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Seinig, Oskar [Hrsg.]
Denkzeichnen auf Grundlage des Typenzeichnens: eine Folge von Übungsbeispielen für Kursleiter und Seminarlehrer, sowie zum Selbstunterricht im Denkzeichnen — Leipzig, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.24695#0034

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muster, Mädchenarvetten, Tapekenentwürfe überhaupt: Flächenschmuck. — Zum Studium
empfohlen: Haeckel, Kunstformen in der Natur) Kunst in der Natur; ferner die Werke im Derlage
von Kühtmann, Dresden (Lippold, Meurer), Naturselbsidruck (Auflegen der Blaktunterseike auf
Buchdruckerschwärze). Vgl. 3, 15-26, 10. - R. 7, 8, 10, 11.

Das Karikieren (von okLr^ieien — laden, überladen) ist nach seinem

Wesen und seiner Entstehung tlbertreibung. Man kann zeich-
nerisch übertreiben: Dimensionen (lang, kurz, — dünn, dick, — rund, 4, 5, eckig), Tätigkeiken (Lachen,
Weinen), Techniken und Manieren. Das Karikierte kann teils in der Gestalt, teils aber auch in der
Situation liegen. Es gibt freiwillige und unfreiwillige (richtiger beabsichtigte und unbeabsichtigte)
Karikatur. Anthropomophisieren ist auch oft Karikieren. (Kley.) — Die Karikakur wird oft
wirksam als Reklame verwendet. Hier kommts vor allen Dingen auf Vereinfachung von
Farbe (und ihrer Wahl), von SchaLLen und rechter Verteilung der K o n t u r e n in üer Fläche
an. Es hat sich eine bestimmte Kunst, das Plakatieren (mit spezifischer Flächenwirkung und Naum-
verteilung) herausgebildek. Man studiere Neklamebilder und Plakate auf ihre Fernwirkung. Die
karikierte Stilisierung wird oft zum Ornament oder zur Vignette, zur Zierleiste. Hier kann sich mit
dem Zeichnen wirksam der Linolschnitt verbinden. — Die Zeichnungen von Gulbranson und
H. Kley im .Simplizissimus" geben fürs Karikieren eine Menge Anregung. Bisher haben wir diese
fast nur als Genießer betrachtet (die Zeichnung als erheiternde Zugabe zum Text), die uns der
Mühe der eigenen Phantastearbeit überhebt. Mir sollen sie aber auch als Schaffer betrachten, als
solche, die ähnliches erzeugen, denselben Weg gehen wollen. Beim Menschengestcht (vgl. 26, 10)
bedeuteten ein Stilisieren oder Ornamentieren (vgl. Böcklins Stirnmasken) schon ein Karikieren.
Auch Jllustrationen von Märchen (Münchhausen) und Balladen (Don Quijokerien) grenzen zeichnerisch
an die Karikatur. — Die Mitteilungs-Vergrötzerungen (Gullivers Neisen zeichnerisch für die
Schule ausgenützt) sind hier zu nennen. — Da die Karikatur (auch in schwierigen Lagen) oft mehr
belehrend wirkt als das trocken Dargebotene, weil sie .reizend" wirkt, so kann einer gewissen Er-
zlehung zum Karlkieren das Wort geredet werden. — Die einfache Neklame-Llbertreibung (1—3) kann
sich noch mit Znhalt verbinden; jemand zerbrichk sich den Kopf (6) über eine xbeliebige Karikierung,
während sich der andere (7) darüber amüstert. Vgl. 52, 2.

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