2
DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 33 vom 14. August
dringen holländischen Formgefühls um diese
Zeit zeigen. Außerdem besitzt das Thaulow-
Museum auch noch eine große Zahl mittel-
alterlicher Holzskulpturen, die von einer be-
deutenden Höhe auch auf diesem Gebiete der
Holztechnik sprechen, darunter einen spätro-
manischen Michael unbekannter Herkunft, eine
sitzende Madonna aus Olderup um 1250, eine
monumentale Kreuzigungsgruppe aus Kosel
vom Ende des 13. Jahrhunderts und eine, der
Zeit nach schon ins 14. Jahrhundert zu ver¬
setzende, dem Typus und der Form nach noch
ganz in der Romanik wurzelnden Serie Von
Aposteln mit dem thronenden Christus aus
Odenbüll auf der Insel Nordstrand. Aus spät-
gotischer Zeit ist neben einigen Altären, deren
spätere schon den Einfluß der gleichzeitigen
Lübecker Plastik aufweisen, ein selbst noch in
seinen Resten überaus edel wirkendes Stück,
die Königstochter aus einer St. Jürgengruppe
um 1470, ein in dieser Gegend ganz besonders
beliebtes Motiv, erwähnenswert.
Dr. Ferdinand Eckhardt
Auktionsvorberichte
Gräflich
Erbach’sehe Waffensammlung
Luzern, Vorb. 6-/7. Sept.
Den Hauptbestandteil der dritten Luzerner
Sommerversteigerung der GalerieFischer
in Gemeinschaft mit dem Kun st haus Pro
Arte (Basel), die am 6. und 7. September im
Hotel National stattfindet (vgl. „Weltkunst“
Nr. 31 u. 32), bildet die berühmte Waffen-
sammlung der Grafen Erbach aus dem Ritter-
saal des Schlosses Erbach im Odenwald. Die
Sammlung, die zu den schönsten alten Waffen-
besitzen Deutschlands rechnet, ist vor allem,
neben der Aufnahme im Denkmälerinventar,
durch das große Tafelwerk von H. Müller-
llickler (1926) bekannt geworden, auf das auch
die wissenschaftlichen Angaben des von Dr. E.
A. Geßler bearbeiteten illustrierten Katalogs
der Auktionsfirmen zurückgehen. Es können
an dieser Stelle nur einige der Hauptstücke
dieser Sammlung hervorgehoben werden. Unter
den Griffwaffen findet man einen wun-
dervoll gravierten und silberplattierten Prunk-
stoßdegen des Hofgesindes des Kurfürsten
Christian II. von Sachsen, eine Dresdener Gold-
schmiedearbeit des 16. Jahrhunderts, ■— ferner
einen Hirschfänger des berühmten Mailänder
Klingenschmieds und Tausiators Antonio Pic-
cinino aus der Mitte desselben Jahrhunderts
und einen Hirschfänger aus dem Besitze
Friedrichs des Großen, der sich einst im Ber-
liner Zeughaus befand (Abbildung in
Nr. 32 der „Weltkunst“). Unter den Stan-
Inhalt Nr. 33
Dr. F. Eckhardt:
Das Kieler Thaulow-Museum (m. 4 Abb.) . .1,2
Auktionsvorberichte. 2
Gräflich Erbachsche Waffensammlung
Ausstellungen:
Dr. E. M. Hajos, Deutsche Handzeich-
nungen in Budapest (m. 2 Abb.). 2
Dr. B. Lasch, Europäisches Porzellan aus
Düsseldorfer Privatbesitz (m. Abb.) . . . . 2, 3
Dr. J. Zarnowski, Vincennes ..... 3
Das Atelier von Delacroix. 3
Ausstellungen der Woche. 3
A u k t i o n s k a 1 e n d e r. 3
Nachrichten von überall (m. 2 Abb.) 4
