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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0239
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Die Halbsäulen und Bögen, welche im Inneren längs der "Wände hinlaufen, sind, wie auch
auf unserer Zeichnung angedeutet ist, noch alt; die Capitata zeigen ebenfalls noch ihren mittel-
alterlichen Schmuck. [Die Bögen sind in maurischer Weise hufeisenförmig gestaltet]

In der Oberkirche befinden sich wie in der unteren zwei Absiden. —

Das von den Umwohnern sehr verehrte und in allen Nöthen eifrig angerufene, bei allge-
meiner Bedrängnifs sogar in feierlicher Procession aufgeführte und nach Manfredonia gebrachte Bild
der Sta. Maria di Siponto ist ein Gemälde in byzantinischer Weise von einem milden grofsartigen
Ausdrucke. Die Nase ist auffallend lang; die Stirn nach orientalischer Art gröfstentheils verhüllt.1)

[Als König Manfred die Stadt, welche noch heute seinen Namen trägt, gründete, wurde auch
eine neue Cathedrale unter der Bezeichnung des heil. Laurentius darin errichtet, auf die von da
an die Rechte des erzbischöflichen Sitzes übergingen. Indefs blieben doch einige Domherren in
der zerstörten Stadt bei ihrer zerfallenden, ursprünglichen Mutterkirche zurück, deren Rechte auf-
recht zu erhalten sie sich bemühten. 1301 sogar, nach dem Tode des Erzbischofes, erwählten
beide Theile des Oollegiums einen neuen Hirten. Bonifacius VIII. erkannte indefs weder den einen,
noch den anderen an, sondern setzte selber einen neuen Erzbischof ein. Endgültig wurde der Streit
im Anfange des XVII. Jahrhunderts dahin entschieden, dafs S. Lorenzo in Manfredonia Vicemetro-
politane von S. Maria Maggiore in Siponto sein, die Erzbischofswahl in der letzteren Statt finden
und der Erwählte zuerst hier, dann in jener von seinem Amte Besitz ergreifen solle, wie es noch
jetzt gehalten wird.2)]

MANFREDONIA.

[Die Cathedrale von Manfredonia ist ein gröfstentheils modernes Gebäude, welches nach
der Zerstörung der Stadt durch die Türken im Jahre 1620 besonders durch die Bemühungen des
Cardinais Orsini hergestellt wurde. Der (1848) regierende Erzbischof vergröfserte sie, indem er
das Presbyterium fast neu aufführen, auch Kuppel und Chor ganz neu machen liefs. Auch in
Bezug auf andere kirchliche Gebäude bietet Manfredonia nichts Erhebliches dar, wogegen die Be-
festigungswerke, welche zum Theil noch aus dem Mittelalter herstammen, Beachtung verdienen.
Im königlichen Archive zu Neapel hat sich eine Reihe darauf bezüglicher Urkunden in reichhaltiger
Fülle erhalten, welche über ihren Bau, besonders durch Karl I. von Anjou, die speciellste Auskunft
geben, und zugleich über manche Punkte der damaligen Bauverwaltung belehren, so dafs wir uns
durch ihre Mittheilung hier im Auszuge Dank zu erwerben hoffen.

[i) Auch dieses Bild schreibt die Sage S. Lucas zu. [») L. Zappetti a. ;i. 0.]
Kagguaglio etc. S. 6.]

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