24. JANUAR 1932
VI. JAHRGANG, Nr. 4
D I E
ARToftheWORLD
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT
NST
LMONDEffeARTS
DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 118732; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
PARISER BÜRO : 23, rue Claude-Pouillet, Paris 17e, Tel.: Wagram 91-60
früher:
Redaktion, Verlag und Leses aal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
He RAU S GEBER DR. J. I. VON SAXE
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50: Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
WERTHEIM : DAS BIBLOGRAPHIKON
Berlin w 9, leipziger str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst
Ausstellung türkischer Kunst
in der Wiener Secession
Von Dr. K u r t BI
Die Wiener Secession eröffnete am
15. Januar unter dem Titel „Sieben Jahr-
hunderte türkischer Kunst“ eine lange und
— der heutigen Zeitlage entsprechend — unter
schwierigen Umständen vorbereitete Schau, in
der eine zusammenfassende Übersicht
türkischen Kunstschaffens gegeben werden
soll. Hatte die Vereinigung im Laufe der
letzten Jahre, zum Teil in Verbindung mit dem
Verein der Museumsfreunde, schon ver-
schiedene Ausstellungen herausgebracht, deren
jede ein bestimmtes Kapitel europäischer
Kunstentwicklung zum Thema hatte, so wird
nun in dieser Ausstellung östliche Kunst in
auserlesenen Beispielen gezeigt werden. Die
Behandlung türkischer Kunst in Ausstellungs-
form ist schon lange fällig; Wien scheint in
historischem und kulturellem Sinne berufen,
diese Forderung zu erfüllen, und dies um. so
mehr, als die einzelnen Wiener Museen eine
Fülle wertvollster Arbeiten türkischer Kunst
bergen. Die Bestände, die den Museen Wiens
und den privaten Sammlungen entnommen
sind, werden durch interessante Leihgaben er-
gänzt, welche die Museen von Istanbul zur
Verfügung gestellt haben. Unter diesen sind
Werke sowohl seldschukischer als auch
osmanischer Zeit, welche beiden Zeitperioden
diese Ausstellung in ihren Kunstäußerungen
umschreiben will. Aus dem Altertumsmuseum
in Istanbul stammt ein hölzernes Koranpult,
das seinerzeit aus Konya in den Tschinili Kiosk
gebracht worden ist: reich verschlungene
Kreisblattranken an den unteren Teilen stehen
streng in doppelter Rahmenfügung ange-
ordneter Schrift der oberen Hälften gegen-
über. Die Schrift nennt den Namen des Seld-
schukensultans Keykavus, der Mitte des
13. Jahrhunderts herrschte. Ein zweites Stück
dieser Zeit ist ein Teppichfragment, das zu
den frühesten erhaltenen Knüpfteppichen ge-
hört, die wir kennen. Es eröffnet die Reihe
der türkischen Teppiche, mit seinen starren,
geometrischen Ornamenten, noch auf die ur-
auensteiner
sprüngliche nomadenhafte Kultur der Türk-
völker weisend, während ihm aus der Blüte-
zeit osmanischer Teppichmanufaktur der
schöne Gebetsteppich aus dem Österreichischen
Museum gegenübersteht, der ungeachtet des
farbenreichen Schwelgens in Blüten- und
Blättermustern die Haltung im Ton der Farben
und im abgewogenen Aufbau der Ornamente
wahrt. So verbindet dieses Stück aus dem
IG. Jahrhundert trotz stilistischer Weiterent-
wicklung einen Sinn, der die Einheitlichkeit
türkischer Kunst zeigt. Diesen Teppich er-
gänzt, die Anwendung derselben reichen
Ornamentik in goldversetztem Seidengewebe
aufweisend, das prunkvolle Zeremonienkleid
des Sultans Bajesid II., geliehen vom Museum
des Top Kapu Serai in Istanbul (A b -
bildung nebenst.). Es ist ein Unikum der
Seidenmanufakturen von Brussa, gearbeitet zu
Ende des 15. Jahrhunderts. Auch das Museum
für türkische und islamische Kunst in Istanbul
(früher Ewkafmuseum) ist mit Textilien,
Schmuckstücken und einem miniierten Be-
lehnungsferman vertreten; alles zusammen
eine kleine Zahl besonders wertvoller Arbeiten,
die erstmalig außerhalb der Türkei gezeigt
werden. Die aus Wien stammenden Objekte
sind dem Kunsthistorischen Museum, dem
Österreichischen Museum für Kunst und Indu-
strie, dem Historischen Museum der Stadt
Wien, dem Heeresmuseum und dem Museum
für Völkerkunde entnommen. Sie zeigen in
dieser vorübergehenden Vereinigung, was alles
an besten Beispielen türkischen Kunstgewerbes
Wien besitzt. Wertvoll erscheint es, daß auch
deponierte Gegenstände zur Aufstellung ge-
langen, so hervorragender Besitz aus der
Sattelkammer des Schönbrunner Schlosses,
ferner Zeltteile, die durch den mit Rot, Grün
und Gold gewebten Stoff auffallen. Keramiken
sind, außer Fliesenplatten in Privatbesitz, aus
dem Österreichischen Museum gekommen.
