Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0340
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
318

wird nicht mehr benutzt. Der Giebel, welcher früher die Hauptpforte überstieg, ist jetzt gröfsten-
theils herabgefallen. Die oben mit einem Greifen verzierten Rundbogen, welcher denselben trägt,
stützen Säulchen mit Capitälen, welche Blattwerk mit Köpfen dazwischen zeigen. Sie wiederum
ruhen auf stark hervortretenden Steinblöcken, auf denen Affen und Menschen einander umschlungen
halten. Die Streifen der Thüreinfassung sind unterhalb mit höchst geschmackvollen, zierlichen
Blattornamenten geschmückt, welche aus Vasen emporwachsen (s. Tafel LXXXYTI. Figur I. und IL).
Auf den Archivolten sind zwischen mannigfaltigsten Windungen Menschen und die verschieden-
artigsten Thiere dargestellt.

Oben über der Mittelthür befindet sich eine Rose, welche elegante Verzierungen enthält;
jedoch sind die ursprünglichen Säulchen ausgebrochen und durch eiserne ersetzt worden. Inner-
halb der Rose befindet sich eine nur noch theilweise lesbare Inschrift: — V6NKNTIBVS POSITO
— VICARIO GENER . ACHER . METROPOLITANO . —

Das Mittelschiff erhielt ursprünglich allein durch dieses Radfenster sein Licht, indem die
oben darin angebrachten Fenster neueren Ursprungs sind.

Die Absiden und der hohe Chor des Mittelschiffes sind wie in Venosa von aufsen mit
Pfeilerchen [die im Kupferstiche fehlen] und verbindenden Hängebögen verziert. Während aber
zwischen zwei Pfeilerchen der andern vier Absiden sich nur vier derselben befinden, sind an der
mittleren deren sechs angebracht und an dem Chor des Mittelschiffes sieben. Auch diese Anord-
nung findet sich in Venosa wieder.

An der Westseite der Kirche ist in späterer Zeit je ein Joch der Seitenschiffe von der Kirche
abgetrennt worden, umzweiThürme darüber aufzuführen. Nur der eine, der südliche, rechts vom
Beschauer, ist ausgeführt worden, während der andere unvollendet blieb. Jener ist, wie der Neu-
bau in Venosa, besonders an den Ecken aus grofsen Quadern, meist Bruchstücken alter Gebäude
aufgeführt. Man sieht an ihm Reste eines mit Amorinen und Vasen verzierten Sarkophages, ein
Brustbild von einem Grabdenkmale, mit grofsen Augen, niederer Stirn, breiter, scharfgeschnittener
Nase, und auch eine den Feind des Christenthumes Kaiser Julian verherrlichende Inschrift.1)

Auch Reste mittelalterlicher Malerei befinden sich an dem Thurme, so ein h. Christoph.
Das hohe Erdgeschofs und die beiden nächsten Stockwerke darüber haben ornamentirte Fenster,
indem eine Mittelsäule jedes in zwei Oeffnungen theilt.2)

Im Innern ist die Kirche bis auf die Chorräume ungewölbt. Man machte jedoch bei meiner
Anwesenheit [16. September 1835] Anstalten dazu, sie durchweg mit Gewölben zu decken und dann
mit abscheulichem Stuck zu überziehen.")

Der Hauptstamm des Mittelschiffes ist, nach Abzug jener Thurmeinbauten, durch je fünf

[') Th. Mommsen, Inscriptiones regni Neapolitani la- storiche della provincia di Lucania. Napoli 1732. p. 320. ist

tinae. Lipsiae 1852. uro. 430.] gänzlich ungenügend.]

[2) Die kleine Abbildung dieser Kirche in der Veduta [•) Die Ueberwölbung ist seitdem vollendet worden. Vgl.

von Acerenza bei Costantiuo Gatta, Meuiorie topografico — Girardi bei D'Avino , Cenni storici (erschienen 1848) p. 6.]
 
Annotationen