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Rundfenster sind noch ziemlich frei von moderner Verzopfung geblieben. Die Stirnfläche des frei-
stehenden Theiles des Mittelschiffes ist oben und zu den Seiten, ebenso wie die Schrägen der Pult-
dächer durch ein Gesims eingefafst. Unter das an den oberen Linien des Giebels wie unter die
ebenfalls durch ein Gesims markirten Grundlinien der Nebenschiffdächer legt sich ein Rundbogen-
fries. Von demselben liefen wohl einst an den Ecken Pfeilerchen herab. Aufserdem waren auch
wohl noch zwei seitliche Thüren vorhanden.
Das Hauptportal ist im Spitzbogen überwölbt, welche Form im Innern des Gebäudes, das
eine entschiedene Richtung auf hohe, schlanke Formen hat, überhaupt die durchgehende ist. Von
den zwei Einfassungsgurten hat der innere eine Verzierung sich durchschneidender gradliniger
Stäbe, welche immer eine Fülle von reichgearbeiteten Blättern einrahmen. Tafel XLVIII. Figur II.
giebt ein Beispiel hievon. Durchaus erinnert dieses Motiv an Holzarbeiten, wie in dem könig-
lichen Pallaste [sowie an den Thüren der Kirche Martorana] zu Palermo und an die gradlinigen
Einfassung der arabischen Ornamentik, z. B. im verlassenen Kloster Pulsano bei Monte S. Angelo. —
Der äufsere Gurt zeigt kreisförmige Windungen, auch mit Blättern, aber nicht in so eigenthütn-
licher Composition. Herum legt sich eine Hohlkehle mit scharf herausgearbeiteten Blättern. Ein
spitzer Giebel, gestützt auf zwei Säulchen, deren Basen auf den Rücken von Löwen ruhten, schliefst
das ganze Portal ab. Die Löwen sind noch jetzt zur Seite liegend zu sehen.
Der eigentliche Eingang hat einen gradlinigen Sturz. Auf dem Architrave befindet sich eine
der beiden neben andern Zeugnissen den Namen und die Zeit des Erbauers feststellenden In-
schriften [beide auch bei Ughelli IX, 78 nach Infantino, aber fehlerhaft]:
HAG IN GARNE SITA q~A (d. i. quia) LABITVR IRRITA VITA ,
CONSVLE , DIVES , ITA , NE SIT PRO GARNE SOPITA .
VITE TANCREDVS COMES eTtRNVM SIBI FGDVS
FIRMAT IN HIIS DONIS DITANS HCC T6MPLA COLONIS .
Ueber der Inschrift ist ein kleines Gesims mit sehr scharf geschnittenen, hart vorspringenden
Blättern angebracht, zwischen denen sich acht Frauenköpfe mit eigenthümlich angeordnetem Kopf-
putze befinden, die sich hinsichtlich des Kunststyls an die besseren Bildungen am Dome zu Trani
anschliefsen. Sie scheinen recht gut den Typus einer Klasse des dortigen Volkes auszusprechen;
eine sehr hohe, breite Stirn, scharf vorspringende Augen und Backenknochen, einen kleinen Mund.
Das Feld zwischen Architrav und Spitzbogen zeigt die Spuren eines Freskogemäldes aus
dem XV. Jahrhunderte, welches die Mutter Gottes mit dem Kinde darstellt. Hinter ihrem Sitze
halten zwei Engel einen ausgebreiteten Vorhang. —
Auch die Giebel der übrigen Seiten haben oben ein zierliches kreisrundes Fenster; das auf
der östlichen Seite ist jedoch jetzt halb verbaut. Auf der Südseite befindet sich ein zweites Portal,
das jetzt vermauert, um einem Altar Stütze zu gewähren, einst in das Kloster führte, von dessen
ältester Anlage nichts mehr erhalten ist. Die jetzigen Gebäude, im Style des XVII. Jahrhunderts
um zwei quadratische Höfe erbaut, stehen leer und befinden sich auch schon im traurigsten Ver-
Rundfenster sind noch ziemlich frei von moderner Verzopfung geblieben. Die Stirnfläche des frei-
stehenden Theiles des Mittelschiffes ist oben und zu den Seiten, ebenso wie die Schrägen der Pult-
dächer durch ein Gesims eingefafst. Unter das an den oberen Linien des Giebels wie unter die
ebenfalls durch ein Gesims markirten Grundlinien der Nebenschiffdächer legt sich ein Rundbogen-
fries. Von demselben liefen wohl einst an den Ecken Pfeilerchen herab. Aufserdem waren auch
wohl noch zwei seitliche Thüren vorhanden.