Waffen und Kriegsgerät, das naturgemäß
zahlreich zur Verfügung stand, wurde aus-
Mit Erlaubnis der Generaldirektion
der Museen von Istanbul
Zeremonienkleid des Sultans Bajesid II.
Museum des Top Kapu Serai, Instanbul
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Secession, Wien
schließlich nach seinem künstlerischen Er-
scheinungswert ausgewählt und aufgestellt.
Deren Vereinigung mit anderem türkischen
Kunstgewerbe ergänzt das Bild türkischer
Kunst vor allem in der Richtung, daß die
glückliche Grenzenlosigkeit solchen Kunst-
schaffens bezüglich des Materials und des
Gegenstandes gezeigt wird. Wir erkennen
seinen Wert, der nicht in der differenzierten
Ausbildung einzelner Kunstzweige liegt, son-
dern sich in einer gleich intensiven künst-
lerischen Durchdringung aller Lebensäuße-
rungen erfüllt. Es ist lehrreich, von den in
der Ausstellung vereinigten Stücken einen
Blick auf die Kollektion von Photographien
seldschukischer und osmanischer Architektur
zu werfen, die in einem Raum untergebracht
ist, um hier das eben Gesagte bestätigt zu
finden. — Die Bedeutung der Ausstellung liegt
nicht nur darin, daß mit diesem Unternehmen
wieder ein abgegrenztes Gebiet islamischer
Kunst gezeigt und so auch in seinem Kunst-
charakter von Verwandtem geschieden wird;
sie ist auch darin zu sehen, daß uns hier die
Kunst eines Volkes ersteht das in seiner Kultur
den Wechsel vom wandernden Reitervolk zum
Volk, das in Städten wohnt, durchgemacht hat.
Dadurch erhält diese Kunst eine besondere
Note, die andere Kulturkreise, selbst inner-
halb des expansionsreichen Islam, nicht be-
sitzen, und macht die Ausstellung türkischer
Kunst außer durch den Genuß der hier ver-
sammelten Qualitäten auch in problematischem
Sinne fruchtbar.
