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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 18.1927-1928

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Heft 9
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Goering, Reinhard: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.47218#0143

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Gedichte / Reinhard Goering
Aino im Auto Aino bittet um Verzeihung

Was haben all die Häuser und Lichter für
einen Sinn?
Gar keinen.
Allein schön ist, daß Du meine Hand fest-
hältst, Süßer.
Ich höre ein Gewirre von Menschenstimmen
und anderen Geräuschen.
Sie sagen mir gar nichts.
Nur Du Süßer sprichst etwas, was ich höre.
Du hast Worte die mich berauschen.
Du sprichst Worte die wie Tod schmecken.
Und Du wunderst Dich daß ich verliebt bin?
Du bist grausam. Wie süß 1
Du kannst tagelang fern sein und mich
sterben lassen.
Denn es ist alles ja „nur so“ wenn Du nicht
da bist.
Dies ist mein tiefster Schmerz den ich
geheimhalte:
Daß es eine Macht gibt die Macht hat, Dich
fernzuhalten
Und daß ich die nicht töten kann.
Also tötet sie Dich und mich.
Alles andere ist nicht der Rede werf.
Wenn Du mich küßt

Ainos Privatlied
Ich will den Zauber fühlen tief tief tief.
Es ist keine Zelle in mir die nicht sterben
will, damit Du sein kannst.
Es ist alles so unheimlich und süß!
Merkt Ihr nicht wem ich bin?
Ich lächle, Ihr seid so blind!
Ich höre wie die Zeit davonläuft.
Ich stfehe still.
Was ist eigentlich Zeit?
Um mich herum ist mein Freund.
Mein Vater, meine Puppe.
Meine Puppe, mein Vater.
So stark wie Du ist niemand.
Arme kleine Aino!
Arme große Aino! Still still!

Ich bin doch für Dich die Einzige.
Du scheinst es nicht zu merken.
Ich weiß es.
Uebrigens werde ich aus Dir einen Mann
machen.
Verzeih!
Heute war wieder einer von den Sonntagen
Die alle Tage sind.
Weil es so weh tat
Du warst fort
Gib Dich nur ab mit wem Du willst
Das kümmert mich nicht sehr.
Denn - —, ja denn —
Du weißt schon.
Deine Aino
Meine Aino
Seine Aino.
Zum Donnerwetter Deine Aino!
Verzeih!

Antwort an Aino
Wenn Du jetzt hereinkämst —
Komm, komm doch!
Ich bin tot und will erweckt werden.
Ich bin ein Schatz und will beraubt werden.
Lächelnder Räuber, komm.
Ich bin überreif.
Nimm und iß mich.
Wir wollen in uns spaziergehen!
Du hast kein Ende.
Du lächelst Hochzeit.
Du tust als wüßten wir nicht
Nicht, daß Du unwiderstehlich bist.
Wie schon immer.

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