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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0238
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216

*toskanischen Einfiufs erkennen lassen, dessen Mittelglied, wie wir bereits oben S. 203. aussprachen,
wohl die häutig von Pisanern besuchte Handelsstadt Siponto war.]

Hechts und links von dein Haupteingange auf der westlichen Facade stehen an der Wand
je drei Halbsäulen. Zu jeder Seite des Portals, das mit ihnen keinen Zusammenhang hat, werden
jene Halbsäulen durch je zwei Rundbögen mit einander verbunden, deren nicht concentrische, in
der Mitte nach Pisaner Art höher hinaufgezogene Einfassung als Hohlkehle mit schönen Blättern
ausgelegt ist. Wo die Blatteinfassung der Bögen zusammenstöfst, steht eine kleine menschliche
Figur. Eigentümlich ist das Gesims, welches den Aufsatz über den Capitälen quer unter dem
Bogenfelde hin fortsetzt und auch die verschobenen Quadrate zwischen denselben übersteigt. [Von
den mit reichen Marmormustern ausgefüllten verschobenen Quadraten in der Mitte zwischen dem
unteren Theile der Säulenschäfte geben wir Taf. XXXVIII. Fig. IV. Detailansichten.]

Vor dem Portale steht rechts und links auf einem Löwen, der auf einem vorspringenden
Sockel liegt, vermittelst einer Base eine Marmorsäule, über deren hohen, dem corinthischen nach-
gebildeten Capitälen mit scharfgeschnittenen Blättern und einem verzierten Aufsatze darauf wiederum
zwei Löwen ruhen. Lire Mähnen sind lockenartig behandelt, wie sonst bei ähnlichen Bildwerken
in apulischen Kirchen. [Zwei mit reichem Blattwerke geschmückte Kundbögen steigen hinter ihnen
auf, welche einen jetzt nur noch in seinen unteren Ansätzen vorhandenen Giebel trugen. Der
letztere schlofs, aufser einer jetzt fehlenden Deckplatte, zu deren Aufnahme wohl die zur Seite
noch vorhandenen Consolen dienten, wie man noch erkennen kann, mit einer durch Blattreihen
geschmückten Hohlkehle ab, wie ein ähnliches Gesims auch den äufseren Umlauf um den rund-
bogigen Eingang bildet. Der innere ist aus nebeneinandergesetzten Mustern ohne Zusammenhang
gebildet. Lieber der Thtiröfihung liegt ein Architrav auf Kragsteinen auf.]

Auf der Südseite der Kirche ist nur eine Säule bei einer Ecke und eines jener mit Band-
werk ausgefüllten Quadrate erhalten.

[Die hintere Seite ist ganz der vorderen entsprechend gehalten, nur dafs Fenster darin an-
gebracht sind. Wie die Thür auf der Facade, so hat hier die Verzierung der Absis mit den seit-
lichen Ornamenten keinen Zusammenhang. Letztere sind ganz wie vorne angeordnet. Um die
Absis stellen sich vier niedrige, scheinbar geflochtene Säulen und tragen drei Rundbögen mit über-
hobenem Sims umher. Aus den Zwickeln springen die Vordertheile von Stieren hervor. Den
oberen Kranz unter dem zerstörten Dache bilden zwei scharfgeschnittene Gesimse.]

Das Material, aus welchem die Kirche besteht, ist ein gelblicher Traventin. [Die neuere
Kirche, deren geschickte Anlage der Durchschnitt auf Taf. XXXV11I. veranschaulicht, liefs der Cardinal-
erzbischof von Siponto Antonio del Monte (r. 1506-—1511) seit 1508 aufführen, wobei wie erwähnt
in der Crypta die vier grofsen Säulen hinzugefügt wurden. Sein Nachfolger und Neffe, Cardinal-
erzbischof Johann Maria del Monte (r. 1512—1544, der spätere Papst Julius III.), vollendete sie
und Cardinalerzbischof Ginnasio (r. 1586—1609) restaurirte sie, nachdem sie bei Kriegsereignissen
Schaden genommen.1)]

[<) L. Zappetti a. a. 0. 310.]
 
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