A p r o p o s : Der gesunde Menschenverstand . 4
Abbildungen:
Kiel, Thaulow-Museum: Silberkammer . . . 1
„ , „ : Raum mit gestickten
Probsteier Kissen. . 1
„ , ,. : Rückseite eines Stuh-
lesausOstenfeld. 1813 2
„ , „ : GesticktesKissen aus
der Probstei .... 2
Feuerbach: Iphigenie.2
H. v. Maries: ..Huldigung“.2
Porzellan-Affe. Wien.3
Carus: Aufgehender Mond.3
Le Corbusier: Mietshaus.4
Kuan-Yin, China, Tang .4
gen Waffen fallen vor allem einige seltene
Typen von Fuß-Streitäxten und Streithämmern
auf, bei den Pulverwaffen eine wahr-
scheinlich aus dem Braunschweiger Arsenal
stammende Radschloßpistole des 16. Jahrhun-
derts. Bei den Schutzwaffen findet man
das Hauptstück der Sammlung, den vollkom-
menen Maximilianischen Feldharnisch um
1520—30, dessen Roß-Stirne wir in Nr. 31 ab-
bildeten. Ein derartiges Stück ist heute außer-
halb der großen Museen kaum mehr anzu-
treffen, die Vollständigkeit der Erhaltung und
die Schönheit der ornamentalen Behandlung
machen es gleicherweise sammlerisch wie
künstlerisch zu einem Objekt ersten Ranges.
Zu nennen sind in dieser Gruppe weiterhin ein
Feldharnisch um 1500, ein anderer, der wahr-
scheinlich eine Arbeit des Augsburger Platt-
ners Desiderius Col-
mann aus der Mitte des
16. Jahrhunderts dar-
stellt, mehrere Helme,
Pavesen und Rund-
schilde. Ebenfalls aus
dem Schlosse Erbach
stammt eine Reihe von
Grabsteinen des 14. und
15. Jahrhunderts und
ein Bronze-Aquamanile
des 14. Jahrhunderts.
Es folgt eine Waf-
fensammlung aus
bayerischem Adelsbe-
sitz, die größtenteils
Schußwaffen, Arm-
bruste , Radschloßge-
wehre und Pistolen
samt Zubehör umfaßt,
ferner einige weitere
Schutz- und Trutzwaf-
fen, dabei der ganze
Feldharnisch des Her-
zogs von Braunschweig-
Lüneburg (1568—89).
Den zweiten Teil der
September - Versteige-
rung bestreiten Ge-
mälde, Skulpturen und
Antiquitäten. Unter den
Gemälden heben
wir hervor eine fran-
zösische Beweinung
Christi des frühen
15. Jahrhunderts und
eine wenig spätere, ver-
mutlich nordfranzösi-
sche Tafel „Christus
vor dem Hohenpriester “,
einige sienesische Al-
tarbilder des späten
Trecento, ein Bildnis
Heinrichs VIII. aus der
Nachfolge Holbeins so-
wie eine Oelskizze
„Bärenjagd“ von Ru-
bens; von neueren Mei-
stern sind u. a. Diaz,
Lepine, Boudin und
Trübner vertreten. Den
Beschluß bilden
Schweizer Graphik, Buchminiaturen
und Antiquitäten, darunter einige inter-
essante gotische Minnekästchen.
Antiquitäten, Gemälde
Berlin, Vorb. 15. August
Das Internationale Kunst- und
Auktions-Haus beginnt am 15. August
mit der neuen Saison. An diesem Tage gelangt
eine Wohnungseinrichtung, Klopstock-
straße 8, zur Versteigerung. Gemälde neuer
Meister, wie Werke von Ludwig von Hoff-
mann, Brendel, Mühlig, sowie komplette Zim-
mer und einige Antiquitäten befinden sich in
der Versteigerung.
Ende August gelangt Mobiliar, Kunst-
gewerbe und Gemälde alter und neuer Meister
in den Räumen des Kunst-Auktions-Hauses
zum Angebot.
