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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 18.1927-1928

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Heft 1/2
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Arendt, Erich: Arbeitermorgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47218#0022

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Arbeitermorgen
Erich Arendt
Im gelben Fett des Himmels
schwimmen
leisseiden
die schwarzen Vogelscharen
lautlos
das Blut der Nacht
hoch im Auge
Zucken
am grauen Metallschrei des Morgens
wiegen verkriechen
Schrumpfen die Schatten.
Kalkwände dämmen Sonnenwunden
Grüften öden
Gassen
Nacht
Stahl sinkt Glasen
verwimmern
Blume Licht
und Flucht
das Herz
Dumpf schlagen auf
Gähnende Mäuler
Schrecken klammen
stoßen Säle Fabriken
den Mund der Erde
fletschen Mäuler
klaffen
schnappen
Steinkolosse Spitale
Euch Massen
ein! — >
Gell kreischen Sirenen
steinen und würgen
zerbrechen ins dünne Milchglas
fahlmüde müder Gesichter
Gesichter der Arbeit
bleich
kalter Gesichter.

Straßen schlucken tappelnde Schritte
traben trappeln
tappen Schritte
trappen Schritte
stapfen stampfen
stapfen Schritte
zur Fron.
Gassen saugen weiten Leere
wehen Lampen
hell
zerdürsten
Stirne steinen.
Du Welt
und
bleie Glieder
fallen
stammeln Worte
herab
wunden Augen
tief herab
zerren müde Runzeln
herab.
Stirnen tief herab.
Der Morgen stirbt
an den nachtentwölkten Stirnen
Euch Arbeiter
stirbt der Tag
Nacht
und
Tag.
Wunden nachten in den Augen
Nacht in aller wehen Augen
Droben schwimmen Vögel im Licht
Blanke Knochen
schwingende Klöppel
den Himmelhang
tack tack
im schlappenden bluten Kleid
tack
Fetzen!
tack
tack

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