AUGUST 1932
VI. JAHRGANG, Nr. 33
D I E
ART^teWORLD
LMONDEtAKTS
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT
früher:
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
ÖAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
b
^scheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
^erün W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
.ailkkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
. erkn W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
145512; Paris 118732; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
SER BÜRO : 23, nie Claude-Pouillet, Paris 17% Tel.: Wagram 91-60
WERTHEIM-BiBLOGRAPH IKON
•hh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512
Das Kieler
Thaulow - Museum
zialen Charakter, der von dem Wiederschein
lübeckischer, hamburgischer oder holländischer
Kunstleistungen lebt, nie vollständig über-
winden konnte, in den Kunstgegenständen
volkstümlichen Ursprungs Stücke von so
hohem künstlerischen Wert, daß sie den
Leistungen der Hochkunst anderer Länder und
Gebiete vollkommen ebenbürtig an die Seite
gestellt werden können.
den wertvollsten Arbeiten gehören hier, neben
Möbeln, besonders Stühle mit geschnitzten und
ausgehobenen Rückenlehnen (Abbildung S. 2),
ein paar Dutzend Mangelbretter in Kerb-
schnittechnik und ebenso ausgezeichnete
Webekämme, die größtenteils Bemalung auf-
weisen. Auch bei diesen Stücken liegt es
wieder nahe, an eine ununterbrochene Tradi-
tion von den Schnitzereien der Zeit eines Ose-
NEW-YORK
INC.
und in ein eigens dazu errichtetes Gebäude
übertragen wurde, mußte es die ersten beiden
Jahrzehnte seines Bestehens eigentlich in voll-
ständiger Passivität verbringen, da es von der
Provinz fast überhaupt keine finanziellen Zu-
schüsse bekam. Zudem bestand die Thaulow-
sche Sammlung teilweise aus von Möbeln und
anderen Gegenständen abmontierten Zier-
stücken, die in neue Möbel eingebaut waren.
Ein planmäßiger Ausbau der Sammlung setzte
erst 1897 und 1900 unter den Direktoren
Jürgen H a u n t und Gustav Brandt ein. Die
eigentlich vorbildliche Leitung scheint das Mu-
seum aber erst 1920 durch seinen gegenwär-
tigen Direktor, Ernst Sauermann, der
vorher schon längere Zeit dem Flensburger
Museum vorgestanden hatte, bekommen zu
haben.
Sauermann sah seine Aufgabe darin, daß er
das Hauptgewicht des Museums auf die Volks-
kunst legte. Es wurden dadurch die anderen
Gebiete nicht vernachlässigt, aber es zeigte
sich, daß die Stärke Schleswig-Holsteins, des
Gebietes Deutschlands, in dem die Ausgrabun-
gen der letzten Jahrzehnte eine überraschend
hochstehende ursprüngliche Kultur ans Tages-
licht gebracht haben, bis in relativ junge Zeit
auf dem Gebiete der eigentlich volkstümlichen
Kunst gelegen hat. So findet man hier, wäh-
rend die sogenannte Hochkunst ihren provin-
Kiel, Thaul o w-Museum : Silberkammer
k
U Städte oder Provinzen zu irgend einem
lavt"inkt in Versuchung geraten sind, ihren
V begrenzten Aufgabenkreis zu sprengen
sich nach dem Vorbilde der Hauptstädte
k/^öimelstätten mit internationalem Cha-
zu machen. Dabei scheint man zweierlei
%j6ssen zu haben: nämlich, daß die kleinen
6 in ihren Anschaffungsmitteln auf die
mit den Großstädten doch nicht konkur-
können und daß daher alle Versuche,
■«Ij den Anschein eines großstädtischen Mu-
Wd® zu geben, doch nur Stückwerk bleiben
andrerseits, daß sowohl für den hei-
wie für den fremden Besucher gerade
■k bodenständige Kunst die stärksten An-
ngspunkte enthält. Für den Auswärtigen,
iif _?r> wenn er in eine fremde Stadt kommt,
dort heimische Kunst das größte In-
haben wird, für den einheimischen
k nichts anderes die breite Masse
tagender und aus dem Museumsbesuch An-
Ziehender so fördern wird, wie eine
'k-./J^ändige, seit Jahrhunderten, ja vielleicht
Jahrtausenden in Fleisch und Blut über-
i j,-%ene Kunst.
