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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Neuntes Heft
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Walden, Herwarth: Unter den Sinnen, [5]: Dichtung zwischen Menschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0200

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Aber jetzt nur, wenn man will.
Kannst Du mir helfen.
Du hast doch einen Mann
Du nicht.
Viele. Alle.
Friedel.
Ich brauche keine Hilfe
Mein Mann. Er ist niedrig.
So musst Du ihn hoch nehmen.
Friedel.
Die Männer nehmen nur, was sie brauchen,
oder zu brauchen glauben. Dann möchten
Sie uns am liebsten wegwerfen oder noch
lieber töten.
Wir sind nicht ohne Schuld, denn wir
wollen es.
Wir wollen irgend einen Mann auf irgend
ein paar Minuten. Sie wollen eine be-
stimmte Frau für immer, auch wenn sie
sie nicht mehr wollen.
Das ist die Treue des Mannes
Die Menschen überschätzen die Liebe, sie
ist ein Spiel.
Das sagst Du.
Männer brauchen Frauen. Und Frauen
Männer. Aber kein Mann eine Frau und
keine Frau einen Mann.
Wie glücklich Du bist in deiner Freiheit.
Ist es Freiheit, wenn ich brauche.
Wann sind wir frei
Wenn wir dreissig sind oder vierzig.
Oder fünfzig. Wenn wir endlich dieses
Liebesspiel überwunden haben.
Und was soll man bis dahin tun
Lieben
Und was soll ich tun.
Lieben.
Ich ekle mich vor ihm.
Nimm einen andern.
Ich schäme’mich.
Zu spielen
Ich kann, ich muss'treu sein.
Und wenn das Blut nicht will
Ich muss treu sein.
Und'wenn das Blut sich geirrt hat.
So muss ich büssen.
Schwester
Friedel
Du lebst zum^L Mitleid. Zur Mitfreude
lebe ich.
Du bist glücklich.
Aber ich freue mich nicht/
Was suchst Du.
Was ich nicht finde. Was wir nicht fin-

den. Eine Tänzerin möchte ich sein auf der
Strasse. Ohne Augen müsste die Strasse
sein. Glücklich ist nur wer für sich,
durch sich, in sich schwebt.
Glücklich wäre ich, wenn ich für den
andern, durch den andern in dem andern
lebte.
Der andere lebt nicht
Ich muss ihn finden
Er lebt nicht.
Ich habe ihn gefunden.
Der nur für Dich lebt.
Er hat für alle andern gelebt, so dass er
nun nur noch für mich leben wird.
Du wirst Dich wieder irren.
Diesmal irre ich mich nicht
Wer sagt Dir das.
Mein Herz.
Das Herz treibt das Blut, und das Blut
lügt
Also brauchst Du meine Hilfe nicht
Du sollst ihn sehen.
Und wenn ich es nicht glaube.
Du musst es glauben.
Also brauche ich ihn nicht zu sehen.
Du musst ihn sehen, weil ich glücklich
bin.
Das Glück zu dreien
Du sollst an das Glück zu zweien glauben.
Fürchtest Du Dich nicht.
Fürchten.
Dass ich die zweite werden könnte.
Friedel
Ich wollte es bisse mir einer die Kehle
durch
Du musst den Glauben an die Menschen
wiederfinden.
Wo ich mir keinen Herzschlag mehr glau-
ben kann.
Jetzt kommt er. Jetzt darfst Du ihn nicht
treffen aber morgen, morgen musst Du
wiederkommen.
Jetzt ist es wie bei den Eltern. Ich gehe
wieder heimlich die Hintertreppe
Bist Du mir böse.
Du mit Deinem Glück für andere.
Verzeihen Sie meine Gnädigste
Bitte
Sie kennen mich nicht mehr
Sie sind der Freund von Siegfried
Verzeihen Sie, Sie sind ja eine grosse
Dame geworden.
Das wollten .Sie mir mitteilen.
 
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