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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 18.1927-1928

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Heft 9
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Walden, Herwarth: Maenz
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Askenasy, Waldemar: Aetherwellen-Musik
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https://doi.org/10.11588/diglit.47218#0145

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süßen Last bestellt eine Runde Schnäpse.
Lieschen brüllt zum dritten Mal durch das
Lokal: Herr Rechtsanwalt Müller werde am
Telephon verlangt. Man kann auch so
Kunden werben. Schon kommt wieder ein
Prominenter. Ein Psychiater. Der bildet
sich ein, daß die Künstler verrückt sind.
Und die Künstlerinnen in ihn. Er trägt oben
ein Monokel, in der Milte eine Samtweste
und unten Tennisschuhe. Er will es allen
Ständen des Lokals recht machen. Jetzt
kommt ein prominenter Russe. Er hat die
Pawlowa gekannt als sie noch so klein war.
Seitdem besucht er stets Künstlerlokale. An
seinem Tisch sitzt wie immer die dezente
Schwedin, die ihrerseits Ellen Key persönlich

gekannt hat. Beide tauschen ihre Lieblinge
aus. Die Bakteriologin hat sich genug ver-
sessen und ist sanft eingechlafcn. Der Hilfs-
regisseur wartet schon seit zwei Stunden auf
seine Hypothek, die der Generaldirektor
indessen aufgenommen zu haben scheint.
Nur ihre Tasche ist noch im Lokal vorhanden.
Der Hilfsregisseur hat versprochen sie zu
behüten. Und hin und wieder wandert
Frau Maenz, die Inhaberin aller dieser
Herrlichkeiten und aller dieser Hellen, in
weißer Bluse durch das Lokal zur Küche.
Der Historiker erklärt, daß Frau Maenz stets
eine weiße Bluse trage. Deshalb sei aus
der einfachen Kutscherkneipe das berühmte
Künstlerlokal geworden.

Aetherwellen-Musik
An Theremin
Aether in Wellen - wogt der Wellen Geäder:
Schaust du — hörst du nichts — horchest -
siehst nichts.
Doch irgend etwas bewegt den Rhythmus
des Weltalls,
Radio-Kräfte — irgend etwas - wogt im All.
Und plötzlich - vor Dir — steht ein Mensch,
Gestaltend er hebt die Hände.
Unter seinen Fingern erklingt - leise —
gewaltiger -

Tönen und Klingen - ein Summen der
Bienenschwärme,
Von Wespen -
Töne, klagende, pfeifende — Wind um
Pyramiden.
Ein Brausen aus menschlicher Kehle,
Ueberirdisch und unirdisch in neuem Klang.
Symphonien — Melodien —
Rechte Hand gibt Höhe - linke Hand Stärke
des Tons.
Es rundet sich Aether und Erde
Zu Einem.
Waldemar Askenasy

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