen sein, den 238 Papst Fabian zu dieser Würde
erhoben hätte. Aus dem fünften Jahrhunderte ist der bei Gelegenheit der Auffindung der Grotte
auf dem Garganuß genannte Austerus bekannt, dann 501, 502, 503 und 504 Stephan; dann erst
nach mehr als fünfhundertjährigem Zwischenräume um 1014 Bischof Peter, von dessen Zeiten an
Venosa besonders unter der Herrschaft der Normannen zu einer ansehnlichen Stadt heranwuchs.
Bei der Vertheilung der Herrschaften unter die Heerführer fiel es 1043 dem Grafen Drogo zu,
welcher besonders durch Begünstigung des von ihm zu seiner Grabstätte ausersehenen Klosters
Sta. Trinita, dem auch seine Nachfolger sich überaus gütig erwiesen, zum Emporkommen des Ortes
beitrug.

Die eigentliche Hauptkirche, die Cathedrale, stand an Berühmtheit der, eximirt von der
bischöflichen Gewalt, unmittelbar dem päpstlichen Stuhle unterworfenen Kirche Sta. Trinita nach, wie
die zu Bari der S. Nicolauskirche daselbst, wie in Italien überhaupt ähnliches oft vorkommt. In ihrer
jetzigen Gestalt gehört sie einer verhältnifsmäfsig neuen Zeit an. Als nämlich Pirro del Balzo
durch seine Vermählung mit Maria Donata Orsina, Herzog Gabriel's von Tarent Tochter, Venosa
überkommen hatte, hielt er es für nöthig, das neue Besitzthum gegen Angriffe des Oheims seiner
Gemahlin, Johann Anton von Tarent, zu befestigen. Bei dieser Gelegenheit kam die Cathedrale,
welche seit unbestimmter Zeit schon zu S. Andreas genannt wurde, aufserhalb der neuen Mauern
zu liegen und da sie sich auf einer zur Anlage eines Castells sehr vortheilhaft gelegenen Anhöhe
befand, so machte sich der Herzog anheischig, falls ihm gestattet würde, sie zu Gunsten seiner
fortificatorischen Absichten abzubrechen, innerhalb der Stadt auf eigene Kosten eine neue Cathedrale
zu errichten. Er erhielt die Erlaubnifs, so dafs 1470 der Bau begonnen wurde. Jedoch erst 1531
den 9. März konnte dieselbe von Bischof Ferdinand Serronus, ebenfalls auf den Namen des h. An-
dreas, geweiht werden. Eine Inschrift an der Kirche lautet: Baucius hanc Pyrrhus Illustriss. Dux
Venusinus ecclesiain propriis sumtibus aedificavit.3)] Grofsentheils ist sie, wie der Thurm daneben
aus Fragmenten antiker Bauwerke aufgeführt.4)

[') D'Avino, Cenni storici Balle chiese - delle due Si- Neapoli 1793. S. 190. — Ughelli, ltal. sacra VIL, 167.

cilie p. 745.] giebt die Inschrift mit unwesentlichen Abweichungen.]

[2) Nach üghelli VIL, 167. schon 1502. 9. März.] [*) Vgl. u. a. Mommsen, Inscriptiones regni Neapolitani

[») Vgl. Michael. Archangel. Lupoli. Iter Venusinum. latinae. Lipsiae 1852. uro. 70-1. 721. 734. 750. 752, 766. 780.

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