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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Fünftes Heft
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Walden, Herwarth: Unter den Sinnen: Dichtung zwischen Menschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0112

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Sie ist imstande und verpetzt uns
Schade, dass wir alle von einander ab-
hängig sind
War es nicht wundervoll. Dieser edle
Mensch
Seine Stimme ist wie Musik
Und seine Hand. Hast Du seine Hand be-
trachtet
Ein wundervoller Brillantring
Du bist noch immer zu äusserlich. Erna.
Diese Linie. Ich könnte immer knien
Ob er es ehrlich mit uns meint
Ich bewundere seine Grösse
Als Du einmal Deinen Kopf zurückbogst
und das Licht auf Deinen Hals fiel, brannten
seine Augen
Du bist viel zu äusserlich Erna. Ich sehe
so etwas nie. Er wird an ein neues Werk
gedacht haben
Ich möchte auch so edel werden wie Du
Wenn ich nur wüsste, wo ich ein neues
Kleid herbekomme. Er liebt grün so sehr.
Du kannst mein grünes gern bekommen
Du bist wirklich rührend, Erna. Aber ich
schäme mich zu Tode, wenn er merkt, dass
Mutter es schon zweimal gekantet hat
Glaubst Du, dass dieser grosse Mensch so
etwas sieht
Nichts ist beschämender als Armut
Du bist so tief Martha. Was Du alles so
nebenbei sagst
Jetzt legen wir uns schlafen und zünden
die Marienkerze an. Du kommst mit in
mein Bett und wir lesen dann sein Weihe-
spiel. Ach mein Gott. Wenn ich doch
katholisch wäre
Der Unterricht soll viel anstrengender sein
Dann könnte ich meine Sünden beichten
Du bist so edel Martha
Komm zu Bett. Wir wollen die Erlösungs-
stunde feiern.
Anna
Ja
Schläfst Du schon
Ich kann nicht schlafen
Es ist doch schon spät
Mir ist zu heiss
Was machst Du
Ich halte die Decken nicht aus
Du wirst Dich erkälten
Ist zugeriegelt
Soll ich Licht machen
Ich werde lesen

Du liegst wieder ohne Hemd, Friedel
Bin ich schön
Friedel
Ich meine, werden mich die Männer schön
finden
Man braucht nur einem Mann zu gefallen
Sag mir mal auf Ehrenwort, hat Dich Dein
Ernst schon gesehen
Friedel
Ich verstehe nicht, wie Du das aushältst.
Dabei bist Du schon vierundzwanzig
Ernst ist viel zu ehrenhaft
Ob er Dich nun so küsst oder so
Und ich habe keinen Mut
Mut hätte ich schon, wenn mir nur einer
gefallen würde
Könntest Du
Sieh mal meine Beine. Sie sind doch ganz
hübsch und lang.
Auf was für Gedanken Du kommst
Wenn ich nur schönere Strümpfe hätte
Manchmal habe ich Angst um Dich
Glaubst Du, die Beiden haben etwas mit-
einander
Welche Beiden
Martha und Erna
Auf was für Gedanken Du kommst. Sie
sind doch beide Mädchen
Du bist ein neugebornes Kind. Gute Nacht.
Mach das Licht aus.
Friedel
Was denn
Es ist schrecklich, Mädchen zu sein
Du bist eine Tante
Wenn ich könnte wie ich wollte
Ich werde wohl zum Ballet gehen
Was sagst Du
Dann werden mich alle Männer lieben
Dass Du meine Schwester bist
Gute Nacht Frau Doktor
Was kostet ein Flügel
Willst Du einen kaufen
Ich brauche übrigens dringend Tausende.
Willst Du sie mir verschaffen
Hast Du ein Verhältnis
Ich will mir eine Uhr kaufen
Wer bekommt sie
Wer soll sie bekommen. Einmal muss der
Mensch doch eine anständige Uhr haben
Seit wann bist Du so anspruchsvoll
Einmal muss der Mensch doch was von
seinem Gelde haben. Mir ist die Pastoren-
wirtschaft jetzt einfach zuwider

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