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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 2 (10. Januar)
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6

DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 2 vom 10, Januar 1$$'

Alfen. Ue1>eitoll

Berliner Museumsbesitz auf
der französischen Ausstellung
Die soeben eröffnete Ausstellung französi-
scher Kunst in der Royal Academy zu London,
über die unser dortiger Korrespondent in der
nächsten Nummer ausführlich berichten wird,
ist auch von den deutschen Museen mit Leih-
gaben beschickt worden. Die Berliner
Gemäldegalerie ist durch ein kleines zweiteili-
ges Altärchen um 1400, das Stifterbildnis des
Jean Fouquet. und Poussins Tiberlandschaft
vertreten, das Berliner Schloßmuseum durch
das bekannte Fouquet-Email und das Kupfer-
stichkabinett durch eine Reihe früher Zeich-
nungen.
Wir bilden auf Seite 1 heute schon eines
der weniger bekannten Hauptwerke dieser
Ausstellung ab.

Boernersche Frühjahrsauktionen
Die Kunstauktionsfirma C. G. Boerner
in Leipzig wird im kommenden Frühjahr
wiederum kostbare alte Kupferstiche verstei-
gern. Es handelt sich um eine berühmte alte
Sammlung meist deutscher Blätter des 15. und
16. Jahrhunderts, darunter seltene Inkunabeln
des Kupferstiches, z. B. eine ganze Serie der
Blätter des Meisters E. S., ein Dürer-Werk
allerersten Ranges, eine Sammlung äußerst
seltener niederländischer Holzschnitte des
17. Jahrhunderts und auch sonst viele Selten-
heiten. Die ganze Sammlung weist ungewöhn-
lich hohe Druckqualität auf. Die Kataloge
werden Mitte März erscheinen.
Versteigerungen in Amsterdam
Das Haus Frederik Müller & Cie.
(Direktion Ant. W. M. & B. F. M. Mensing)
zeigt für den April die Versteigerung zweier
bedeutender Sammlungen an. Unter den etwa
140 hochwertigen Objekten aus dem Besitz des
Grafen O r i o 1 a findet man ein Fresko von
Perugino mit Darstellung der Pieta, einen
Verkündigungsengel von Francesco Cossa, eine
Heiligentafel des Taddeo di Bartolo, ein reiz-
volles Relief von Andrea della Robbia, hervor-
ragende frühe Wandteppiche, italienische
Möbel, Skulpturen u. a. Nicht weniger inter-
essant die Sammlung Jhr. Alphonse de Stuers,
des verstorbenen holländischen Gesandten in
Paris; unter den Hauptwerken der Gemälde-
sammlung heben wir Arbeiten von Cranach
d. Ae., Jan Scorel, Mabuse, Terborch, Th. de
Keyser, Jacob de Wit, Perronneau, Höppner
und Mengs hervor. Wir werden bei späterer
Gelegenheit auf diese wichtigen Auktionen zu-
rückkommen.
Urteil im Diebstahlprozeß
von Hadernitzen
In dem Prozeß um das aus dem 12. Jahr-
hundert stammende Glasgemälde des Marga-
rethenkirchleins zu Hadernitzen (Kärnten) mit
Darstellung der Hl. Magdalena, das vor einem
Jahr entwendet, jedoch bald wieder zustande
gebracht worden war (vgl. „Weltkunst“, Jg. V,
Nr. 5 und 13'), ist es nunmehr zur Urteils-
fällung gekommen. Der Dieb des Glasbildes,
der Villacher Photograph Friedrich Dostler,
wurde zu einem Jahre schweren Kerkers ver-
urteilt; der Wiener Händler-Sammler Adolf
Bauer, der der Diebstahlsanstiftung bezichtigt
war, wegen Diebstahlsteilnehmung zu fünf
Monaten, verschärft durch einen Fasttag mo-
natlich. Der Meßner erhielt fünf Tage be-
dingt. A. Bauer, der unter Abrechnung der
Untersuchungshaft noch dreieinhalb Monate
abzusitzen hätte, meldete die Nichtigkeits-
beschwerde an. Dostler, der fast ein ganzes
Jahr in Untersuchung war und nur noch
wenige Tage abzubüßen hat, und der Meßner
nahmen die Strafe an. P.-N.
Die Bilder von Dona delle Rose
Soeben verlautet, daß der beste Teil der
Gemäldesammlung Dona delle Rose, deren


