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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 16 (17. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0103
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APRIL 1932

VI. JAHRGANG, Nr. 16


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ARTofrteWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

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LMONDE^AKES

^AS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMME LGEBIETE UND IHREN MARKT

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^Scheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
^linW62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»,
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Herausgeber Dr. J. I. von Saxe

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reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM : DAS


IBLOGRAPHIKON


Berlin W 9,

Leipziger Str.

Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Restaurieren
von Büchern
Von Dr. Hans Hof

k..In dem nämlichen Maße, in welchem eine
^bersehbare Reihe von Drucken in Würdi-
V’k ihrer Eigenschaft als Denkmäler der
^tliteratur, wegen ihres künstlerischen Ge-
J^ges und aus anderen Gründen zu hohen,
|<> *h Teil internationalen Werten mit der
jj^'geerscheinung erhoben worden sind, daß
n staunenswerte Opfer gebracht werden —
denke beispielsweise an die Bewertung
Anzahl von Wiegendrucken, der Bühnen-
^^atur des Elisabethanischen Zeitalters, der
^en Drucke entdeckungsgeschichtlichen In-
tel '—' wächst das Verlangen nach ihrer
-glichen Behandlung von Tag zu Tag.
tjj Immer wieder -wird in der Öffentlichkeit
Frage aufgeworfen, wie insbesondere
i ^j6ckenerscheinungen aller Art, mit denen
<], - Drucke im Laufe der Zeit behaftet wor-
v- sind, beizukommen sei, und immer wieder
^.5* — selbst in einer hochstehenden Fach-
'■Schrift ist das noch unlängst geschehen —
! ^..Se Frage mit einem, den Fachmann
'h'gstigenden Dilettantismus beantwortet.
K öas Wesen dieses Dilettantismus besteht im
s®ntlichen darin, daß er die Entstehungs-
li)j.achen eines Teils dieser Fleckenerschei-
j völlig verkennt und daß deshalb die
ihm schematisch empfohlenen Mittel einen
nicht herbeiführen können, wobei an-
tej,11 St sei, daß gewisse empfohlene Mittel in
| K Sand des Laien die damit behandelten
fh.pig' außerordentlich gefährden können und
! ijj die Tätigkeit des Restaurators reiche
^hrung voraussetzt.
ip Ahe diese Berater befinden sich noch heute
[ SiJ6tl.er naiven Auffassung, mit welcher, offen-
i Üblich lediglich von der Erfahrung aus-
Wjte^d, daß die Sonnenstrahlen bleichende
i ng haben, der junge Goethe und seine
X-,q!’’*'f‘Ster an die Schäden herangetreten sind,
den in Kupfer gestochenen „Römischen
^Pekten“ ihres Vaters geworden waren.
>te 7Letztere waren nach Goethes Mitteilung
I’uch von Wahrheit und Dichtung „ver-
’ * und „unscheinbar“ geworden und die
^ehwister Goethe haben geglaubt, diesen
durch ein „Bleichen“ der Stiche, das
dadurch beheben zu können, daß sie die
^„7er befeuchtet und danach der Sonne aus-
j haben.
! 16 * * * * vöHig- das Wesen aller Fleckenerschei-
'tenü511 Anwendung solcher Methoden ver-
wird, mag aus den folgenden an-
ngsweisen Ausführungen erhellen:
muß davon ausgegangen werden, daß
■ "auptarten von Flecken zu unterscheiden
wpi' 61nmai diejenigen, welche auf die alte
J'A^b’äkation zurückzuführen sind, sodann
^te^jAcken, welche sich als Folge unachtsamer
■ is. mlung erweisen, sei es, daß ein Druck

mit Schmutzsubstanzen irgendwelcher Art oder
beispielsweise Öl, Tinte u. a. in Verbindung ge-
bracht worden ist.
Insoweit Flecken infolge der bis etwa in
das erste Viertel des 19. Jahrhunderts hinein
üblichen Papierfabrikation hervorgerufen
worden sind, steht es damit wie folgt:
Bis zu dem gedachten Zeitpunkt erhielten
die fertigen Blätter einen Überzug von Tier-
leim und wurden danach getrocknet.
Diese sogenannte Oberflächenleimung hat
im Verlaufe der Zeit chemische Veränderungen
erfahren, welche sich in einem Vergilben des
Papiers äußert.