Slg11 vorbildliches Beispiel in der Beschrän-
kt!? den ihm zugehörigen Aufgabenkreis
s Thaulow-Museum in Kiel ge-
Werden. Dabei sind seine entwicklungs-
K un(j finanziellen Voraussetzungen
In erster Linie sei hier eine Anzahl Wand-
behänge in Leinenweberei, sogenannte „Beider-
wands“ aufgeführt, die nicht nur durch den
Reichtum der auf ihnen wiederkehrenden Ge-
stalten und Motive, sondern vor allem auch
durch die herrliche kompositorische Füllung
ihrer Flächen ausgezeichnet sind. An künst-
lerischem Wert stehen daneben ein paar
Dutzend gestickter Kissen aus der „Probstei“,
diesem an Volkskunst überreichen Winkel in
nächster Nähe von Kiel, nicht zurück, die, halb
Stickerei, halb Applikation, nicht nur in der
Feinheit der Technik und der Raumaufteilung,
sondern vor allem in der Wahl der Farben
ganz außergewöhnliche Leistungen darstellen.
Wir finden hier nicht wie sonst oft auf volks-
tümlichen Gegenständen ein Vorherrschen
greller, sondern vielmehr von düsteren, fast
mystischen Farben, ein gedämpftes Rot, ein
dezentes Blau, dazwischen ein leuchtendes
Gelb, ähnlich wie wir es z. B. auf Bildern Emil
Noldes finden (Abbildung S. 2). Wenn wir
neben diesen gestickten Kissen auch solche in
bergschiffes angefangen über die Schnitz-
arbeiten auf mittelalterlichen Möbeln, die uns
besonders aus den skandinavischen Ländern
bekannt sind, bis in die jüngste Zeit zu denken.
Die schleswig-holsteinische Keramik ist
vielleicht am bekanntesten, enthält aber auch
am wenigsten nur Bodenständiges. Nichts-
destoweniger muß im Thaulow - Museum auf
die ausgezeichnete Sammlung von Erzeug-
nissen der Kieler, Eckernförder, Stockelsdorfer
und Kellinghusener Fabriken hingewiesen
werden, die durchaus bedeutende Erzeugnisse
darstellen. Daneben dürfen aber auch nicht
die Probsteier Töpferarbeiten, echte und un-
verfälschte Erzeugnisse einer Hausindustrie,
vergessen werden.
Neben einer auserwählten Sammlung an
volkskundlichen Kostümen, an Kleingeräten,
an Bauernmalerien, Scherenschnitten und
Bindebriefen mag den modernen Kunstpäda-
gogen eine größere Anzahl etwa ein Jahr-
hundert alter Kinderzeichnungen aus der
Schule von Elsdorf interessieren, in denen wir
Kiel, Thaulow-Museum: Raum mit gestickten Probsteier Kissen
Smyrnatechnik finden und hören, daß Schles-
wig-Holstein und Skandinavien die einzigen
Gebiete Europas sind, in denen diese sonst nur
in Asien heimische Technik gebräuchlich ist,
so kommen wir fast in Versuchung, die Frage
aufzuwerfen, ob es nicht doch zwischen hier
und dort ältere und durch andere Kulturen
überdeckte Zusammenhänge gibt, von denen
sich Überbleibsel in den nördlichsten Winkeln
Europas erhalten haben.
Neben den Textilien sind es vor allem die
Holzarbeiten, die in diesem Gebiete eine über-
durchschnittlich hohe Kultur aufweisen. Zu
fast schon dieselben Vorzüge finden, die uns
auch heute dieses Gebiet so anziehend machen.
Neben diesen in Land und Boden wohl am
stärksten verwurzelten Kunstwerken dürfen
aber auch die übrigen Schätze des Museums
nicht vergessen werden, vor allem eine Reihe
Schleswig-Holsteinischer Wohnräume aus
Bürgerhäusern, Bauernstuben aus der Probstei
und aus der Wilstermarsch, eine ausgezeichnete
Möbelsammlung, von mittelalterlichen Truhen
und Wandschränken angefangen, über spät-
gotische Schankschiven bis zu den Renaissance-
und Barockmöbeln, die das unverkennbare Vor-
die ihnen ent-
Vor allem gilt
die durch ein
eine größere Anzahl deutscher Pro-
^Uiuseen kennt, wird die Erfahrung ge-
s%ht haben, daß nicht alle die ihnen ent-
gehende Aufgabe erfüllen.