Für den 6. September wird die Verstei-
gerung einer Villen-Einrichtung, Grünewald,
Paulsborner Straße 44, angekündigt. Gemälde
alter und neuer Meister, unter diesen ein be-
sonders schönes Bild von Zumbusch, eine große
allegorische Darstellung aus der Rubens-
Wer statt, Werke von Schreuer, Kotschen-
flal en Sie schon die
„WELTKUNST^
abonniert?
reiter, Brandes, Krausche, Wuttke, Schrader,
Hengeler, Dingler, Passini sowie eine Anzahl
von Luxusdrucken gelangen zum Ausgebot,
ferner eine große Anzahl von Perser Tep-
pichen, ein neuer Steinway-FIügel und kom-
plette Zimmer.
Rückseite eines Stuhles aus Ostenfeld. 1813
Thaulow-Museum, Kiel
Neuere Gemälde
München, Vorb. 30. August
Die am,, 30. August 1932 durch die
Galerie j H u g o Helbing geleitete
Auktion enthält eine Anzahl sehr interessanter
Feuerbach, Iphigenie
Budapest, Museum
Beispiele aus der neuesten Kunst fehlen l®1 L
fast völlig, doch über die letzten Jahrhund®
der deutschen Kunstentwicklung wird ein
lieh ausgezeichneter Ueberblick geboten.
Der Schwerpunkt der Ausstellung li®S
den Arbeiten der großen österreichis®
H. v. Marees, „Huldigung“
der bildenden Künste
Werke von Künstlern des 19. und 20. Jahr-
hunderts. Von Böcklin ist die „Verlassene
Venus“, über die H. A. Schmidt eingehendst
geschrieben hat, von H. Bürkel sind vier
Werke verschiedener Epochen zu nennen.
C. F. Deicker ist mit einem seiner beliebten
Jagdbilder vertreten, E. Grützrier mit einer
„Weinprobe“, Wilh. v. Kobell mit zwei kleinen
Aquarellen aus dem Oberbayerischen Gebirge,
Wilh. Leibi, mit der von Dr. E. Waldmann
besonders behandelten Naturstudie „Frau,
Mädchen und Hund“, ferner F. v. Lenbach,
Fr. Preller d. Ae., Ch. Schuch, Segantini,
C. Spitzweg u. a. Von Ausländern wären noch
J. Benlliure, F. Horner mit „Blick auf Rom“,
M. J. Makowski, A. v. Kowalski und E. Ver-
boeckhoven, zu nennen.
Ausstellungen
Handzeichnungen
in Budapest
In der Graphischen Abteilung des
Museums der bildenden Künste
findet in diesem Jahre die zweite große Aus-
stellung deutscher Handzeichnungen statt
(vgl. „Weltkunst“, Jg. V, Nr. 4). Frau
Dr. Edith Hoffmann, die Leiterin der
Abteilung, setzt damit ihr Programm, die Be-
stände an Handzeichnungen im Rahmen wech-
selnder Ausstellungen vorzuführen, weiter fort.
Das Material der Ausstellung beginnt zeitlich
um das Jahr 1650 und erstreckt sich bis in die
Gegenwart. Während das 18. Jahrhundert in
der Sammlung durch die ehemaligen Fürstlich
Esterhäzyschen Bestände sehr reich vertreten
wird, erscheint das 19. Jahrhundert etwas un-
gleichmäßig und lückenhaft. Aus diesem
Schadow, Füger, M®1'^
...:g
Barockmeister, die auch in Ungarn
waren, an erster Stelle Maulbertsch, KreH®^
Schmidt, Gran, Troger usw. Die Blätter
zum größten Teil Studien zu ausgefüht“ (
Fresken und Altargemälden. '■-'"-tret
sind Chodowiecki, ‘
Dann folgen die Nazarener
Landschaften von J. A. Koch,
frühes Blatt von L. Richter. _ _
Glanzstück bildet G. D. Friedrichs feingez®1'
netes „Meeresufer“. Rudolf von Alts
aquarellierte Budapester Ansichten dientet
Vorlagen zu den beiden von X. Samiu’“![t',
lithographierten Werken, die unter dem
„Malerische Ansichten von Ofen und Pest'1.
