Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Hrsg.]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0172
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
150

A N D R I A.

Andria ist eine Stadt von nur geringem Umfange und recht wohl gebaut. Die Einwohner
erfreuen sich in Apulien eines sehr guten Rufes. An einem Thore ist der erste jener Verse zum
Lobe Andria's angebracht1), welche Kaiser Friedrich II. zugeschrieben wrerden: „Andria fidelis
nostris affixa medullis." Auch in neuerer Zeit zeichnete sich die Stadt durch edle Treue gegen
ihren Herrscher aus, welche ihr im Jahre 1799 eine hartnäckige Belagerung und dann eine auch
den kunsthistorischen Denkmälern verderbliche, fast gänzliche Verheerung durch Feuer von Seiten
ihres Besitzers, des Grafen von Ruvo und Herzogs von Andria, Ettore Caraffa, welcher im Heere
der republikanischen Franzosen diente, und von diesen selbst zuzog. Die Mehrzahl der Bewohner
kam dabei ums Leben.2)

Von interessanten Gebäuden findet sich hier nur noch wenig vor. Die Cathedrale, der
Himmelfahrt Maria geweiht, ursprünglich ein altgothisches Gebäude, ist durch mehrfache spätere
Restaurationen fast gänzlich umgestaltet worden. Merkwürdig ist die Form dieser Kirche, indem
dieselbe drei gleich breite Schiffe und an den Seiten Kapellenvorlagen hat. Die Stirnwände des
breiten Querhauses liegen in der Flucht der Wände, welche Seitenschiffe und Kapellen voneinander
trennen. Sechs Pfeiler auf jeder Seite, welche eine Reihe Spitzbögen tragen, scheiden das Mittel-
schiff von den Abseiten. Der Abschlufs im Osten ist gradlinig. In das Kreuzschiff führen drei
Spitzbögen aus den drei Schiffen; dasselbe wird von Nord nach Süd in der Mitte durch einen
ungeheuren Spitzbogen überspannt. Constructionen ähnlicher Kühnheit finden wir auch z. B. in
S. Lorenzo zu Neapel und in der Cathedrale zu Venosa. Innerhalb des östlichen, geraden Abschlusses
wird ein Chorraum dadurch gebildet, dafs auf der einen Seite die Sacristei, auf der andern eine
Kapelle in das Kreuz hineingebaut sind.

[Eine der bedeutendsten Reparaturen hat die Kirche wohl durch den Bischof Antonio Gian-
notti erfahren, dessen in der letzteren sich findende Grabschrift lautet: ,Hic jacet | Fr. Antonius
de Joannocto | nobilis civis Andriensis | ejusdem civitatis episcopus ac Montis Pilosii | cujus in-
dustria I haec ecclesia refecta est | MCCCCLXIII.1)]

[') Au der 1593 restaurirten ,porta delle fornaci' oder
,di S. Andrea.1 Kiccardo d'Ui'so, Storia della cittä di An-
dria. Napoli 1842. 4to. 141.]

[2) Lorenzo Troja in dem oft- angeführten Werke von
d'Avino, Cenni storici sulle chiese delle due Sicilie 1848.
p. 20. zu Ende. P. Colletta Storia ed. IV. cap. 19. cet.]

[3) Urso a. a. 0. S. 111. — Seine beiden nächsten Nach-
folger liefsen sich besonders die innere Ausschmückung der
Cathedrale angelegen sein, wie aus ihren bei Ughelli, It.
s. ecT: Coleti VII., 931., freilich in sehr verderbtem Zustande
aufbewahrten Grabinschriften hervorgeht. Die des Bischof

Martin de Soto Majore aus Sevilla (f 1477) lautet: ,Mar-
tinns tumulo, quem reddunt stemmata [darum?] | Si-
biliae genitus contigit Ausoniae. | Parthenope vati
Fran[ciscum ad] sidera notum | Concilia (?) Baurium
[1. Baucium?] Andria magna ducem. | Andriae et efl'ec-
tus praesul Montisque Pelosi | Condidit in templo plura
sacella , latus | Campaniiis et arcem [um?]; hinc exit providus
aere | Atque b(h?)umum superans extruit sac[l.ae]rarium. |

Majoris[que?] pius arae praetextum opus et......| Quippe

animum superis occulto.....MCCCCLXXV1I.' Die Grab-
schrift des Bischofes Angelus Florus (von 1477—1495)
 
Annotationen