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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Editor]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 1) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22893#0074
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52

S. GREGORIO.

[Die Kirche des heil. Gregorius zu Bari soll die älteste in dieser Stadt sein. Sie liegt nahe
bei den Nebengebäuden der S. Xieolauskirche. Erzbisehof Romuald schenkte sie den 22. November
1308 zum Dank für viele von Karl IL seiner Cathedrale und ihm selber erwiesene Gunstbezeigungen
der S. Nicolauskirche, deren ganz besonderer Schützer, wie bereits oben erwähnt, dieser König war.1)]

Sie entspricht in ihrer Anlage zum Theil den übrigen Kirchen Bari's: die Facade hat eben-
falls jenen einfachen ernsten Charakter und jene an die Bauwerke der Lombardei erinnernde An-
ordnung, dafs zwei Wandpfeiler sie in drei Abtheilungen sondern (s. die Abbildung derselben auf
Taf. VIII. Fig. III.).

In der Mitte befindet sich unter einem Halbkreisbogen die sehr hohe, gradlinig geschlossene
Thür; darüber drei kleine Rundbogenfenster, deren Einrahmung mit Perlstäben u. s. w., ähnlich
wie am Dome ausgelegt ist, während die obere Bogenfülhmg musterartig verziert ist. Zuoberst
befindet sich eine grofse Rundbogenblende im unteren Theile durch eigenthümliches Arkadenwerk
geschmückt, oberhalb dessen ein modernes Fenster den mittleren Theil der Blende einnimmt.

Seitwärts der Blende treten Consolen, meist von phantastischer Form, aus der Mauer hervor.
Andre dergleichen übersteigen den Bogen derselben fast giebelartig. Letztere sollten ehemals viel-
leicht Statuen oder Säulenwerk tragen. Möglicherweise hätten sie dann mit einer andern von
Rundbögen begleiteten Ausbildung des Dachgiebels in Verbindung stelm können, da der jetzige
Abschlufs der Dachfronten nicht ursprünglich zu sein scheint.

Kleine Rundbogenfenster an den Fronten der Seitenschiffe sind mit sehr zierlich durch-
brochenem Marmormerk ausgefüllt, ähnlich dem an der Rose der Kathedrale zu Troja. (Vgl.
Taf. XXXTT. und XXXIII.)

Plan und Längendurchschnitt der Kirche sind höchst einfach (s. Taf. VIII. Fig. I. u. IL). Sie hat
drei Schiffe, jedes hinten mit einer flachen Absis versehn; die des mittleren ist seinen gröfseren Mafsver-
hältnissen entsprechend höher und breiter. Sechs überhöhte Rundbögen auf Säulen trennen die Schiffe
von einander. Nur in der Mitte ruhn sie auf einein breiteren Pfeiler, vor den nach Ost und West
ebenso wie vor den Stirnenden der Längenstellung stets eine Halbsäule zur Aufnahme des Bogens
vortritt. Drei kleine Rundbogenfenster oberhalb dieser Anordnung auf beiden Seiten geben dem
höheren Mittelschiffe die nöthige Erleuchtung.

Die Seitenschiffe haben auf den Langseiten keine Fenster. Sie sind mit Kreuzgewölben,
die in der Mitte zur Zierde eine Rose bekommen haben, und an der Wandseite auf einfachen Ge-
simsen aufhegen, überwölbt; während das Mittelschiff eine flache Holzdecke hat, deren jetzige
Gestalt aus dem Jahre 1735 herrührt, nach der darauf angebrachte Inschrift:

[') Vgl. Lombardi Compendio crouologico delle vite degli arcivescovi Baresi. Napoli 1G97. I., 127., wo sie S.
Gregorio de Mercatellis genannt wird.]
 
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