Jahre 1845 erschienen. Sehr reizvoll .
die flotten Zeichnungen Und Aquarelle Au^
von Pettenhofens, dieses österreichis®*1^,
Schwärmers der ungarischen FlachlandschW
der in Szolnok an der Theiß — das.ein ha*Dr
Jahrhundert später durch seine KünS^6,
kolonie für die Entwicklung der neueren uw^
rischen Malerei besondere Bedeutung ge"*a J
— seine schönsten Puszta-Bilder, Pferde- ö j.,
Volkszenen malte. Die Menzel, Leibi, Fe%S
bach (siehe Abbildung), Böcklin, Ma^
(u. a. Studien zu dem „Idyllen“-Zyklus,
Abbildung) sind zum größten Teil erl®s p
Stücke aus der Majovszkyschen Sammlung-^
der großen Reihe der Liebermanns bef1”^.
sich auch eine Vorstudie zu dem Berliner
Porträt von 1904. Dr. E. M.
Gut vertr®1.
und Italien istA
Preller und .
Ein besonn®.
tcP
Europäisches Porzello11
aus Düsseldorfer Priv^
besitz
Im Museum H e t j e n s , der Kera#1’^
Abteilung des Städtischen Kunstmuseum8
Gesticktes Kissen aus der Probstei
Thaulow-Museum, Kiel
Grunde wurde auch diesmal nicht, wie in den
vorangegangenen Ausstellungen, das gesamte
Material einer Epoche gezeigt, sondern nur
eine Auswahl, die durch Leihgaben aus der
vorzüglichen Sammlung von Handzeichnungen
des 19. Jahrhunderts von Paul von Ma-
jo v s z k y glücklich ergänzt werden konnte.
St 4”-
Düsseldorf, befindet sich bis Ende Aug^
Ausstellung europäischen Porzellans a ße
seldorfer Privatsammlungen und aus „veiwg
sitz des Kunstmuseums. Die weit ver je
Entwicklung der Porzellanindustr1 eJ}ge
18. Jahrhunderts ließ sich in J
Rahmen natürlich nur flüchtig ande
DIE WELTKUNST
Jahrg. VI, Nr. 33 vom 14. August
dringen holländischen Formgefühls um diese
Zeit zeigen. Außerdem besitzt das Thaulow-
Museum auch noch eine große Zahl mittel-
alterlicher Holzskulpturen, die von einer be-
deutenden Höhe auch auf diesem Gebiete der
Holztechnik sprechen, darunter einen spätro-
manischen Michael unbekannter Herkunft, eine
sitzende Madonna aus Olderup um 1250, eine
monumentale Kreuzigungsgruppe aus Kosel
vom Ende des 13. Jahrhunderts und eine, der
Zeit nach schon ins 14. Jahrhundert zu ver¬
setzende, dem Typus und der Form nach noch
ganz in der Romanik wurzelnden Serie Von
Aposteln mit dem thronenden Christus aus
Odenbüll auf der Insel Nordstrand. Aus spät-
gotischer Zeit ist neben einigen Altären, deren
spätere schon den Einfluß der gleichzeitigen
Lübecker Plastik aufweisen, ein selbst noch in
seinen Resten überaus edel wirkendes Stück,
die Königstochter aus einer St. Jürgengruppe
um 1470, ein in dieser Gegend ganz besonders
beliebtes Motiv, erwähnenswert.
Dr. Ferdinand Eckhardt
Auktionsvorberichte
Gräflich
Erbach’sehe Waffensammlung
Luzern, Vorb. 6-/7. Sept.
Den Hauptbestandteil der dritten Luzerner
Sommerversteigerung der GalerieFischer
in Gemeinschaft mit dem Kun st haus Pro
Arte (Basel), die am 6. und 7. September im
Hotel National stattfindet (vgl. „Weltkunst“
Nr. 31 u. 32), bildet die berühmte Waffen-
sammlung der Grafen Erbach aus dem Ritter-
saal des Schlosses Erbach im Odenwald. Die
Sammlung, die zu den schönsten alten Waffen-
besitzen Deutschlands rechnet, ist vor allem,
neben der Aufnahme im Denkmälerinventar,
durch das große Tafelwerk von H. Müller-
llickler (1926) bekannt geworden, auf das auch
die wissenschaftlichen Angaben des von Dr. E.