Die Ausstellung türkischer Kunst in
Wien geht in anderer Richtung, als etwa
diejenige über persische Kunst in London
1&31. Schon bezüglich der Zahl ihrer Bestände
und der entlegenen Orte, aus denen sie herbei-
geschafft worden waren, kann sich die per-
sische Ausstellung mit der Wiener nicht in
eine Reihe gestellt wissen. Dann aber ist es
auch die Auffassung der Kunstwerke, welche
sie unterscheidet. Während London die wissen-
schaftliche Seite in den Vordergrund stellte,
legt die Wiener Ausstellung auch Gewicht auf
eine künstlerische Erfassung der Gegenstände,
die sich in der Art und Weise der Aufstellung,
d. i. der Konzipierung der Kunstwerke in
einem ihnen nicht naturverbundenen Raum,
geltend macht. Ein orientalisches Kunstwerk
braucht nicht „romantisch“ aufgestellt zu wer-
den und kann in einer entsprechenden Be-
J. & S. GOLDSCHMIDT
Maäsesste. 15
PABIS
12 W, IBsässy Jas
KIEW TOIRES
TS©, CTSÄ Aw»®
ANTIQUITÄTEN
Antike Möbel und Plastik • Renaissance-Bronzen
Oriental. Keramik ■ Ausgrabungen• Aubusson-Teppiche
AUSSTELLUNG
KURFÜRSTENSTRASSE 79, ECKE KEITHSTRASSE
Sonnabend, den 30. Januar 1932, 10—2, 3—7 Uhr
Montag, den 1. Februar 1932, 10—2, 3—7 Uhr
GEMÄLDE ALTER UND NEUER MEISTER
Beuts, van Ceulen, P. Claesz, Coninxloo, Corinth, Corot, Courbet, Diaz,
Duffen, Eicklenberg, Feistenberger, Forain, Göricault, van Gogh, van
Goyen, Guillaumin, Guys, D.Hals, de Heem, Huymans, Jongkind, Jor-
daens, Kalf, Kokoschka, Kröner, Kuhnert, van Laer, Toulouse-Lautrec,
van Lint, Miereveldt, Monet, Monticelli, Netscher, J. van Noort,
Palamedesz, Ribot, Rousseau, Rubens, Ruysch, Seghers, Sieberechts,
Sisley, Slawona, Tischbein, Valkenborgh, van de Velde, Vinckeboons,
Vlaminck, de Vlieger, E. Vonck, D. Vos, Wouwerman u. v. a.
LUXUSDRUCKE
SAMMLUNG S„ BERLIN
UND ANDERER SAMMLERBESITZ
VERSTEIGERUNG
KURFÜRSTENSTRASSE 79, ECKE KEITHSTRASSE
Dienstag, den 2. Februar 1932, ab 10 Uhr, ab 4 Uhr
INTERNATIONALES KUNST- UND AUKTIONS-HAUS G.M.B.H.
Berlin W62, Kurfürstenstraße 79 (Ecke Keithstraße) • Telefon: B 5 Barbarossa 8838-39 • Telegramm-Adresse: Interkunst Berlin
BRUNNER caLLERV NEW-YORK
55, East 57th Street
VI. JAHRGANG, Nr. 4
D I E
ARToftheWORLD
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT
NST
LMONDEffeARTS
DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 118732; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
PARISER BÜRO : 23, rue Claude-Pouillet, Paris 17e, Tel.: Wagram 91-60
früher:
Redaktion, Verlag und Leses aal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
He RAU S GEBER DR. J. I. VON SAXE
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50: Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
WERTHEIM : DAS BIBLOGRAPHIKON
Berlin w 9, leipziger str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst
Ausstellung türkischer Kunst
in der Wiener Secession
Von Dr. K u r t BI
Die Wiener Secession eröffnete am
15. Januar unter dem Titel „Sieben Jahr-
hunderte türkischer Kunst“ eine lange und
— der heutigen Zeitlage entsprechend — unter
schwierigen Umständen vorbereitete Schau, in
der eine zusammenfassende Übersicht
türkischen Kunstschaffens gegeben werden
soll. Hatte die Vereinigung im Laufe der
letzten Jahre, zum Teil in Verbindung mit dem
Verein der Museumsfreunde, schon ver-
schiedene Ausstellungen herausgebracht, deren
jede ein bestimmtes Kapitel europäischer
Kunstentwicklung zum Thema hatte, so wird
nun in dieser Ausstellung östliche Kunst in
auserlesenen Beispielen gezeigt werden. Die
