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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 27 (3. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0165
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VI. JAHRGANG, Nr. 27


D I E

3> JULI 1932

ARvTö/fAüW^ORLt) ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT LMONDErfsARTS

ÖAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

^scheint jeden Sonntag im Wei t k u n s t-Verl a g , G.m.b.H.,
^erlinW62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»,
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führten Länder sfrs. 7 ; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM-BIBLOGRAPHIKON

*hh. Dr. Hans Wertheim

Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier

Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512



entsandten F - B e r i c h t e r s t a 11 e r

Brummer

NEW-YORK

INC

Landshuter
(Abbildung
sie werden
offenbaren.

in
Inn
Mit
man

M. Gen. d. Bibiographikon Wertheim, Berlin
Trausnitz

ist anzunelimen, daß er Altbayer war, sicher
hat er Reisen gemacht und wahrscheinlich
war er auch in Italien, wie man aus der Be-
einflussung durch Mantegna schließen darf.
Seit wann er am Hofe Ludwigs X. in Lands-
hut arbeitet, wissen wir nicht; 1516 taucht sein
Name zum ersten Male und 1530 zum letzten
Male in den Archiven auf, im ganzen fünfmal.
Dazu 1513 und 1515 in Abrechnungen für die
Altäre in St. Kastulus und St. Johannes in
Moosburg. Aus den Akten über das Grabmal
Kaiser Maximilians in der Hofkirche zu Inns-
bruck geht hervor, daß 1518 der Meister Hans
Neuberger (soll Leinberger heißen), Bildhauer
zu Landshut 18 Zentner Messing (Bronze) er-
halten hat. Daraus schließt man mit Recht,
daß er an diesem Grabmal mitgearbeitet hat:
das Standbild Rudolfs von Habsburg ist von
ihm geformt. Gegossen hat es freilich St.
Gadl in Innsbruck, denn wir erfahren äußer¬

ln engerer Beziehung zu unserem Thema
steht die Stadtresidenz, die Herzog Ludwig X.
in den Jahren 1536—43 nach dem Vorbilde des
Palazzo Ducale in Mantua als ersten Re-
naissancebau in Deutschland errichten und
mit Wandmalereien und Skulpturen schmücken
ließ. In ihren herrlichen Räumen hat die
Ausstellung Aufnahme gefunden.
Es entspricht dem Stolze der spätmittel-
alterlichen Bürgerschaft, daß sie nicht hinter
den Fürsten Zurückbleiben wollte. Um den
Markt in seiner ganzen Länge reiht sich Pa-
lazzo an Palazzo mit schönen Lauben zu ein-
drucksvollem Bilde bürgerlicher Wohlhaben-
heit und Kunstsinnes. Der erwachende Bür-
gersinn nahm auch den Bau der Kirchen in
eigene Regie, und Landshut sicherte sich den
bedeutendsten Baumeister süddeutscher Spät-
gotik : Meister Hans den Stet-
hai m e r.
Über sein Leben wissen wir sehr wenig.
Seine Geburtsstadt ist Burghausen an der
Salzach, sein Epitaph an der Martinskirche in
Landshut verkündet uns, daß er 1432 am Lau-

Etwas ganz Einzigartiges ist die Lein-
b e r g e r - Ausstellung. Wohl hat man eine
Reihe seiner starken Bildwerke in den Museen
und da und dort in Kirchen gekannt. Daß aber
ihre Vereinigung eine solche Klärung und die
systematische Absuchung der Kirchen des
Landes eine solche Fülle von Neuem bringen
würden, hätte niemand voraussehen können.
Dank der Initiative der Stadt Landshut, die
den 400. Todestag ihres Meisters feiern wollte,
steht das Werk Leinbergers nun in einer Ge-
schlossenheit vor uns wie bei wenigen Plasti-
kern dieser frühen Zeit.
Von der Person des Künstlers wissen wir
fast noch weniger als von der Stethaimers. Es

Von unserem nach Landshut

Hans Leinberger, Taufe Christi. 1515
Berlin, Deutsches Museum
Ausstellung — Exposition — Exhibition: Landshut, Stadtresidenz