Ostasiatische
Kunst
CHINA-BOHLKEN
BERLIN W 9
Potsdamer Straße 16

wahrscheinlicher Verkauf nach Paris vor
einiger Zeit viel Staub aufwirbelte, in Venedig
bleiben wird. Nach langen Verhandlungen zwi-
schen den Vertretern der Grafen Doria (nicht
des Fürsten, in dessen Besitz die römische
Sammlung Doria ist) und den italienischen
Kunstämtern ist es zu einem Übereinkommen
gekommen, nach welchem das große Bild G. B.
Tiepolos, das sich ursprünglich im Palazzo
Barbarigo befand, und die Pieta Bellinis in
den Stadtbesitz übergehen werden und in den
Palazzo Rezzonico bzw. die Akademie überführt
werden sollen. An das Settecento - Museum
Rezzonico werden ferner aus der Sammlung
Dona delle Rose einige der wichtigsten Stücke,
darunter das große Porträt Barbarigo mit dem
gehauenen Rahmen, übergehen; ebenfalls die
Konsole und die vier Sessel des letzten Bucen-
toro-Schöpfers Corradini, desgleichen der große
venezianische Kronleuchter aus dem Palazzo
Dona. Damit sind aber wenigstens einige der
wichtigsten Stücke für Venedig erhalten ge-
blieben, wenn freilich auch die Sammlung
Dona delle Rose gerade durch die Teilung als
endgültig aufgelöst betrachtet werden muß.
G. R.
Die Andlauer Relieffriese
Ein elsässisches Baudenkmal des
12. Jahrhunderts
Eines der ältesten Baudenkmäler des El-
sasses ist die in ihren Ursprüngen auf Richar-

Deutsches Kunstlegat in England
Die größte Hinterlassenschaft, die dem
„National Art Collections Fund“
jemals zugefallen ist, ist die des kürzlich ver-
storbenen deutschen Malers und Kunsthänd-
lers Hans Velten, dessen Testament die
Summe von £ 30 000 an den National Art Col-
lections Fund zum Ankauf von Kunstwerken
für die Britischen Galerien bestimmt.
Personalien
Prof. Dr. Georg Karo, der am 11. Januar
das 60. Lebensjahr vollendet, steht seit 1930
an der Spitze des Deutschen Archäologischen
Instituts in Athen, an dem er schon von 1905
an tätig gewesen war. Während des Krieges
wurde er wegen seines Eintretens für die
deutsche Sache, das er auch in Flugschriften
betätigt hat, aus Griechenland ausgewiesen;
von 1920 bis 1930 bekleidete er die archäolo-
gische Professur an der Universität Halle.
Sein Hauptarbeitsgebiet ist die mykenische
Kultur, für deren Erschließung Schliemann die
Grundlagen gegeben hat, sowie die etruskische
Baukunst; als Hauptwerk sind neben zahl-
reichen Einzelabhandlungen aus seinen Arbei-
ten zwei Bände über die Schachtgräber von
Mykenä hervorgegangen. Karo ist in Venedig
geboren und hat, ehe er sich im Jahr 1902 in
Bonn habilitierte, auf größeren Reisen Studien