für diejenigen Museen, __„„
^zliches Aufblühen der sie finanziell tragen-
weit entfernt davon, um günstig bezeich-
net werden zu können. Hervorgegangen
aus der Sammlung schleswig-holsteinischer
Holzarbeiten des Kieler Philosophieprofessors
Gustav Thaulow, dessen Sammlung 1878 von
der Provinz Schleswig-Holstein übernommen
55, East 57th Street
VI. JAHRGANG, Nr. 33
D I E
ART^teWORLD
LMONDEtAKTS
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT
früher:
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
ÖAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
b
^scheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
^erün W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
.ailkkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
. erkn W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
145512; Paris 118732; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
SER BÜRO : 23, nie Claude-Pouillet, Paris 17% Tel.: Wagram 91-60
WERTHEIM-BiBLOGRAPH IKON
•hh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512
Das Kieler
Thaulow - Museum
zialen Charakter, der von dem Wiederschein
lübeckischer, hamburgischer oder holländischer
Kunstleistungen lebt, nie vollständig über-
winden konnte, in den Kunstgegenständen
volkstümlichen Ursprungs Stücke von so
hohem künstlerischen Wert, daß sie den
Leistungen der Hochkunst anderer Länder und
Gebiete vollkommen ebenbürtig an die Seite
gestellt werden können.
den wertvollsten Arbeiten gehören hier, neben
Möbeln, besonders Stühle mit geschnitzten und
ausgehobenen Rückenlehnen (Abbildung S. 2),
ein paar Dutzend Mangelbretter in Kerb-
schnittechnik und ebenso ausgezeichnete
Webekämme, die größtenteils Bemalung auf-
weisen. Auch bei diesen Stücken liegt es
wieder nahe, an eine ununterbrochene Tradi-
tion von den Schnitzereien der Zeit eines Ose-
NEW-YORK
INC.
und in ein eigens dazu errichtetes Gebäude
übertragen wurde, mußte es die ersten beiden
Jahrzehnte seines Bestehens eigentlich in voll-
ständiger Passivität verbringen, da es von der
Provinz fast überhaupt keine finanziellen Zu-
schüsse bekam. Zudem bestand die Thaulow-
sche Sammlung teilweise aus von Möbeln und
anderen Gegenständen abmontierten Zier-
stücken, die in neue Möbel eingebaut waren.
Ein planmäßiger Ausbau der Sammlung setzte
erst 1897 und 1900 unter den Direktoren
Jürgen H a u n t und Gustav Brandt ein. Die
eigentlich vorbildliche Leitung scheint das Mu-
seum aber erst 1920 durch seinen gegenwär-
tigen Direktor, Ernst Sauermann, der
vorher schon längere Zeit dem Flensburger
Museum vorgestanden hatte, bekommen zu
haben.
Sauermann sah seine Aufgabe darin, daß er
das Hauptgewicht des Museums auf die Volks-
kunst legte. Es wurden dadurch die anderen
Gebiete nicht vernachlässigt, aber es zeigte
sich, daß die Stärke Schleswig-Holsteins, des
Gebietes Deutschlands, in dem die Ausgrabun-
gen der letzten Jahrzehnte eine überraschend
hochstehende ursprüngliche Kultur ans Tages-
licht gebracht haben, bis in relativ junge Zeit
auf dem Gebiete der eigentlich volkstümlichen
Kunst gelegen hat. So findet man hier, wäh-
rend die sogenannte Hochkunst ihren provin-
Kiel, Thaul o w-Museum : Silberkammer
k
U Städte oder Provinzen zu irgend einem
lavt"inkt in Versuchung geraten sind, ihren
V begrenzten Aufgabenkreis zu sprengen
sich nach dem Vorbilde der Hauptstädte
k/^öimelstätten mit internationalem Cha-
zu machen. Dabei scheint man zweierlei
%j6ssen zu haben: nämlich, daß die kleinen
6 in ihren Anschaffungsmitteln auf die
mit den Großstädten doch nicht konkur-
können und daß daher alle Versuche,
■«Ij den Anschein eines großstädtischen Mu-
Wd® zu geben, doch nur Stückwerk bleiben
andrerseits, daß sowohl für den hei-
wie für den fremden Besucher gerade
■k bodenständige Kunst die stärksten An-
ngspunkte enthält. Für den Auswärtigen,
iif _?r> wenn er in eine fremde Stadt kommt,
dort heimische Kunst das größte In-
haben wird, für den einheimischen
k nichts anderes die breite Masse
tagender und aus dem Museumsbesuch An-
Ziehender so fördern wird, wie eine
'k-./J^ändige, seit Jahrhunderten, ja vielleicht
Jahrtausenden in Fleisch und Blut über-
i j,-%ene Kunst.