A. Geßler bearbeiteten illustrierten Katalogs
der Auktionsfirmen zurückgehen. Es können
an dieser Stelle nur einige der Hauptstücke
dieser Sammlung hervorgehoben werden. Unter
den Griffwaffen findet man einen wun-
dervoll gravierten und silberplattierten Prunk-
stoßdegen des Hofgesindes des Kurfürsten
Christian II. von Sachsen, eine Dresdener Gold-
schmiedearbeit des 16. Jahrhunderts, ■— ferner
einen Hirschfänger des berühmten Mailänder
Klingenschmieds und Tausiators Antonio Pic-
cinino aus der Mitte desselben Jahrhunderts
und einen Hirschfänger aus dem Besitze
Friedrichs des Großen, der sich einst im Ber-
liner Zeughaus befand (Abbildung in
Nr. 32 der „Weltkunst“). Unter den Stan-
Inhalt Nr. 33
Dr. F. Eckhardt:
Das Kieler Thaulow-Museum (m. 4 Abb.) . .1,2
Auktionsvorberichte. 2
Gräflich Erbachsche Waffensammlung
Ausstellungen:
Dr. E. M. Hajos, Deutsche Handzeich-
nungen in Budapest (m. 2 Abb.). 2
Dr. B. Lasch, Europäisches Porzellan aus
Düsseldorfer Privatbesitz (m. Abb.) . . . . 2, 3
Dr. J. Zarnowski, Vincennes ..... 3
Das Atelier von Delacroix. 3
Ausstellungen der Woche. 3
A u k t i o n s k a 1 e n d e r. 3
Nachrichten von überall (m. 2 Abb.) 4
A p r o p o s : Der gesunde Menschenverstand . 4
Abbildungen:
Kiel, Thaulow-Museum: Silberkammer . . . 1
„ , „ : Raum mit gestickten
Probsteier Kissen. . 1
„ , ,. : Rückseite eines Stuh-
lesausOstenfeld. 1813 2
„ , „ : GesticktesKissen aus
der Probstei .... 2
Feuerbach: Iphigenie.2
H. v. Maries: ..Huldigung“.2
Porzellan-Affe. Wien.3
Carus: Aufgehender Mond.3
Le Corbusier: Mietshaus.4
Kuan-Yin, China, Tang .4
gen Waffen fallen vor allem einige seltene
Typen von Fuß-Streitäxten und Streithämmern
auf, bei den Pulverwaffen eine wahr-
scheinlich aus dem Braunschweiger Arsenal
stammende Radschloßpistole des 16. Jahrhun-
derts. Bei den Schutzwaffen findet man
das Hauptstück der Sammlung, den vollkom-
menen Maximilianischen Feldharnisch um
1520—30, dessen Roß-Stirne wir in Nr. 31 ab-
bildeten. Ein derartiges Stück ist heute außer-
halb der großen Museen kaum mehr anzu-
treffen, die Vollständigkeit der Erhaltung und
die Schönheit der ornamentalen Behandlung
machen es gleicherweise sammlerisch wie
künstlerisch zu einem Objekt ersten Ranges.
Zu nennen sind in dieser Gruppe weiterhin ein
Feldharnisch um 1500, ein anderer, der wahr-
scheinlich eine Arbeit des Augsburger Platt-
ners Desiderius Col-
mann aus der Mitte des
16. Jahrhunderts dar-
stellt, mehrere Helme,
Pavesen und Rund-
schilde. Ebenfalls aus
dem Schlosse Erbach
stammt eine Reihe von
Grabsteinen des 14. und
15. Jahrhunderts und
ein Bronze-Aquamanile
des 14. Jahrhunderts.
