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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0179
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In Süditalien war im Kirchenbaue das romanische Princip noch zu lebendig vorwaltend, als
dafs es in dem Mafse unterdrückt werden konnte und zu bedeutsam und mächtig wirkte das Vor-
bild, das solche Gebäude wie die Cathedrale zu Trani und Bari geben, als dafs die neue dem
Norden entstammte Gothik so bald hätte durchdringen können. Eine zu feste Gestalt hatte diese
Vereinigung der byzantinischen und normannischen Elemente angenommen. Die Kirchen zu Alta-
mura, Ruvo und weit später noch die zu Bitetto, S. Pietro in Galatina u. s. w. haben dieselbe
noch ganz festgehalten.

Friedrich II. hatte von seinem Vater die Neigung zur Jagd geerbt; die eigenen langen Kriege
liefsen ihn das Bedürfnifs der Befestigung und Sicherstellung empfinden und so waren es meist
Lustschlösser und Citadellen, die er selbst erbauen liefs.

Von dem grofsen, schönen Residenzschlosse in Foggia haben nur noch traurige Reste über-
dauert, wovon wir in dem Werke des Duc de Luynes Zeichnungen finden (vgl. unten bei Foggia);
ebenso sind von den Jagdschlössern zu Melfi, Precina, wo Friedrich oft verweilte, zwischen dem
See von Lesina und S. Severo (durch ein Erdbeben 1627 den 30. Juli zerstört nach Pompeo
Sarnelli Memorie di Benevento p. 150) und zu Ferentino, wo der Kaiser starb, nur unbedeutende
Ueberbleibsel erhalten. Die Schlösser von Bari und Brindisi, [beide 1233 erneuert1)] sind in
späteren Bauten versteckt und dienen jetzt, wie das zu Trani zu Gefängnissen. Dieses letztere
ist noch am besten erhalten und kann die hohenstaufische Anlage, welche auch durch eine In-
schrift beglaubigt wird, am besten vergegenwärtigen. Gewöhnlich zeigt dieselbe vier quadratische
Thürme von ziemlicher Höhe, zwischen denen sich Courtinen befinden. Umher liefen Gräben mit
Brücken.

[Im Jahre 1137 beim Einzüge Kaiser Lothars in Trani war von den Bürgern das Castell
König Rogers bei Trani zerstört worden, von dem es heifst (Ann. Hildesh.), dafs er bei jeder (be-
deutenden) Stadt ein Castell habe anlegen lassen.]

Die Inschrift des hohenstaufischen Baues, welche in sehr manierirten Buchstaben ausgear-
beitet und leider nur unvollständig erhalten ist, verweist denselben in das Jahr 1233, [welche Angabe
mit der Richards von S. Germano übereinstimmt. Dagegen glaubt der Duc de Luynes die Nachricht,
welche sich in dem chronologisch so verwirrten Matteo da Giovenazzo vorfindet: ,1248 alli 20. del
detto mese (März) Venne V imperatore a Trani a vedere la fabrica dello castiello' schon in das
Jahr 1230 verweisen zu müssen (s. S. 2. seiner Ausgabe).] Die Inschrift, auf der Wasserseite an-
gebracht, lautet:

. . . KCTtR. 0 • • • (deus?) annis mille ducentis
[trigenisque] tribus , Frederici cesaris anno
imperii trino decimo , regni Siculorum

[>) Richard von S. Germano berichtet, dafs Friedrich
im Januar 1233 die Mauern von Troja habe niederreifsen,
Lucera befestigen, sowie im Februar desselben Jahres die
Castelle von Brindisi. Trani. Bari und Keapel habe ver-

stärken (,firmari') lassen. (Muratori SS. RR. Kai. VII. 1031.)
Von dem jetzigen Zustande des von Brindisi giebt S. Non in
der oftgenannten Voyage pittoresque eine malerische Ansicht,
wonach unser Holzschnitt unten.]
 
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