Arch. Prof. Bruno Paul-Berlin
Haus Karl Bergmann-Dresden
Halle — Hall

dis, die Gemahlin Karls des Dicken, zurück-
gehende Kirche von Andlau, die, mehrfach
umgebaut, sich durch merkwürdige romanische
Reliefs im Portal sowie durch einen phanta-
stischen Fries um den ersten Stock auszeich-
net. 50 Gipsabgüsse der Reliefserie aus dem
12. Jahrhundert wurden, zwecks bequemeren
Studiums, von einer elsässischen Firma in
mehrwöchiger Arbeit angefertigt, soeben im
Straßburger Archäologischen Mu-
seum aufgestellt. Es handelt sich um Kampf-
und Jagdszenen, Fabelwesen, „Warnplakate“
u. dgl. Auf einer dieser Reliefplatten erblickt
man einen Weinfälscher bei der Arbeit, der
gerade vom Teufel geholt wird, gleiches
widerfährt auf einem anderen Relief einem
unredlichen Geldwechsler. Auch eine Origi-
nalarbeit aus dem 12. Jahrhundert, ein aus
Sandstein gehauener großer Löwenkopf, bei
Ausschachtungen gefunden und in eine Scheu-
nenwand eingemauert, wurde aus Andlau als
wichtige Bereicherung für die Straßburger
Skulpturensammlung gespendet. H. H.
Die Biennale von Venedig
In einer Präsidialsitzung der Biennale von
Venedig unter dem Vorsitz von Conte Volpi
ist beschlossen worden, während der Dauer der
Biennale einen internationalen Kunstkongreß
in Venedig abzuhalten. An ihm sollen nach
Möglichkeit auch Vertreter derjenigen Natio-
nen erscheinen, welche aus Sparsamkeits-
gründen oder anderen Motiven von der dies-
jährigen Biennale fernbleiben. Über die Bien-
nale selbst ist bekannt geworden, daß der
deutsche Pavillon durch die österreichische
Ausstellung besetzt werden wird. Österreichi-
sche Kunst war bekanntlich Jahre hindurch
nicht auf der Zweijährigen von Venedig ge-
zeigt worden. Der britische Pavillon, der bis-
her einem privaten Komitee gehörte, ist in
diesen Tagen offiziell von der englischen Re-
gierung übernommen worden und wird so eine
offizielle Ausstellung Englands zur Schau
bringen. Eine Kunstgesellschaft aus Tokio
hat in diesen Tagen Boden für die Errichtung
eines japanischen Pavillons erworben und be-
reits mit dem Bau beginnen lassen. Das Regle-
ment der Biennale 1932 wird binnen kurzem
veröffentlicht werden. G. R.

in Italien, Griechenland und Aegypten unter-
nommen.
Prof. Dr. Scharff, Kustos an den Berliner
Museen, hat den an ihn ergangenen Ruf als
Ordinarius für Ägyptologie und orientalische
Altertumskunde an der Universität München
angenommen und wird ihm zum 1. April Folge
leisten.
Paul Preyer f. Der Nestor der Düsseldorfer
Künstlerschaft, Paul Preyer, Sohn des be-
rühmten Malerzwergs Johann Wilhelm Preyer,
ist in Düsseldorf im Alter von fast 85 Jahren
gestorben. Preyer hat sich neben seiner eige-
nen künstlerischen Tätigkeit vor allem auch
als Gemälderestaurator einen Namen gemacht.
Münchener Altertumsverein
In der ersten Sitzung des neuen Jahres
konnte eine Reihe recht interessanter Gegen-
stände besprochen werden. S. Kgl. Hoheit Kron-
prinz Rupprecht hatte verschiedene Stichwaffen
mitgebracht, die durch den Direktor des Armee-
museums, Dr. H. Stöcklein, erklärt wurden.
Ebenso einige Waffen, die er selbst bzw. der
Vorsitzende, Prof. Frz. Wolter, beigesteuert
hatten. Herr Riggauer zeigte ein ausgezeich-
netes Porträt von der Hand des Münchener
Malers Gg. Ettlinger und eine kleine Glas-
scheibe mit dem Wappen der Löffelholz, Herr
Fogg Rötelzeichnungen des 18. Jahrhunderts,
Herr Lämmle wundervolle Stickereien, Herr
L. F. Fuchs erläuterte an einigen Beispielen
die Entwicklung der gerippten Glasschale von
der Antike bis zum Barock. In der nächsten
Sitzung am 11. Januar (Akademie der Bilden-
den Künste) spricht Prof. Dr. Karl Schaefer
über „Aus den letzten Jahren der deutschen
Gotik“.
Goethe in Musterdruck
Für die vom Verein deutscher Buchkünstler,
dem Börsenverein der deutschen Buchhändler
und dem Deutschen Buchgewerbeverein in
Leipzig zur Goethefeier geplante Ausstellung
„Goethe in der Buchkunst der
Welt“, auf der die künstlerisch und technisch
bedeutendsten Ausgaben von Werken Goethes
aus den letzten drei Jahrzehnten sowie Illustra-

tionen und Graphik mit Bezug auf Goethe ge'
zeigt werden sollen, will man hundert der
besten Drucker Deutschlands und des Auslaß'