Behandlung türkischer Kunst in Ausstellungs-
form ist schon lange fällig; Wien scheint in
historischem und kulturellem Sinne berufen,
diese Forderung zu erfüllen, und dies um. so
mehr, als die einzelnen Wiener Museen eine
Fülle wertvollster Arbeiten türkischer Kunst
bergen. Die Bestände, die den Museen Wiens
und den privaten Sammlungen entnommen
sind, werden durch interessante Leihgaben er-
gänzt, welche die Museen von Istanbul zur
Verfügung gestellt haben. Unter diesen sind
Werke sowohl seldschukischer als auch
osmanischer Zeit, welche beiden Zeitperioden
diese Ausstellung in ihren Kunstäußerungen
umschreiben will. Aus dem Altertumsmuseum
in Istanbul stammt ein hölzernes Koranpult,
das seinerzeit aus Konya in den Tschinili Kiosk
gebracht worden ist: reich verschlungene
Kreisblattranken an den unteren Teilen stehen
streng in doppelter Rahmenfügung ange-
ordneter Schrift der oberen Hälften gegen-
über. Die Schrift nennt den Namen des Seld-
schukensultans Keykavus, der Mitte des
13. Jahrhunderts herrschte. Ein zweites Stück
dieser Zeit ist ein Teppichfragment, das zu
den frühesten erhaltenen Knüpfteppichen ge-
hört, die wir kennen. Es eröffnet die Reihe
der türkischen Teppiche, mit seinen starren,
geometrischen Ornamenten, noch auf die ur-
auensteiner
sprüngliche nomadenhafte Kultur der Türk-
völker weisend, während ihm aus der Blüte-
zeit osmanischer Teppichmanufaktur der
schöne Gebetsteppich aus dem Österreichischen
Museum gegenübersteht, der ungeachtet des
farbenreichen Schwelgens in Blüten- und
Blättermustern die Haltung im Ton der Farben
und im abgewogenen Aufbau der Ornamente
wahrt. So verbindet dieses Stück aus dem
IG. Jahrhundert trotz stilistischer Weiterent-
wicklung einen Sinn, der die Einheitlichkeit
türkischer Kunst zeigt. Diesen Teppich er-
gänzt, die Anwendung derselben reichen
Ornamentik in goldversetztem Seidengewebe
aufweisend, das prunkvolle Zeremonienkleid
des Sultans Bajesid II., geliehen vom Museum
des Top Kapu Serai in Istanbul (A b -
bildung nebenst.). Es ist ein Unikum der
Seidenmanufakturen von Brussa, gearbeitet zu
Ende des 15. Jahrhunderts. Auch das Museum
für türkische und islamische Kunst in Istanbul
(früher Ewkafmuseum) ist mit Textilien,
Schmuckstücken und einem miniierten Be-
lehnungsferman vertreten; alles zusammen
eine kleine Zahl besonders wertvoller Arbeiten,
die erstmalig außerhalb der Türkei gezeigt
werden. Die aus Wien stammenden Objekte
sind dem Kunsthistorischen Museum, dem
Österreichischen Museum für Kunst und Indu-
strie, dem Historischen Museum der Stadt
Wien, dem Heeresmuseum und dem Museum
für Völkerkunde entnommen. Sie zeigen in
dieser vorübergehenden Vereinigung, was alles
an besten Beispielen türkischen Kunstgewerbes
Wien besitzt. Wertvoll erscheint es, daß auch
deponierte Gegenstände zur Aufstellung ge-
langen, so hervorragender Besitz aus der
Sattelkammer des Schönbrunner Schlosses,
ferner Zeltteile, die durch den mit Rot, Grün
und Gold gewebten Stoff auffallen. Keramiken
sind, außer Fliesenplatten in Privatbesitz, aus
dem Österreichischen Museum gekommen.
Waffen und Kriegsgerät, das naturgemäß
zahlreich zur Verfügung stand, wurde aus-
Mit Erlaubnis der Generaldirektion
der Museen von Istanbul
Zeremonienkleid des Sultans Bajesid II.
Museum des Top Kapu Serai, Instanbul
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Secession, Wien
schließlich nach seinem künstlerischen Er-
scheinungswert ausgewählt und aufgestellt.