Es folgt eine Waf-
fensammlung aus
bayerischem Adelsbe-
sitz, die größtenteils
Schußwaffen, Arm-
bruste , Radschloßge-
wehre und Pistolen
samt Zubehör umfaßt,
ferner einige weitere
Schutz- und Trutzwaf-
fen, dabei der ganze
Feldharnisch des Her-
zogs von Braunschweig-
Lüneburg (1568—89).
Den zweiten Teil der
September - Versteige-
rung bestreiten Ge-
mälde, Skulpturen und
Antiquitäten. Unter den
Gemälden heben
wir hervor eine fran-
zösische Beweinung
Christi des frühen
15. Jahrhunderts und
eine wenig spätere, ver-
mutlich nordfranzösi-
sche Tafel „Christus
vor dem Hohenpriester “,
einige sienesische Al-
tarbilder des späten
Trecento, ein Bildnis
Heinrichs VIII. aus der
Nachfolge Holbeins so-
wie eine Oelskizze
„Bärenjagd“ von Ru-
bens; von neueren Mei-
stern sind u. a. Diaz,
Lepine, Boudin und
Trübner vertreten. Den
Beschluß bilden
Schweizer Graphik, Buchminiaturen
und Antiquitäten, darunter einige inter-
essante gotische Minnekästchen.
Antiquitäten, Gemälde
Berlin, Vorb. 15. August
Das Internationale Kunst- und
Auktions-Haus beginnt am 15. August
mit der neuen Saison. An diesem Tage gelangt
eine Wohnungseinrichtung, Klopstock-
straße 8, zur Versteigerung. Gemälde neuer
Meister, wie Werke von Ludwig von Hoff-
mann, Brendel, Mühlig, sowie komplette Zim-
mer und einige Antiquitäten befinden sich in
der Versteigerung.
Ende August gelangt Mobiliar, Kunst-
gewerbe und Gemälde alter und neuer Meister
in den Räumen des Kunst-Auktions-Hauses
zum Angebot.
Für den 6. September wird die Verstei-
gerung einer Villen-Einrichtung, Grünewald,
Paulsborner Straße 44, angekündigt. Gemälde
alter und neuer Meister, unter diesen ein be-
sonders schönes Bild von Zumbusch, eine große
allegorische Darstellung aus der Rubens-
Wer statt, Werke von Schreuer, Kotschen-
flal en Sie schon die
„WELTKUNST^
abonniert?
reiter, Brandes, Krausche, Wuttke, Schrader,
Hengeler, Dingler, Passini sowie eine Anzahl
von Luxusdrucken gelangen zum Ausgebot,
ferner eine große Anzahl von Perser Tep-
pichen, ein neuer Steinway-FIügel und kom-
plette Zimmer.
Rückseite eines Stuhles aus Ostenfeld. 1813
Thaulow-Museum, Kiel
Neuere Gemälde
München, Vorb. 30. August
Die am,, 30. August 1932 durch die
Galerie j H u g o Helbing geleitete
Auktion enthält eine Anzahl sehr interessanter
Feuerbach, Iphigenie
Budapest, Museum
Beispiele aus der neuesten Kunst fehlen l®1 L
fast völlig, doch über die letzten Jahrhund®
der deutschen Kunstentwicklung wird ein
lieh ausgezeichneter Ueberblick geboten.
Der Schwerpunkt der Ausstellung li®S
den Arbeiten der großen österreichis®
H. v. Marees, „Huldigung“
der bildenden Künste
Werke von Künstlern des 19. und 20. Jahr-
hunderts. Von Böcklin ist die „Verlassene
Venus“, über die H. A. Schmidt eingehendst
geschrieben hat, von H. Bürkel sind vier
Werke verschiedener Epochen zu nennen.
C. F. Deicker ist mit einem seiner beliebten
Jagdbilder vertreten, E. Grützrier mit einer
„Weinprobe“, Wilh. v. Kobell mit zwei kleinen
Aquarellen aus dem Oberbayerischen Gebirge,
Wilh. Leibi, mit der von Dr. E. Waldmann
besonders behandelten Naturstudie „Frau,
Mädchen und Hund“, ferner F. v. Lenbach,
Fr. Preller d. Ae., Ch. Schuch, Segantini,
C. Spitzweg u. a. Von Ausländern wären noch
J. Benlliure, F. Horner mit „Blick auf Rom“,
M. J. Makowski, A. v. Kowalski und E. Ver-
boeckhoven, zu nennen.
