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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 39 (25. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0223
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25. SEPTEMBER 1932

VI. JAHRGANG, Nr. 39

D 1 E


LMONDEfcAKß

ART^teWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

das internationale Zentralorgan für kunst / buch / alle sammelgebiete und ihren markt

Bttütihhiltoiiillnll

Erscheint jeden Sonntag im Wei t ku n s t-Verl a g , G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM-BIBLOGRAPHIKON

Inh. Dr. Hans Wertheim

Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier

Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512

Slevogt t
Am 20. September ist Max Slevogt auf
Seiner Besitzung Neucastell in der Rheinpfalz
im Alter von 64 Jahren einem Herzleiden er-
legen. Mit ihm ist nun auch der zweite Par-
tisan des glanzvollen Impressionisten-Drei-
gestirns, dem das Berlin nach der Jahrhundert-
wende seinen Ruf als aufstrebende Kunststadt
Verdankt, dahingegangen.
Aus dem malerischen Oeuvre des Meisters,
das reich an schönen Leistungen ist, möchten
Wir eine kleine Gruppe von Werken heraus-
heben, die uns von besonderer, bisher nicht aus-
reichend beachteter Bedeutung zu sein scheint.
Wir meinen die skizzenhaften Bilder mit Dar-
stellungen kirchlicher Feiern (Totenmesse der
Georgiritter, Leichenfeier für Ludwig II.) in
der Münchener Galerie. Diese Arbeiten
Nehmen durch ihre malerische Freiheit, ihren
farbigen Wagemut und ihren tektonischen
Aufbau innerhalb Slevogts Schaffen eine
durchaus isolierte Stellung ein und bilden
gleichzeitig die einzige Brücke, die sein Werk
mit den Bemühungen neuerer Malerei ver-
bindet.
Es ist das Verdienst Bruno Cassirers, den
Künstler auf ein Gebiet hingeleitet zu haben,
das seinen besten Fähigkeiten Spielraum ver-
lieh, die große Aufgabe seines Lebens wurde
Und der Nachwelt Bleibendes geschenkt hat:
die Illustration. Die spielerischen und
tändelnden, energiegeladenen und spring-
lebendigen, erquickend fabulierenden, zeichne-
Gschen Paraphrasen zu Tausendundeine Nacht,
Z’J deutschen Märchen, zur Vita des Benvenuto
Gellini, zur Zauberflöte und zu Goethes Faust
bilden einen einzigen Ruhmeskranz in der Ge-
schichte der illustrierenden Graphik. Slevogt
'Var wie kaum ein anderer Künstler seinem

Wesen nach für illustratives Schaffen prä-
destiniert. Er liebte das Abenteuerliche, die
Fabel, die Handlung, er liebte das bewegte und
erregende Geschehen. Er war ein passionierter

Kino-, Zirkus- und Theaterbesucher, er kannte
die ganze Märchen- und Abenteuerliteratur
und führte ständig durch Eindrücke von
außen, die er auf Reisen, Sportplätzen und im


Vincent van Gogh, Le Mont Gaussier
53:70 cm — Coll. Dr. 8. . . ., Berlin — Kat. Nr. 127
Versteigerung — Vente — Sale: Paul Cassirer, Berlin, 20. Oktober 1932

Getriebe des Stadtlebens sammelte, seiner
reichen und eigenlebigen Vorstellungswelt
neue Nahrung zu. Wie seinen Ahnen Dore
überströmte ihn bei der Arbeit die Fülle der
Einfälle, so daß er, um die wechselnde Er-
scheinung zu bannen, den gleichen Szenen
mehrfach Form geben und der Herausgabe
eines von seiner Hand illustrierten Buches not-
wendig eine Auswahl vorausgehen mußte.
Slevogt hat viel von Dore, Daumier und Men-
zel, die er alle hoch verehrte, gelernt und die
technischen Möglichkeiten der Graphik, beson-
ders die der Lithographie, durch unermüdliches
Experimentieren außerordentlich erweitert.
Wir verlieren mit ihm einen der bedeutendsten
Graphiker der Gegenwart.
Ein Slevogts Schaffen bestimmender Faktor
war seine Liebe zur Musik. Sein Abgott war
Mozart, für dessen Opern er Bühnenbilder ent-
worfen, dessen „Zauberflöte“ er unter höchst
geistreicher Einbeziehung der Notenschrift in
das graphische Linienspiel meisterhaft illu-
striert hat. Das musikalische Element in
seinen Arbeiten ist unverkennbar und ver-
bindet sich mit der sinnlichen Wahrnehmungs-
gabe des Süddeutschen zu einem rythmisch be-
stimmten, ganz aus der unmittelbaren An-
schauung entwickelten Vortrag. Neben Mozart
zog es ihn zu Wagner, den er aber, obwohl
eifriger Besucher der Bayreuther Festspiele,
nie zyklisch illustriert hat.
Slevogt arbeitete meist nachts. Nachdem
er die Abendstunden an dem bekannten Stamm-
tisch im Romanischen Cafe, dem seine ein-
drucksvolle Erscheinung das Gepräge gab und
an dem er sich plaudernd zu entspannen
pflegte, verbracht hatte, ging er nach Hause
an die Arbeit, die ihn bis zum Morgen nicht
losließ. Die Nacht war ihm günstig gestimmt.
Sie bescherte ihm eine Fülle von Visionen, sie
umwob ihn mit einem Gaukelspiel beweglicher
Gestalten, die er, uns zur Freude, mit ebenso
beweglichem Stift hinzuschreiben wußte. Sie-

Jl FftFD J2» CrtM LONDON BRUSSELS
O MM Mm WtK MiMKL. ® uB 13OldBondSt.,Wl 99 Rue Royale
OLD MASTERS

NEW YORK
120 East 57»h St.

VERSTEiGEKIXC;
Sonnabend, den 8. Oktober 1932, ab 3 Uhr
GEMÄLDE ALTER MEISTER
ANTIQUITÄTEN
Sammlung Sanitätsrat H., Berlin; Aus Adelsbesitz;
Aus ausländischem und Berliner Sammlerbesitz
Ausstellung: Kurfürstenstr. 79 (Ecke Keithstr.)
Donnerstag, den 6. Oktober 1932, 10—2 Uhr, 3—7 Uhr,
Freitag, den 7. Oktober 1932, 10—2 Uhr, 3—7 Uhr.

VERSTEIGERUNG
Sonnabend, den 15. Oktober 1932, ab 10 Uhr, ab 3 Uhr
GEMÄLDE NEUER MEISTER
KOMPLETTE ZIMMER, MOBILIAR
PERSER TEPPICHE
Ausstellung: Kurfürstenstr. 79 (Ecke Keithstr.)
Donnerstag, den 13. Oktober 1932, 10—2 Uhr, 3—7 Uhr,
Freitag, den 14. Oktober 1932, 10—2 Uhr, 3—7 Uhr.

nTEILVATIOMI E« KI WI- LAI) AI KTIOXMI.HA b.’l.B.II.
Berlin W 69, Kurl’ürstenstraße 39 (Eeke Keithstraße) • Telefons B 5 Barbarossa 8838 — 39 • Telegramm-Adresse s Interkunst Berlin
BRUNNER °‘LL‘" NEW-YORK
55, East 57fh Street
 
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