Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 18.1927-1928

DOI Heft:
Heft 4/5
DOI Artikel:
Palasovsky, Edmund: Das Rotblut-Tintenfaß
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47218#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Da flog aus dem Tintenfaß das Flügelkamel
um geliebt zu weiden
Ganz wie der kleine Edi voll Veilchen und
Sünden
Die Gottschezverer pilgerten zum Rosen-
strauch
Mut Edi Mut
Es liegt nichts daran, daß du ganz wagrecht
wurdest
Gleich fliegen nach Mekka die blutroten
Geliebten des Tintenfasses
Schau nur da kommen die Wirbelwinde
Dann stiegen aus dem Tintenfaß die Wirbel-
winde damit sie in der Seele der Fremden
die eingeäscherten Herden aufrütteln und
die vom Schlag gerührten Früchte
Mut Edi Mut
Deine schöne Lackfußbekleidung ist
dageblieben
Auch wie schön du zu beten verstandest
Und Wirbelwinde lallten leise und mild dem
Edi nach
Fischlein
Komm heraus aus dem Salz aus dem Salz
Und da wärmten sich die Feuer
Und die Souterrains brachen auf
Und voran schritt das Fischlein
Edi
Ich danke dir daß du mich erträumt hast

Und da kehrte Edi zurück in das Rotblut-
Tintenfaß
Edi der gestorben ist
Ehe er die schwarzen Paletots durch seine
Lunge geigte
Er lebte fünfundzwanzig Jahre
Mit der unlöschbaren Glühlampe an Stelle
des Herzens
Und darin ein heißes weibliches Saxofon
Edi hier
Edi dort
Edi im Tintenfaß
Ueber sirenenblauen Gefilden
Ob glühenden Photographien
Edi vom Schlag gerührte Orange
Edi Geliebter der Fische
Edi blutrotes Kamel
Edi hipp Edi hopp
Edi heiz das Tintenfaß
Denn jünger als die Fabrik
Und schmerzhafter als der Gott
Um einen Tiergarten
Um einen eingeäscherten Tierpark
Gütiger bei weitem als der Biß
Tödlicher als die Umarmung
Um ein Saxofon
Ist das Tintenfaß
Das Rotblut-Tintenfaß

49
 
Annotationen