Deren Vereinigung mit anderem türkischen
Kunstgewerbe ergänzt das Bild türkischer
Kunst vor allem in der Richtung, daß die
glückliche Grenzenlosigkeit solchen Kunst-
schaffens bezüglich des Materials und des
Gegenstandes gezeigt wird. Wir erkennen
seinen Wert, der nicht in der differenzierten
Ausbildung einzelner Kunstzweige liegt, son-
dern sich in einer gleich intensiven künst-
lerischen Durchdringung aller Lebensäuße-
rungen erfüllt. Es ist lehrreich, von den in
der Ausstellung vereinigten Stücken einen
Blick auf die Kollektion von Photographien
seldschukischer und osmanischer Architektur
zu werfen, die in einem Raum untergebracht
ist, um hier das eben Gesagte bestätigt zu
finden. — Die Bedeutung der Ausstellung liegt
nicht nur darin, daß mit diesem Unternehmen
wieder ein abgegrenztes Gebiet islamischer
Kunst gezeigt und so auch in seinem Kunst-
charakter von Verwandtem geschieden wird;
sie ist auch darin zu sehen, daß uns hier die
Kunst eines Volkes ersteht das in seiner Kultur
den Wechsel vom wandernden Reitervolk zum
Volk, das in Städten wohnt, durchgemacht hat.
Dadurch erhält diese Kunst eine besondere
Note, die andere Kulturkreise, selbst inner-
halb des expansionsreichen Islam, nicht be-
sitzen, und macht die Ausstellung türkischer
Kunst außer durch den Genuß der hier ver-
sammelten Qualitäten auch in problematischem
Sinne fruchtbar.
Die Ausstellung türkischer Kunst in
Wien geht in anderer Richtung, als etwa
diejenige über persische Kunst in London
1&31. Schon bezüglich der Zahl ihrer Bestände
und der entlegenen Orte, aus denen sie herbei-
geschafft worden waren, kann sich die per-
sische Ausstellung mit der Wiener nicht in
eine Reihe gestellt wissen. Dann aber ist es
auch die Auffassung der Kunstwerke, welche
sie unterscheidet. Während London die wissen-
schaftliche Seite in den Vordergrund stellte,
legt die Wiener Ausstellung auch Gewicht auf
eine künstlerische Erfassung der Gegenstände,
die sich in der Art und Weise der Aufstellung,
d. i. der Konzipierung der Kunstwerke in
einem ihnen nicht naturverbundenen Raum,
geltend macht. Ein orientalisches Kunstwerk
braucht nicht „romantisch“ aufgestellt zu wer-
den und kann in einer entsprechenden Be-
J. & S. GOLDSCHMIDT
Maäsesste. 15
PABIS
12 W, IBsässy Jas
KIEW TOIRES
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Antike Möbel und Plastik • Renaissance-Bronzen
Oriental. Keramik ■ Ausgrabungen• Aubusson-Teppiche
AUSSTELLUNG
KURFÜRSTENSTRASSE 79, ECKE KEITHSTRASSE
Sonnabend, den 30. Januar 1932, 10—2, 3—7 Uhr
Montag, den 1. Februar 1932, 10—2, 3—7 Uhr
GEMÄLDE ALTER UND NEUER MEISTER
Beuts, van Ceulen, P. Claesz, Coninxloo, Corinth, Corot, Courbet, Diaz,
Duffen, Eicklenberg, Feistenberger, Forain, Göricault, van Gogh, van
Goyen, Guillaumin, Guys, D.Hals, de Heem, Huymans, Jongkind, Jor-
daens, Kalf, Kokoschka, Kröner, Kuhnert, van Laer, Toulouse-Lautrec,
van Lint, Miereveldt, Monet, Monticelli, Netscher, J. van Noort,
Palamedesz, Ribot, Rousseau, Rubens, Ruysch, Seghers, Sieberechts,
Sisley, Slawona, Tischbein, Valkenborgh, van de Velde, Vinckeboons,
Vlaminck, de Vlieger, E. Vonck, D. Vos, Wouwerman u. v. a.
LUXUSDRUCKE
SAMMLUNG S„ BERLIN
UND ANDERER SAMMLERBESITZ
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KURFÜRSTENSTRASSE 79, ECKE KEITHSTRASSE
Dienstag, den 2. Februar 1932, ab 10 Uhr, ab 4 Uhr
INTERNATIONALES KUNST- UND AUKTIONS-HAUS G.M.B.H.
Berlin W62, Kurfürstenstraße 79 (Ecke Keithstraße) • Telefon: B 5 Barbarossa 8838-39 • Telegramm-Adresse: Interkunst Berlin
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