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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 18.1927-1928

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Heft 1/2
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Breuel, Max: traum
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https://doi.org/10.11588/diglit.47218#0018

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Max Breuel
träum
atmen atmen, heiße ströme sprengen, glut.
glutenbrand brennt sengend, der leib steigt,
siedet schwüle nacht gewitterschwer, donner
rollen dumpfe schrecken, angst! angst? die
mutter nebenan im zimmer, immer nebenan,
warum sie nur klavier spielt, tanzen tanzen!
töne laufen über meine lenden, prickeln prik-
kelnü ach zieh das kleid aus. tanzen wiegen
spreizendrückenbiegen tanz! ringsum gläserne
wände, ich ersticke, ersticke! reiße das hemd
herunter, atmen, schlage die scheibe ein.
feige feige feig, blasses zittern, mutter ich
ersticke, mutter ich schlage die scheibe ein.
das gewitter ist da. ist über mir. wenn es
nur regnen wollte, regnen regnen! die haut
kühlen, nackt durch den garten rennen, reg-
nen regnen!! den nassen bäum umarmen,
regnen!!!
was. was klirrt, was. dort, angst! angst?
presse den leib an den tisch, die hände zittern,
ich zerfalle, ich stürze, dort, ja. die scheibe,
eine hand darunter, schiebt nach oben, eine
dunkle hand. schreien. ich kann nicht,
schreien, schreien! die mutterspielt, dideldum.
dideldum. ich kann nicht schreien, diifte
brechen aus allen poren. Dideldum. zittern,
ach süßes zittern, da. ja. ein arm. da. da.
ein mann, ein köpf. groß, die haare, dunkle
haare, dideldum. mutter ein einbrecher.
äugen, ich halte die äugen nicht aus! didel-
dum. das lachen, das stumme lachen, wie
es alle nerven reißt, dideldum, dideldum!
das verrückte klavier!! fort, fortspringen, ich
kann nicht, wegschleichen, weg. die beinc
sind schwach, sinken, versinken, presse die
knie an den leib, nichts mehr sehen, decke
die äugen zu. zu. ooo. ich fühle, er kommt,
er schleicht, er keucht, wie er nach mann
riecht, er! er! ich vergehe, lohe! lohe!
rote! rote! ein stoß, die vase fällt, ein
schlag, didel — da, jetzt schweigst du.
tausend Scherben.

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