Wir zahlen o vTI ,
Mk. der Nr. 2 voD1
pro Exemplar xJ Jahrgang 192?
WELTKUNST-VERLAG, BERLIN
des einladen, ein bis zwei Seiten Goetheschea
Textes in typographisch besonders mustergül'
tiger Weise herzustellen.

UNTER KOLLEGEN

Anekdoten um Hodler-Porträts


Als Hodler noch ein junger, gänzlich un-
bekannter Maler war, wohnte er bei einem
kleinen Schweizer Schneider in Miete. Nun
ergab es sich einmal, daß der Schneider einen
Anzug, den er einem Kunden geliefert hatte,,
zurückerhielt. Er suchte natürlich den Anzug
zu verkaufen, als ihm dies aber nicht gelingen
wollte, bot er ihn, um die Arbeit wenigstens,
teilweise zu verwerten, seinem Untermieter an
als Entgelt für ein Porträt, das der Maler von
ihm herstellen sollte. Hodler brauchte gerade
notwendig einen neuen Anzug und ging auf
den Vorschlag ein. Das Kleidungsstück wurde
notdürftig auf seine Gestalt zurecht gerichtet,- |
der Schneider erhielt sein Porträt, und zwar'
stellte ihn der Maler in der kleidsamen Natio-
naltracht seines Kantons mit hohem, goldenem
Zylinderhut dar. Darauf vergingen einige
Jahre, Hodler verschwand aus dem Gesichts-
kreis des Handwerkers, und das Bild wanderte
zu dessen Mutter in irgendein entlegenes
Schweizerdorf. Die Mutter aber war mächtig
stolz auf ihren ältesten Sohn, der in die Stadt
gezogen war, und fand, daß für diesen die
ländliche Tracht nicht vornehm genug war-
Deshalb ließ sie von einem wandernden Maler,
der gerade vorbeizog, einen breitkrempigen
Strohhut über den goldenen Zylinder des
Nationalkostüms malen. Viele Jahre später
drang der Ruf des damals schon berühmt ge-
wordenen Hodler auch zu dem kleinen Schnei-
der. Der erinnerte sich an das Porträt, das-
er seinerzeit von dem Meister anfertigen ließ
und hoffte es teuer zu verkaufen. Die Muttef
wurde beauftragt, das Bild gut verpackt zu-
rückzusenden. Der Schneider öffnete hoff'
nungsfreudig die Kiste, prallte aber er-
schrocken zurück, als er die Veränderung sah?
die sein Bild erfahren hatte. Es blieb ihm
nichts übrig, als Hodler aufzusuchen, um den
Schaden wieder gutmachen zu lassen. Der
Künstler arbeitete gerade in seinem Atelier?
als der Schneider eintrat und sein Anliegen
vortrug. Hodler hatte seinen ehemaligen Haus-
herrn auf den ersten Blick wiedererkannt und
lauschte mit Interesse seinen Ausführungen?
dann versetzte er, in seiner ruhigen, verborgen-
ironischen Art: „Den Anzug, den ich damals
von Ihnen erhielt, konnte ich kaum einen
Winter lang tragen. Um den Hut zu malen?
brauche ich eine halbe Stunde Arbeit. Die
kostet jetzt 10 000 Franken.“ Der Schneidet
ließ sich nicht abschrecken, zahlte die horrende
Summe und verkaufte wenige Tage danach daS
Bild um 30 000 Franken.


W. Grote-Hasenbalg
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vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 1897
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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im:
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor¬
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19
 
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