Richtung der vordringenden Feuchtigkeit ver-
schoben wird. Entsprechend dem Grad der
bestehenden Vergilbung bilden sich hierdurch
gelbe bis braune Flecken, welche als „Wasser-
flecken“ bezeichnet werden.
Wenn die Einwirkung von Feuchtigkeit auf
die Bildung von Wasserflecken beschränkt
bleibt, wird lediglich das ästhetische Empfin-
den in Mitleidenschaft gezogen. Die Ein-
wirkung von Feuchtigkeit kann aber erheblich
bedenklichere Weiterungen mit sich bringen.
Der feucht gewordene Leim auf der Ober-
fläche der alten Druckpapiere stellt unter ge-
wissen Voraussetzungen einen ausgezeichneten

sich als Auswirkung von Eisenverbindungen,
welche durch Verwendung eisenhaltigen
Wassers in die Papiermasse gelangt sind.
Auch diese Flecken weisen gelbe bis braune
Färbung auf, wobei Fälle auftreten, bei denen
der Druck in seinem ganzen Umfang mehr
oder weniger gebräunt worden ist.
Die gedachten Mikroorganismen üben die
Wirkung aus, daß sie die Druckauflage und
das Papiergefüge lockern und beim Fort-
schreiten dieses Prozesses einen Zerfall der
Papierfasern herbeiführen, welcher als Ver-
moderung bezeichnet wird. Nach wieder statt-
gehabter Austrocknung pflegt das vermoderte


V I B N N AB P A N N O-
N I AB PER IOAN
NEM SINGR&-
N l V M. ANNO
M, D. XX.

EXPBNS4S PROPRUS.



Johannes Singrinus, Wien 1520.

Schlußblatt vor und nach der Reinigung

Sofern diese Vergilbung einen gewissen
Grad nicht übersteigt, verleiht sie dem Papier
eine das Auge angenehm berührende warme
Tönung, welche als Patina bezeichnet wird.
Infolge der dem alten Papier mehr oder
weniger eigenen Saugfähigkeit kann nun die
Einwirkung feuchter Luft Fleckenerschei-
nungen verschiedener Art herbeiführen.
Die Feuchtigkeit dringt von den Buch-
rändern aus in das Innere des Buches ein,
wodurch Leim in Lösung gebracht und in der

Nährboden für Mikroorganismen, insbesondere
für Schimmelpilze dar, welche sich darauf an-
siedeln. Zur Entwicklung gelangt, ver-
ursachen letztere Flecken in gelber, brauner,
grauer und schwärzlicher Farbe in der Größe
eines Punktes bis zu beträchtlichem Umfang.
Die gedachten Färbungen können eine der-
artige Intensität annehmen, daß die Druck-
schrift darin bis zur Unleserlichkeit versinkt.
Eine dritte mit der alten Papierfabrikation
zusammenhängende Art von Flecken erweist

Papier in Fetzen oder staubförmig wie Zunder
zu zerfallen.
Alle diese Flecken kommen einzeln und
vergesellschaftet vor.
Bezüglich der Feuchtigkeit, welche diese
Wirkung hervorbringt, sei zum Beispiel an-
gefügt, daß sie ein längeres Eindringen feuch-
ter Luft in das Bücherzimmer bei dessen Lüf-
ten herbeiführen kann, oder, wie mir ein Fall
aus meiner Restaurationstätigkeit gezeigt hat,
die feuchte Luft sie hervorgerufen hat, welche

NEW-YORK

bERi.iN J« & S. GOLDSCHMIDT
ViMwiasa. 3-4
FRANKFURT
Kaiiseffste. IS 1:
Drummer rv
55, East 57th Street
 
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