Landshut, Martinskirche mit Burg
nach Georg Hoefnagel, 1578

rentiustage
vielleicht von seinem Sohne Hans dem Stein-
metz — zeigt uns das unter der Last des
Erbärmdebildes niedergebeugte Haupt des
alten Meisters, die scharf geprägten Züge
lassen auf Versonnenheit und Eigenwilligkeit
schließen. Auf der Inschrifttafel werden
seine hauptsächlichsten Bauten genannt, dar-

des Meisters und seine
Variieren des Themas mit
Interesse verfolgen lassen,
in die beiden

unter ist sein Wappen — zwei mit der Spitze
gegeneinanderstehende Winkelmaße — ein-
gehauen.
Man kann als sicher annehmen, daß Stet-
haimer in der Bauhütte der berühmten Dom-
baumeister von Prag, der Parier, und auch
vielleicht in Norddeutschland (Backsteinbau-
weise!) gelernt hat. Sein frühestes Werk ist
die Karmeliterkirche in Straubing (vollendet
1430), ihr folgt sein Hauptwerk, der Martins-
dom in Landshut, der bis auf den Turm — mit
seinen 137 Metern der höchste ausgebaute
Turm Deutschlands — bei seinem Tode voll-
endet war, es folgt die Heiliggeistkirche in
Landshut, deren Vollendung (1468) der
Meister ebenfalls nicht
mehr erleben sollte,
darauf der gewaltige
Chor der Franziskaner¬
kirche in Salzburg, die
Nikolauskirche in Neu-
ötting, deren Bau 1430
nach Vollendung des
Chores unterbrochen
und erst 1621 nach den
Plänen des Meisters be ¬
endet wurde, es folgt
schließlich der Umbau
der Jakobskirche
Wasserburg am
(vollendet 1478).
Sicherheit muß
ihm noch die mächtige
St. Jakobskirche in
Straubing zuerkennen,
während wir in der
Kirche zu Pichelsdorf
in Oberösterreich den
kühnen Geist des Mei¬
sters nicht zu erkennen
vermögen. Ein tragi¬
sches Geschick ist es,
daß Stethaimer nur die
Vollendung eines einzi¬
gen seiner Bauten er-
lebt hat. Sein Werk
und seine Schule haben
aber nicht nur in Bay¬
ern, sondern darüber
hmaus noch lange ihre
tiefe Wirkung ausgeübt.
Stetheimer ist der
Schöpfer der gotischen
Hallenkirche, deren
mächtiges Dach über
kühnen, von schlank¬
aufstrebenden Säulen
getragenen Gewölben
steht. Das weite Schiff
wird umgeben von einem Kranz niederer Ka-
pellen, über denen hohe Fenster für eine
Durchflutung mit Licht an Stelle des früheren
Halbdunkels sorgen. Eine neue Zeit kommt
sinnfällig in ihren Kirchen zum Ausdruck.
Die Ausstellung, um die sich Dr. Eckhardt
und Regierungsbaumeister Ernst Jäger ver-
dient gemacht haben, bringt die Bauten Stet-
haimers in großen, oft geradezu künstleri-
schen photographischen Aufnahmen und in
Plänen im einheitlichen Maßstabe 1 :100. In
ihrer Folge ist sie so übersichtlich, daß sich
die Entwicklung
Fruchtbarkeit im
stets steigendem
Dann soll man
Kirchen gehen, den Martinsdom
Seite 2) und die Hl. Geistkirche:
uns die Größe dieses Baumeisters
*

Das bedeutsamste künstlerische Ereignis
jleses Jahres spielt sich in der kleinen Stadt
^■hdshut an der Isar ab. Aber diese Klein-
?adt war dereinst die reichste Residenz
f^Utschlands, damals als die „reichen Her-
,.'Ve“ Heinrich, Ludwig und Georg dort mit
J'fschwenderi scher Pracht ihren Hof hielten,
^zu die Silberbergwerke Tirols und die Salz-
Df werke des Salzkammergutes die Mittel
gierten. Wir hören von einem gewaltigen
V*tnief auf dem Marktplatz, wo 70 Ritter um
Kleinod von 6000 Gulden Wert kämpften,
’’ir hören von pompösen Hochzeitsfeiern Her-
Ulrichs von Württemberg mit Elisabeth
Bayern-Landshut, Ludwigs des Reichen
Amalie von Sachsen und namentlich
<"'!,rgs des Reichen mit der polnischen Königs-
echter Hedwig, woran die Erinnerung bis
UeUte nicht erloschen ist und als „Landshuter
j’Vhzeit“ alljährlich gefeiert wird. Es er-
Z^ert an die große Zeit der Stadt die mäch-
Veste Trausnitz ob Landshut (Abbildung
e^en), deren Ausstattung im Stile der italie-
s<-hen Renaissance — insbesondere die von

s^aramen^en Dekorationen — in der
loj^tgeschichte ihren Platz hat, und deren
^^’^che Kapelle schlechthin ein Kleinod
werden muß. Auf dem Söller dieser
hat Gustav Adolph den Befehl zur Zer-
Landshuts zurückgenommen, be-
6rt durch das herrliche Stadtbild, das sich
Blicken bot.

Landshut die Stadt der Gotik
Ausstellung Hans Leinberger - Hans Stethaimer

55, East 57th Street
 
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