Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0056
DOI Heft:
Zweites Heft
DOI Artikel:Walden, Herwarth: Aus der Zeit für die Zeiten
DOI Artikel:Inhalt
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Gedanke
Königsberger Allgemeine Zeitung: „Es ist
wie ein Symbol, wenn zwei dieser Maler
eine Reihe ihrer Kompositionen „nature
morte“ (tote Natur) nennen: es ist in der
Tat etwas Totes, Abgestorbenes, was dieser
Art anhaftet.“ So äussert sich nicht ohne
Tiefe Königsberg über die Sturmausstellung
französischer Kubisten. Diese Stadt, in der
zwar nicht der grosse Denker Stahl gestorben,
aber der spintisierende Kant geboren wurde.
Man nennt das philosophieren nach Fritz
Stahl. Der deutsche Kunstkritiker sollte
sich in der französischen Sprache nie über
das WortMalheurhinauswagen, sonst passiert
etwas, nämlich ein schlichtes deutsches Un-
glück. Es ist wie ein Symbol, wenn zwei
deutsche Maler eine Reihe ihrer Kompo-
sitionen Stilleben (nature morte) nennen:
Es ist in der Tat etwas Stilles, Lebloses,
was dieser Art anhaftet. Es würde sich
daher empfehlen, wenn die Franzosen mit
Einschluss ihrer Klassiker ihre natures mortes
in Stilleben und die Deutschen mit Ein-
schluss ihrer Klassiker ihre Stilleben in
natures mortes umtaufen würden. Dann
wird die Erklärung dieser Kompositionen
so kompliziert, auf hochdeutsch konfus, dass
statt des lebenden Kant der tote Stahl nach
Königsberg abgegeben werden muss.
Herwarth Walden
Iwan Puni: Zeichnung
Inhalt
Herwarth Walden: Kubismus in Stahl
Herwarth Walden: Kritik der vorexpressionistischen Dichtung / Fortsetzung
Kurt Liebmann: Gedichte
Rudolf Blümner: Briefe an Paul Westheim / Zur Geschichte des Sturm und des deutschen
Journalismus / Fünfter Brief
Kurt Liebmann: August Stramm
Herwarth Walden: Aus der Zeit für die Zeiten
Tour Donas: Zeichnung
Kurt Schwitters: Merzzeichnung
Lothar Schreyer: Farbform aus Bühnenwerk XI / Vierfarbendruck
Herwarth Walden: Wankelmut / Für Gesang und Klavier / Dichtung von August Stramm
Iwan Puni: Zwei Zeichnungen
Februar 1921
Königsberger Allgemeine Zeitung: „Es ist
wie ein Symbol, wenn zwei dieser Maler
eine Reihe ihrer Kompositionen „nature
morte“ (tote Natur) nennen: es ist in der
Tat etwas Totes, Abgestorbenes, was dieser
Art anhaftet.“ So äussert sich nicht ohne
Tiefe Königsberg über die Sturmausstellung
französischer Kubisten. Diese Stadt, in der
zwar nicht der grosse Denker Stahl gestorben,
aber der spintisierende Kant geboren wurde.
Man nennt das philosophieren nach Fritz
Stahl. Der deutsche Kunstkritiker sollte
sich in der französischen Sprache nie über
das WortMalheurhinauswagen, sonst passiert
etwas, nämlich ein schlichtes deutsches Un-
glück. Es ist wie ein Symbol, wenn zwei
deutsche Maler eine Reihe ihrer Kompo-
sitionen Stilleben (nature morte) nennen:
Es ist in der Tat etwas Stilles, Lebloses,
was dieser Art anhaftet. Es würde sich
daher empfehlen, wenn die Franzosen mit
Einschluss ihrer Klassiker ihre natures mortes
in Stilleben und die Deutschen mit Ein-
schluss ihrer Klassiker ihre Stilleben in
natures mortes umtaufen würden. Dann
wird die Erklärung dieser Kompositionen
so kompliziert, auf hochdeutsch konfus, dass
statt des lebenden Kant der tote Stahl nach
Königsberg abgegeben werden muss.
Herwarth Walden
Iwan Puni: Zeichnung
Inhalt
Herwarth Walden: Kubismus in Stahl
Herwarth Walden: Kritik der vorexpressionistischen Dichtung / Fortsetzung
Kurt Liebmann: Gedichte
Rudolf Blümner: Briefe an Paul Westheim / Zur Geschichte des Sturm und des deutschen
Journalismus / Fünfter Brief
Kurt Liebmann: August Stramm
Herwarth Walden: Aus der Zeit für die Zeiten
Tour Donas: Zeichnung
Kurt Schwitters: Merzzeichnung
Lothar Schreyer: Farbform aus Bühnenwerk XI / Vierfarbendruck
Herwarth Walden: Wankelmut / Für Gesang und Klavier / Dichtung von August Stramm
Iwan Puni: Zwei Zeichnungen
Februar 1921