Slg11 vorbildliches Beispiel in der Beschrän-
kt!? den ihm zugehörigen Aufgabenkreis
s Thaulow-Museum in Kiel ge-
Werden. Dabei sind seine entwicklungs-
K un(j finanziellen Voraussetzungen
In erster Linie sei hier eine Anzahl Wand-
behänge in Leinenweberei, sogenannte „Beider-
wands“ aufgeführt, die nicht nur durch den
Reichtum der auf ihnen wiederkehrenden Ge-
stalten und Motive, sondern vor allem auch
durch die herrliche kompositorische Füllung
ihrer Flächen ausgezeichnet sind. An künst-
lerischem Wert stehen daneben ein paar
Dutzend gestickter Kissen aus der „Probstei“,
diesem an Volkskunst überreichen Winkel in
nächster Nähe von Kiel, nicht zurück, die, halb
Stickerei, halb Applikation, nicht nur in der
Feinheit der Technik und der Raumaufteilung,
sondern vor allem in der Wahl der Farben
ganz außergewöhnliche Leistungen darstellen.
Wir finden hier nicht wie sonst oft auf volks-
tümlichen Gegenständen ein Vorherrschen
greller, sondern vielmehr von düsteren, fast
mystischen Farben, ein gedämpftes Rot, ein
dezentes Blau, dazwischen ein leuchtendes
Gelb, ähnlich wie wir es z. B. auf Bildern Emil
Noldes finden (Abbildung S. 2). Wenn wir
neben diesen gestickten Kissen auch solche in
bergschiffes angefangen über die Schnitz-
arbeiten auf mittelalterlichen Möbeln, die uns
besonders aus den skandinavischen Ländern
bekannt sind, bis in die jüngste Zeit zu denken.
Die schleswig-holsteinische Keramik ist
vielleicht am bekanntesten, enthält aber auch
am wenigsten nur Bodenständiges. Nichts-
destoweniger muß im Thaulow - Museum auf
die ausgezeichnete Sammlung von Erzeug-
nissen der Kieler, Eckernförder, Stockelsdorfer
und Kellinghusener Fabriken hingewiesen
werden, die durchaus bedeutende Erzeugnisse
darstellen. Daneben dürfen aber auch nicht
die Probsteier Töpferarbeiten, echte und un-
verfälschte Erzeugnisse einer Hausindustrie,
vergessen werden.
Neben einer auserwählten Sammlung an
volkskundlichen Kostümen, an Kleingeräten,
an Bauernmalerien, Scherenschnitten und
Bindebriefen mag den modernen Kunstpäda-
gogen eine größere Anzahl etwa ein Jahr-
hundert alter Kinderzeichnungen aus der
Schule von Elsdorf interessieren, in denen wir
Kiel, Thaulow-Museum: Raum mit gestickten Probsteier Kissen
Smyrnatechnik finden und hören, daß Schles-
wig-Holstein und Skandinavien die einzigen
Gebiete Europas sind, in denen diese sonst nur
in Asien heimische Technik gebräuchlich ist,
so kommen wir fast in Versuchung, die Frage
aufzuwerfen, ob es nicht doch zwischen hier
und dort ältere und durch andere Kulturen
überdeckte Zusammenhänge gibt, von denen
sich Überbleibsel in den nördlichsten Winkeln
Europas erhalten haben.
Neben den Textilien sind es vor allem die
Holzarbeiten, die in diesem Gebiete eine über-
durchschnittlich hohe Kultur aufweisen. Zu
fast schon dieselben Vorzüge finden, die uns
auch heute dieses Gebiet so anziehend machen.
Neben diesen in Land und Boden wohl am
stärksten verwurzelten Kunstwerken dürfen
aber auch die übrigen Schätze des Museums
nicht vergessen werden, vor allem eine Reihe
Schleswig-Holsteinischer Wohnräume aus
Bürgerhäusern, Bauernstuben aus der Probstei
und aus der Wilstermarsch, eine ausgezeichnete
Möbelsammlung, von mittelalterlichen Truhen
und Wandschränken angefangen, über spät-
gotische Schankschiven bis zu den Renaissance-
und Barockmöbeln, die das unverkennbare Vor-
die ihnen ent-
Vor allem gilt
die durch ein
eine größere Anzahl deutscher Pro-
^Uiuseen kennt, wird die Erfahrung ge-
s%ht haben, daß nicht alle die ihnen ent-
gehende Aufgabe erfüllen.
für diejenigen Museen, __„„
^zliches Aufblühen der sie finanziell tragen-
weit entfernt davon, um günstig bezeich-
net werden zu können. Hervorgegangen
aus der Sammlung schleswig-holsteinischer
Holzarbeiten des Kieler Philosophieprofessors
Gustav Thaulow, dessen Sammlung 1878 von
der Provinz Schleswig-Holstein übernommen
55, East 57th Street