Das Hauptportal ist im Spitzbogen überwölbt, welche Form im Innern des Gebäudes, das
eine entschiedene Richtung auf hohe, schlanke Formen hat, überhaupt die durchgehende ist. Von
den zwei Einfassungsgurten hat der innere eine Verzierung sich durchschneidender gradliniger
Stäbe, welche immer eine Fülle von reichgearbeiteten Blättern einrahmen. Tafel XLVIII. Figur II.
giebt ein Beispiel hievon. Durchaus erinnert dieses Motiv an Holzarbeiten, wie in dem könig-
lichen Pallaste [sowie an den Thüren der Kirche Martorana] zu Palermo und an die gradlinigen
Einfassung der arabischen Ornamentik, z. B. im verlassenen Kloster Pulsano bei Monte S. Angelo. —
Der äufsere Gurt zeigt kreisförmige Windungen, auch mit Blättern, aber nicht in so eigenthütn-
licher Composition. Herum legt sich eine Hohlkehle mit scharf herausgearbeiteten Blättern. Ein
spitzer Giebel, gestützt auf zwei Säulchen, deren Basen auf den Rücken von Löwen ruhten, schliefst
das ganze Portal ab. Die Löwen sind noch jetzt zur Seite liegend zu sehen.
Der eigentliche Eingang hat einen gradlinigen Sturz. Auf dem Architrave befindet sich eine
der beiden neben andern Zeugnissen den Namen und die Zeit des Erbauers feststellenden In-
schriften [beide auch bei Ughelli IX, 78 nach Infantino, aber fehlerhaft]:
HAG IN GARNE SITA q~A (d. i. quia) LABITVR IRRITA VITA ,
CONSVLE , DIVES , ITA , NE SIT PRO GARNE SOPITA .
VITE TANCREDVS COMES eTtRNVM SIBI FGDVS
FIRMAT IN HIIS DONIS DITANS HCC T6MPLA COLONIS .
Ueber der Inschrift ist ein kleines Gesims mit sehr scharf geschnittenen, hart vorspringenden
Blättern angebracht, zwischen denen sich acht Frauenköpfe mit eigenthümlich angeordnetem Kopf-
putze befinden, die sich hinsichtlich des Kunststyls an die besseren Bildungen am Dome zu Trani
anschliefsen. Sie scheinen recht gut den Typus einer Klasse des dortigen Volkes auszusprechen;
eine sehr hohe, breite Stirn, scharf vorspringende Augen und Backenknochen, einen kleinen Mund.
Das Feld zwischen Architrav und Spitzbogen zeigt die Spuren eines Freskogemäldes aus
dem XV. Jahrhunderte, welches die Mutter Gottes mit dem Kinde darstellt. Hinter ihrem Sitze
halten zwei Engel einen ausgebreiteten Vorhang. —
Auch die Giebel der übrigen Seiten haben oben ein zierliches kreisrundes Fenster; das auf
der östlichen Seite ist jedoch jetzt halb verbaut. Auf der Südseite befindet sich ein zweites Portal,
das jetzt vermauert, um einem Altar Stütze zu gewähren, einst in das Kloster führte, von dessen
ältester Anlage nichts mehr erhalten ist. Die jetzigen Gebäude, im Style des XVII. Jahrhunderts
um zwei quadratische Höfe erbaut, stehen leer und befinden sich auch schon im traurigsten Ver-