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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 18.1927-1928

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Heft 9
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Starcevic, Pave: Dichtungen aus Jugoslavien: Aus dem Nachlass des verlorenen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47218#0130

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Dichtungen aus Jugoslavien

Aus dem Nachlass
des verlorenen
Pave Starcevic
Im Gürtel strahlender Dolch der Wunden
Liebe wegen
Der Herren Blutes durstig auf den Finger-
spitzen
Berührungssehnsucht
Nichts kann betrösten die Wahngeplagte
O, ein wenig Beruh gung nur in der letzten
Ausgeslrecktheii
Wenn dies nicht genug
Nimm Flöte aus Totenbeinen
Damit die alte Gräber zersprengen
Denn immer führt mich.
¥
Verwirrt gehen sie mir vorüber niemals treten
sie mir zu
Wenn einer stolpert erbebt die ganze Erde
Statt Köpfe tragen sie auf den Hälsern Eimern
Wo sind sie? leeren Straßen entlang rollt ein
Hühnerei
Um nicht zu schreien verzweifelt zerbreche
ich schnell Arme und Füße
So in Knäuel gewunden ruhe ich eine rohe
Erdscholle
Mein Bewußtsein wird die Achse der Erdkugel

Katze spielt die Violine
ttund lacht daß die Tellern klirren
Kuh überspringt den Mond

Posse
Halber Tag unbewegten Stehens
mit Augen zerstreut irgend im Schnee
- — krampfe mich vor Lachen-—
Gassen voll Kälbern
(in Fleischbänken hängen Rinder)
zwei Tage gänzlichen Schweigens
(Wörter verlieren Bedeutung)
Geboren auf die Welt frage ich ewige Wunde
verschlingt von sich selber gebäre ich m ch neu
von Ueberdruß gehetzt durch die Erde
erreiche ich nichts
ihr sagt zuviel vom Leben
genug um selbst das tiefste zu werden
Ich huldige dir voll Ehrfurcht du Großer
geschickt blähst du unsere Gehirne
gescheit bin ich sehr gescheit
und kann nie mit den Gedanken .vom Tode
weiter
so zerrte ich mich auf alle Seiten
und sterbe nicht für die gelbe Landstraße’
Meeresufer beim Friedhöfe
Geputzt sind die Städte dort
die Ecken verwunden meine Schultern
wartend auf Sonnenaufgang auf Hände-
grüßen
und so starrte schon die kaum erregte Jugend
es seiht sich durch Augenhöhlen
und blutet das törichte Herz
nach Nicht-abwartetem

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