Ausstellungen
Handzeichnungen
in Budapest
In der Graphischen Abteilung des
Museums der bildenden Künste
findet in diesem Jahre die zweite große Aus-
stellung deutscher Handzeichnungen statt
(vgl. „Weltkunst“, Jg. V, Nr. 4). Frau
Dr. Edith Hoffmann, die Leiterin der
Abteilung, setzt damit ihr Programm, die Be-
stände an Handzeichnungen im Rahmen wech-
selnder Ausstellungen vorzuführen, weiter fort.
Das Material der Ausstellung beginnt zeitlich
um das Jahr 1650 und erstreckt sich bis in die
Gegenwart. Während das 18. Jahrhundert in
der Sammlung durch die ehemaligen Fürstlich
Esterhäzyschen Bestände sehr reich vertreten
wird, erscheint das 19. Jahrhundert etwas un-
gleichmäßig und lückenhaft. Aus diesem
Schadow, Füger, M®1'^
...:g
Barockmeister, die auch in Ungarn
waren, an erster Stelle Maulbertsch, KreH®^
Schmidt, Gran, Troger usw. Die Blätter
zum größten Teil Studien zu ausgefüht“ (
Fresken und Altargemälden. '■-'"-tret
sind Chodowiecki, ‘
Dann folgen die Nazarener
Landschaften von J. A. Koch,
frühes Blatt von L. Richter. _ _
Glanzstück bildet G. D. Friedrichs feingez®1'
netes „Meeresufer“. Rudolf von Alts
aquarellierte Budapester Ansichten dientet
Vorlagen zu den beiden von X. Samiu’“![t',
lithographierten Werken, die unter dem
„Malerische Ansichten von Ofen und Pest'1.
Jahre 1845 erschienen. Sehr reizvoll .
die flotten Zeichnungen Und Aquarelle Au^
von Pettenhofens, dieses österreichis®*1^,
Schwärmers der ungarischen FlachlandschW
der in Szolnok an der Theiß — das.ein ha*Dr
Jahrhundert später durch seine KünS^6,
kolonie für die Entwicklung der neueren uw^
rischen Malerei besondere Bedeutung ge"*a J
— seine schönsten Puszta-Bilder, Pferde- ö j.,
Volkszenen malte. Die Menzel, Leibi, Fe%S
bach (siehe Abbildung), Böcklin, Ma^
(u. a. Studien zu dem „Idyllen“-Zyklus,
Abbildung) sind zum größten Teil erl®s p
Stücke aus der Majovszkyschen Sammlung-^
der großen Reihe der Liebermanns bef1”^.
sich auch eine Vorstudie zu dem Berliner
Porträt von 1904. Dr. E. M.
Gut vertr®1.
und Italien istA
Preller und .
Ein besonn®.
tcP
Europäisches Porzello11
aus Düsseldorfer Priv^
besitz
Im Museum H e t j e n s , der Kera#1’^
Abteilung des Städtischen Kunstmuseum8
Gesticktes Kissen aus der Probstei
Thaulow-Museum, Kiel
Grunde wurde auch diesmal nicht, wie in den
vorangegangenen Ausstellungen, das gesamte
Material einer Epoche gezeigt, sondern nur
eine Auswahl, die durch Leihgaben aus der
vorzüglichen Sammlung von Handzeichnungen
des 19. Jahrhunderts von Paul von Ma-
jo v s z k y glücklich ergänzt werden konnte.
St 4”-
Düsseldorf, befindet sich bis Ende Aug^
Ausstellung europäischen Porzellans a ße
seldorfer Privatsammlungen und aus „veiwg
sitz des Kunstmuseums. Die weit ver je
Entwicklung der Porzellanindustr1 eJ}ge
18. Jahrhunderts ließ sich in J
Rahmen natürlich nur flüchtig ande