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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 43 (23. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0247
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23. OKTOBER 1932

VI. JAHRGANG, Nr. 43

D I E


DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76^77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
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Man abonniert heim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50: Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM- BI BLOGRAPHIKON
Inh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512

Deutsche Rokokoplastik
im Germanischen Museum zu
Nürnberg
Von Dr. E. Lutze

Anläßlich der diesjährigen Sitzung des
Verwaltungsrats, die am 12. Oktober statt-
fand, wurden im Germanischen Museum
Vier Säle mit Bildwerken aus dem 18. Jahr-
hundert eröffnet. Die neue Abteilung ent-
hält Arbeiten der bedeutendsten Meister aus

arbeitet worden, so daß sich die Sammlung
heute als eine der bedeutendsten und um-
fassendsten in Deutschland darbietet und die
in Nürnberg mögliche Übersicht über die Ent-
wicklung der mittelalterlichen Kunst vorzüg-
lich weiterführt und abrundet.

Rokoko-Saal mit Werken der Münchener Schule
Nürnberg, Germanisches Museum


Lesern Jahrhundert und stellt erstmalig die
Ranze reiche Fülle von Neuerwerbungen zu-
sammen, die seit dem Direktorat Geheimrat
’immermanns (1920) in das Museum ge-
langte. Seit der letzten Veröffentlichung von
Neuerwerbungen (1929) ist weiter systema-
tisch an dem Ausbau dieser seit der Gründung
®es Museums vernachlässigten Abteilung ge-

Ein Hauptsaal vereinigt die Evangelisten
E. B. Bendels (1697) aus der St. Georgs-
kirche zu Augsburg, zu denen sich kürzlich
noch ein schwebender Gottvater gesellt hat.
Die in barocker Leidenschaftlichkeit ausfah-
renden Gestalten kommen in der neuen Auf-
stellung vorzüglich zur Geltung, man emp-
findet die beabsichtigte rhythmische Bindung

aneinander ungleich lebendiger, als das bis-
her in der Karthäuserkirche des Museums der
Fall war. Eine glückliche Neuerwerbung des
letzten Jahres, das ehemal. Hochaltarblatt der
Kirche zu Stockern
(Niederösterr.) mit der
Darstellung des Veits-
martyriums von Joh.
Martin Kremser-
schmidt (dat. 1772)
nimmt den pathetischen
Klang der Skulpturen
in warmen Farben auf.
Der anschließende
Raum ist intimer. Ein
Tabernakel mit einer
Tonmadonna des An¬
dreas Feisten¬
berger bildet seinen
Mittelpunkt. Ein him-
melwärts schwebender
Engel, in Gold und
Weiß, von unbekannter
Meisterhand, hat eine
Männlichkeit und herbe
Süße im Ausdruck, die
sich einprägsam neben
der Lieblichkeit eines
A s a m sehen Taber-
nakelengels behauptet.
Ähnlich kontrastreich
ist die gotisierende
Mater dolorosa aus
Eggenfelden (ehern. Sammlung Wilm) einer
reichbewegten süddeutschen Maria Imma-
culata gegenübergestellt.
F. J. Günthers (1725—1775) psycholo-
gische Feinheit und künstlerische Überlegen-
heit steht im Mittelpunkt des dritten Saales.
Zu den bis 1929 spärlich vertretenen Werken
des Meisters sind seitdem solche von hervor-
ragender Qualität hinzugekommen. Drei
lebensgroße, für die abgebrochene Knöbl-
kapelle in München gearbeitete Engel (Abb.
S. 2) umschweben eine zarte Verkündigungs-
madonna der Münchener Schule, ein Hl. Bene-
dikt (ehern. Sammlung Böhler) dürfte in den
60 er Jahren entstanden sein, ein Marien-
krönungsrelief ist ähnlich zart und sensibel in
der Körper- und Gewandbehandlung, zwei ge-
flügelte Puttenköpfe zeigen ebenso die heitere
Seite der Güntherschen Kunst wie eine Putten-
gruppe aus Johanneskirchen bei München: man
lernt den führenden Münchener Meister in
Nürnberg in überraschender Vielseitigkeit
kennen. Von den übrigen Werken des sehr
harmonischen Saales sind ein Hl. Bischof der
Prager Schule und die Malerei einer Hl. Drei-
faltigkeit aus dem Augsburger Schulkreis als
neueste Erwerbungen hervorzuheben.

In einem schmalen, einseitig beleuchteten
Raum hat die Kleinplastik ihre Aufstel-
lung gefunden. Eine Vitrine läßt mit Werken
des Giov. Guiliani, Rafael Donner, Hagenauer

und Messerschmidt die Österreicher zu Wort
kommen. Ihre „klassische“ Strenge kann man
vorzüglich an dem Temperament der fränki-
schen und oberbayerischen Werke ermessen.
Obenan steht Günther mit dem Bozzetto des
Hl. Petrus und einem Hl. Nepomuk (Modell
für Neustift). Von jüngsten Erwerbungen sind
eine Beweinungsgruppe und ein Hl. Martin —
beide fränkisch —, ein Hl. Michael (München,
Anf. 18. Jahrh.), eine Athena des Jak. Dom.
Auliczek für den Nymphenburger Park zu
notieren. Auch die einzigartige Sammlung
von Gartenmodellen des Ferdinand Dietz hat
in der Statuette des Ares (Veitshöchheim)
eine wertvolle Ergänzung gefunden. Zwischen
die Vitrinen sind großformigere Werke frei
gestellt, darunter eine unlängst erworbene
trauernde Muttergottes aus der Bodensee-
gegend.
Im Ganzen gesehen, bieten sich die
neuen Räume als sehr geschlossene Einheit
dar, welche nicht zu geringem Teil der Art der
Aufstellung in lockeren Gruppen, nach inhalt-
lichen oder landschaftlichen Gesichtspunkten,
der sorgfältigen Auswahl der Konsolen und der
Einstreuung lebenden Ornamentes, verdankt
wird.

Rokoko-Saal mit Werken der Münchener Schule
Nürnberg, Germanisches Museum


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